Haben Sie mal «Und ewig grüsst das Murmeltier» mit Bill Murray gesehen? Müssten Sie fast, um diesen «Tatort» zu verstehen. Denn auch Kommissar Murot (Ulrich Tukur) wacht jeden Morgen am exakt selben Tag auf, mit dem exakt selben Telefonanruf wegen einer Geiselnahme in einer Bank. Er stolpert über den exakt selben Pantoffel, er hat dieselben Interaktionen mit seinen Nachbarn, er wird regelmässig erschossen – und er erwacht erneut, mit demselben Telefonanruf. Seine anfängliche Arroganz weicht bald tiefer Verzweiflung. Und es stellt sich heraus: Kommissar Murot ist nicht der Einzige, der in diesem Zeitloop gefangen ist – dem lebensmüden Geiselnehmer geht es genauso.
Für einmal ist die Kopie fast besser als das Original: Bei Bill Murray und seinem ewigen Murmeltier geht es ja nur platt darum, die Liebe von Andie MacDowell zu gewinnen. Hier entspinnt sich hingegen nicht weniger als eine metaphysische Studie über die Sinnlosigkeit oder eben Sinnhaftigkeit des Lebens – und dabei schafft Tukur es, die ganze Bandbreite von Komik, Wut, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Durchhaltevermögen und Zuversicht durchzuexerzieren, ohne dass einem langweilig wird. Der Mann kann eben spielen. Und Slapstickelemente gibts obenauf. Was will man mehr!
Die einzige klitzekleine Kritik: Zum Schluss hin gibts leichte Längen. Mit einem konventionellen «Tatort» hat das nicht viel zu tun, weshalb die Folge die Zuschauer wohl ziemlich spalten wird. Tukur schlägt aber Bill Murray allemal um Längen.
Und übrigens: Auf Netflix gibts auch grade eine brillante Zeitloop-Serie: «Russian Doll» heisst sie.
Tatort: «Murot und das Murmeltier»,
20.05 Uhr, SRF 1,
Vier Sterne von fünf.