Ungebildet, fett, männlich, doof. So stellt man sich gemeinhin einen Rechtsradikalen vor. Ein gefährlicher Trugschluss, der in Zeiten der rechten Faktenverdrehung fatale Konsequenzen hat. Denn hinter den grölenden, pöbelnden Massen stehen meist hochschulgebildete Scharfmacher, die ihr Gedankengut aus sehr eigennützigen wirtschaftlichen Gründen verbreiten – wie hierzulande ultrawirtschaftsliberale Ex-Bundesräte, die reihenweise Zeitungen aufkaufen …
Zunächst: Ratlosigkeit
Von solch gebildeten Männern bis hin zu den rechtsradikalen Horden ist oft kein sehr weiter Weg. Bloss ihn zu finden, ist manchmal schwierig. So ergeht es auch den Kommissaren aus Franken, Felix Voss (Fabian Hinrichs, der immer noch aussieht wie Roger Federers geheimer Zwilling) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel). Sie verzweifeln an einem Mordfall: Ein in Deutschland bestens integriertes, älteres libysches Geschwisterpaar lag tagelang erschlagen in einem Haus am Nürnberger Stadtrand. Alle anfänglichen Spuren zu rechtsextremen Kreisen verlaufen im Sand. Kurz danach kommt ein Polizist, ein enger Freund Ringelhahns, ums Leben – und am Tatort finden sich auch von ihm Spuren.
Cherchez la femme
Die eingangs erwähnten hochschulgebildeten Männer mit hauptsächlich aus Eigeninteresse rechtem Gedankengut beeinflussen nicht nur die dumpfen Massen. Sie haben auch Familie, haben Söhne, Töchter und Enkel … Genug gesagt. Nur noch so viel: Die Folge steigert sich nach anfänglichen Verwirrlichkeiten zu einem grossartig gespielten Showdown, in dem interessanterweise eben gerade nicht das «männlich, fett und dumm»-Klischee bedient wird.
Tatort «Ich töte niemand», 20.05 Uhr, SRF 1
Wertung: Vier Sterne von fünf