Susanne Wille moderiert heute die Digital-Sendung «Dataland»
«Ein Roboter wäre wohl pünktlicher als ich»

Susanne Wille (44) spricht darüber, wie die Digitalisierung auch ihr Leben prägt. Warum ein Roboter pünktlicher wäre als sie, dass ihre Kinder noch Bücher lesen und warum sie schlechte Erfahrungen mit einer Renn-App gemacht hat.
Publiziert: 21.11.2018 um 10:38 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2018 um 10:51 Uhr
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Düstere Zukunft oder ein Glücksfall für unsere Nation? Susanne Wille moderiert heute Abend eine nationale Sendung zum digitalen Wandel.
Foto: Oscar Alessio
Interview: Peter Padrutt

Was bedeutet die Digitalisierung für unsere Gesellschaft? Dieser Frage geht Susanne Wille (44) heute am nationalen Themenabend «Dataland: Die Zukunft der Schweiz» nach (SRF 1, 20.05 Uhr). Für BLICK beantwortet sie wichtige Fragen zur Sendung und erklärt, wie digital sie selber tickt.

BLICK: Was lernen wir, wenn wir die Sendung einschalten?
Susanne Wille: Wir wollen mit der Schweiz über unser Datenland sprechen. Es wird uns vor Augen geführt, welche Veränderungsmacht das Digitale in allen Lebensbereichen hat. Das ist unheimlich und faszinierend zugleich. Wir tauchen mit Dokumentarfilmen in den digitalen Wandel ein und suchen das Gespräch vor allem auch mit Jungen, die im Datenland der Zukunft leben werden. Und wir schauen, ob es mit der geballten Kraft der Menschen in allen Landesteilen der Schweiz gelingt, eine künstliche Intelligenz zu schlagen. 

Schwerpunkt der Sendung ist ein Dokfilm über künstliche Intelligenz. Haben Sie Angst, dass ein Roboter mal Ihren Job übernimmt?
Nein, wir setzen in «10vor10» ja auf Einordnung und Live-Gespräche. Auf Moderatorinnen und Moderatoren aus Fleisch und Blut, denen die Menschen vertrauen, die nahbar sind. Die sich auch mal versprechen dürfen. Das zeigt ja auch, dass wir live sind.

Sie sind eine kompetente Moderatorin. Trotzdem: Wo könnte Sie ein Roboter noch toppen?
Er könnte bei der Livesendung zu den eidgenössischen Wahlen nächstes Jahr die Resultate sofort verarbeiten. Diese gigantische Rechenpower hätte ich gerne. Der Roboter wäre wohl auch pünktlicher als ich. Ich komme immer auf den letzten Zacken ins Studio. Das krieg ich nicht weg. Übrigens: In der Schule schrieb ich als Kind in einem Aufsatz über das Jahr 2000. Ich glaubte, es sei bis dahin normal, einen richtigen Roboter im Haus zu haben. Ich lag mit meiner Prognose offensichtlich daneben. Denn: Heute steuern vielmehr künstliche Intelligenz und Algorithmen unzählige unserer Lebensbereiche im Hintergrund.

Wo im Alltag brauchen Sie digitale Hilfsmittel?
Ausser dem Smartphone habe ich kaum welche. Ich delegiere ungern an irgendwelche digitalen Helferchen. Ich war letztes Jahr via Renn-App mit einem Freund verbunden. Er trainierte aber so fleissig, dass ich nicht mithalten konnte. Also startete ich die App, als ich mal mit dem Auto unterwegs war. Die App schickte ihm dann das vermeintlich rekordverdächtige Resultat. Ich lieferte ein SMS nach mit einem Smiley und dem Text: «Ich steige aus.» Rennen tue ich immer noch, aber ohne App.

Kaufen Sie online ein oder noch in Geschäften?
Eigentlich viel lieber in Geschäften. Um Zeit zu sparen, auch online.

Wie vermitteln Sie Ihren Kindern die digitale Welt?
Sie entdecken sie von alleine. Aber ja, wir diskutieren oft darüber. Und ich sage gern, Daten leben länger als jeder Computer und jede Software. Daten gehen kaum kaputt. Dessen müssen sie sich bewusst sein. Sie sind digital unterwegs, aber sie lesen viel und: Ich muss mich beim Scrabblespielen langsam warm anziehen. Heisst, wir setzen bewusst auf analoge Kontrastprogramme.

Auf welchen Social-Media-Kanälen sind Sie aktiv? 
Auf Facebook, Twitter und seit kurzem auch auf Instagram. Für mich sind das wertvolle Kontakte zum Publikum. Früher sendeten wir nur, hatten quasi die alleinige Deutungshoheit. Heute kommen Rückmeldungen des Publikums in Echtzeit vor, während und nach einer Sendung. Ich bin viel näher am Publikum als früher, beantworte Fragen, stelle mich der Kritik, spüre, wie unsere Beiträge ankommen. Das finde ich grossartig. Aber: Der Druck im Newsgeschäft ist hoch. Es kostet auch Zeit, und ich entscheide je nachdem, wie aktiv ich auf Social Media sein will.

Susanne Wille: Von der Swissair zu SRF

Die Aargauerin Susanne Wille studierte Journalistik, Geschichte und Anglistik. Daneben arbeitete sie als Flugbegleiterin bei der Swissair, bevor sie 1999 Videojournalistin beim Aargauer Sender Tele M1 wurde. Von 2001 bis 2011 moderierte sie «10 vor 10». Danach wurde sie Bundeshaus-Korrespondentin. Ab 2013 arbeitete sie für die «Rundschau». Daneben moderierte sie zahlreiche Sondersendungen. 2016 kehrte sie zu «10 vor 10» zurück. Sie ist mit «Tagesschau»-Moderator Franz Fischlin (55) verheiratet, mit dem sie zwei Söhne und eine Tochter hat.

Die Aargauerin Susanne Wille studierte Journalistik, Geschichte und Anglistik. Daneben arbeitete sie als Flugbegleiterin bei der Swissair, bevor sie 1999 Videojournalistin beim Aargauer Sender Tele M1 wurde. Von 2001 bis 2011 moderierte sie «10 vor 10». Danach wurde sie Bundeshaus-Korrespondentin. Ab 2013 arbeitete sie für die «Rundschau». Daneben moderierte sie zahlreiche Sondersendungen. 2016 kehrte sie zu «10 vor 10» zurück. Sie ist mit «Tagesschau»-Moderator Franz Fischlin (55) verheiratet, mit dem sie zwei Söhne und eine Tochter hat.

Wann ärgert Sie digital?
Wenn das Digitale entmenschlicht und respektlos macht. Ich bin es gewohnt, Kritik einzustecken. Aber ich finde, es braucht bei allem im Leben einen guten Ton. Hart und unerbittlich diskutieren, ja gerne. Beleidigen, übereinander herziehen, Nein.

Wie sehr bedeutet das digitale Leben Stress?
Die berühmte FOMO, the fear of missing out (dt. die Angst, etwas zu verpassen)? Ja, das hat was. Vor allem im Newsgeschäft werden Informationen rund um die Uhr um den Globus gejagt. Aber für mich als Journalistin bedeutet die Digitalisierung in erster Linie Unabhängigkeit und Freiheit. Ich kann oft arbeiten, wo ich will, wann ich will. Für jene Menschen, die Angst haben, dass sie ihren Job an einen Roboter oder eine künstliche Intelligenz verlieren, bedeutet es Stress. Nicht umsonst heisst es, bei der industriellen Revolution war die Ausbeutung das Problem, bei der digitalen Revolution ist es die Bedeutungslosigkeit. Als Gesellschaft müssen wir hier Lösungen finden.

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