Streaming-Kolumne zu «13 Reasons Why»
Diese Brutalo-Szenen gehen zu weit

Wichtig und aufklärend oder reiner Horror-Voyeurismus? Die zweite Staffel der kontroversen Netflix-Serie «13 Reasons Why» enthält verstörende Szenen.
Publiziert: 15.06.2018 um 21:44 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:30 Uhr
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Vanja Kadic

Achtung, diese Kritik enthält Spoiler!

Es gibt Geschichten, die irgendwann einfach zu Ende erzählt sind. Doch die künstliche Verlängerung und nervige, unnötige Erzählstränge sind nicht das Hauptproblem der zweiten Staffel von «13 Reasons Why». In der kontroversen Netflix-Serie, die sich um den Suizid von Teenager Hannah Baker (Katherine Langford) dreht, geht es auch in der zweiten Runde um Selbstmord, sexuelle Gewalt, Waffen, Drogenmissbrauch, Selbstverletzung und Mobbing.

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In der zweiten Staffel von «13 Reasons Why» geht es um Selbstmord, sexuelle Gewalt, Waffen, Drogenmissbrauch, Selbstverletzung und Mobbing.
Foto: Beth Dubber/Netflix

Die teils sehr expliziten Szenen – das Teen-Drama ist übrigens ab 16 Jahren freigegeben – sorgten bereits in der ersten Staffel für heftige Kritik. Ich fand es dennoch wichtig und gut, dass solche Themen in einer populären Serie angesprochen werden. Doch die Macher, die betonen, dass die Brutalo-Szenen eben mit Absicht schwer anzusehen sein sollen, haben sich vom heftigen Diskurs nicht beeindrucken lassen und setzen noch einen drauf.

Die Staffel endet mit einer dermassen schlimmen Vergewaltigungsszene, dass mir schlecht wird. Damit bin ich nicht allein: Bei Twitter warnen sich Zuschauer gegenseitig und raten, die Szene zu überspringen. Im Gegensatz zum ersten Teil, in dem die schlimmen Szenen immerhin Sinn für den Verlauf der Geschichte machten, fühlt sich diese nur noch wie Effekthascherei an. Das finde ich von den Verantwortlichen, trotz Trigger-Warnung, fahrlässig, gefährlich und schlicht unnötig. Ich werde das schale Gefühl nicht los, dass die Autoren mit der heftigen Schluss-Szene einfach nur sichergehen wollten, dass «13 Reasons Why» weiterhin für hohe Wellen sorgt und im Gespräch bleibt. 

Ich fand nicht nur die brutale Vergewaltigungsszene schwer zu verdauen. Die Serie endet mit Clay Jensen (Dylan Minnette), der Tyler Down (Devin Druid) eigenständig und nur mit einfühlsahmen Worten davon abhalten kann, eine Massenschiesserei zu veranstalten. Dass Netflix diese Szene zeigt, finden auch Experten daneben und gefährlich, wie ich später in einem Interview lese. Dass man total easy und ohne Hilfe den Held spielen und einen Amokläufer aufhalten kann, ist definitiv eine von vielen falschen Messages, die «13 Reasons Why» bereits zum zweiten Mal in die Welt und an viele leicht zu beeindruckende Teenies schickt.

Wer mit den anfangs erwähnten Themen Mühe hat, sollte von der Serie dringend die Finger lassen.

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