In ihrer Sendung «Mona mittendrin» stösst TV-Frau Mona Vetsch (44) immer wieder an ihre Grenzen. In der Reportage-Sendung wird sie stets ins kalte Wasser geworfen. Doch was die beliebte Thurgauerin bei einem Einsatz bei der Basler Berufsfeuerwehr erleben musste, war auch für die erfahrene Journalistin kaum zu ertragen. Sie musste mitansehen, wie ein Mann in einem Basler Kaufhaus vor laufender Kamera stirbt.
BLICK sah die fertig geschnittene Version, die heute Abend (SRF 1, 21.05 Uhr) ausgestrahlt wird. Die Bilder gehen unter die Haut. «Man fühlt sich hilflos und betroffen, wenn man so etwas sieht. Zwei Meter weiter sitzen Gäste bei Kaffee und Kuchen, und hier stirbt ein Mensch», sagte Mona Vetsch gestern betroffen zu BLICK.
Das Todesdrama ereignete sich im Juli: Die SRF-Reporterin begleitete die Basler Berufsfeuerwehr während 24 Stunden. Vetsch ist mittendrin, als die Feuerwehrleute einen bewusstlosen Mann aus einer Toilette eines Supermarktes befreien müssen. Auch die Ambulanz ist schnell zur Stelle. Die Sanitäter tragen den Mann aus dem WC und versuchen zwölf Minuten lang, ihn mit Herzmassagen zurück ins Leben zu holen. Vergeblich. Er stirbt.
Gesicht verpixelt, nackter Oberkörper ist zu sehen
In der BLICK vorliegenden Version ist zu sehen, wie der Mann in kurzen Jeans-Hosen am Boden liegt und reanimiert wird. Die Helfer geben nicht auf. Sein Gesicht ist verpixelt – der nackte Oberkörper ist zu sehen. Auch andere Körperstellen. Er scheint eher jünger zu sein. Die Helfer massieren sein Herz – und die Moderatorin steht schockiert daneben.
Dass SRF die Szenen heute zeigen will, polarisiert die BLICK-Leser. «Geht die Sensationshascherei schon so weit, dass man solche Szenen senden muss?», fragt Leser Urs Saladin. «Hätte der Regisseur diese Szenen nicht rausschneiden können?» Niklaus Pfaff ist anderer Meinung: «Das ist das Leben, es beinhaltet auch viele unschöne Seiten. Diese auch zu zeigen, finde ich gut. Ein grosses Kompliment an Mona Vetsch.»
Klar ist: An der Thurgauerin gehen solche Szenen nicht spurlos vorbei. Ihre traurigste Sendung erlebte die TV-Frau im Herbst vor einem Jahr. Sie arbeitete 24 Stunden lang im Ostschweizer Kinderspital und wurde dort mit dem Tod von krebskranken Kindern konfrontiert. Die Bilder der weinenden TV-Moderatorin haben wir bis heute nicht vergessen.
Wie geht sie mit solchen Momenten um? «Ich bin nicht allein. Das ist das Wichtigste. Wir sind ein super Team», sagt sie. «Und vor Ort treffe ich oft Menschen, die sich täglich mit so schwierigen Situationen beschäftigen. Von ihnen kann man unheimlich viel lernen.»
Am Dienstag hat BLICK einen Rezensions-Link zu «Mona mittendrin» bei der Basler Berufsfeuerwehr erhalten. Weil darin erschütternde Bilder zu sehen waren, die Sanitäter bei der dramatischen Herzmassage zeigen – schliesslich stirbt der Patient sogar –, hat sich BLICK entschlossen, ausnahmsweise Bilder aus dem Beitrag zu ziehen. Darin ist der Körper des sterbenden Menschen in mehreren Einstellungen zu sehen. Der nachfolgende Beitrag auf Blick.ch hat eine grosse Kontroverse bei den Leserinnen und Lesern ausgelöst. SRF forderte von BLICK, die Bilder zu löschen, und drohte mit rechtlichen Schritten. BLICK hat daraufhin die Fotos gelöscht. In der Folge hat der Sender die Szenen, die heute ungekürzt gezeigt werden sollen, stärker verpixelt.
Am Dienstag hat BLICK einen Rezensions-Link zu «Mona mittendrin» bei der Basler Berufsfeuerwehr erhalten. Weil darin erschütternde Bilder zu sehen waren, die Sanitäter bei der dramatischen Herzmassage zeigen – schliesslich stirbt der Patient sogar –, hat sich BLICK entschlossen, ausnahmsweise Bilder aus dem Beitrag zu ziehen. Darin ist der Körper des sterbenden Menschen in mehreren Einstellungen zu sehen. Der nachfolgende Beitrag auf Blick.ch hat eine grosse Kontroverse bei den Leserinnen und Lesern ausgelöst. SRF forderte von BLICK, die Bilder zu löschen, und drohte mit rechtlichen Schritten. BLICK hat daraufhin die Fotos gelöscht. In der Folge hat der Sender die Szenen, die heute ungekürzt gezeigt werden sollen, stärker verpixelt.
Gehört zum Alltag von Berufsfeuerwehr und Sanität
SRF-Produzent Markus Storrer hält es daher für richtig, dass man die Szenen zeigt. Solche tragischen Fälle würden zum Alltag von Berufsfeuerwehr und Sanitätern gehören. «In der Sendung wird ausführlich thematisiert, wie sie mit solchen Erlebnissen umgehen und sie verarbeiten. Menschen im Notfalldienst übernehmen eine schwierige Arbeit innerhalb unserer Gesellschaft. Dies zu thematisieren, erscheint uns wichtig.»
Vinzenz Wyss (54), Medienethiker und Professor für Journalistik an der ZHAW in Winterthur, sieht dies anders: «Der Moment des Sterbens eines Menschen betrifft immer dessen Intimsphäre. Journalisten sollten grundsätzlich darauf verzichten, sterbende Menschen zu zeigen.» So sehe es auch der Journalistenkodex vor. «Eine verantwortungsethische Güterabwägung muss ausserdem auch die Interessen der Angehörigen miteinbeziehen.»
Auch wenn es journalistisch wichtig sein möge zu vermitteln, mit welch psychisch belastenden Situationen die Feuerwehr konfrontiert ist, «hätte es meiner Meinung nach gereicht, der Zuschauerschaft diese Szenen nicht zu zeigen, aber zu erwähnen, dass der Mann gestorben ist», so Wyss.
Angehörige kontaktieren nicht möglich
SRF-Produzent Storrer entgegnet, der Verstorbene sei in der Sendung anonymisiert und nicht erkennbar. Das Ansichtsexemplar des Films für die Medien sei bereits vor drei Wochen erstellt worden. «Seither hat die Redaktion weitere Abwägungen zur Sendung gemacht und im Hinblick auf die Ausstrahlung zusätzliche Bilder verpixelt», so Storrer.
Wurden die Angehörigen um Erlaubnis zur Ausstrahlung gefragt? Laut SRF-Medienstelle war dies nicht möglich. Aus Gründen des Personenschutzes hätten weder das Fernsehen noch die Feuerwehr Angaben über die Identität des Verstorbenen erhalten.
Zum Schluss des Beitrags ist zu sehen, wie Mona Vetsch tief betroffen in die Kamera sagt: «Dass ein Leben so aufhört, so auf einem WC, das wünscht man niemandem.» Und zu BLICK meinte sie: «Dass mir Begegnungen manchmal nahegehen, das ist gut und richtig. Ich bin nicht nur als Journalistin da, sondern auch als Mensch.»
Dass «Mona mittendrin» heute Abend einen sterbenden Mann zeigt, finde ich weder schockierend noch mutig. Es ist ein tragischer Moment, der mit der Kamera festgehalten wird. Nicht mehr und nicht weniger.
Das Konzept von Mona Vetschs Sendung sieht vor, dass sie sich ungeschönt in den Berufsalltag der Menschen stürzt, die tagtäglich mit dem konfrontiert werden, was für viele von uns schwer zu ertragen ist. Sei dies, dass sie wie letzten Herbst in einem Ostschweizer Kinderspital mit dem Tod von krebskranken Kindern konfrontiert war. Oder wie heute, wenn sie die Basler Berufsfeuerwehr begleitet.
Weder diese noch Mona oder ihre Crew wussten, welch Drama sich hinter einer Toilettentür abspielt, als sie auf einen Mann treffen, der am Boden liegt und sofort reanimiert werden muss. Dass sich Vetsch auf die Situationen einlässt, die sie antrifft, erfüllt das dokumentarische Versprechen ihres Erfolgsformats. Niemand würde es ihr übelnehmen, wenn sie sich vor dem Betreten der Toilette abwendete, weil es ihr zu viel wäre. Doch das macht sie nicht. Sie stürzt sich hinein, lässt ihre Emotionen zu. Das finde ich stark.
Ist das gebührenfinanzierte SRF der richtige Sendeplatz, um einen sterbenden Mann zu zeigen? Einzelschicksale gehen uns stets näher als Massentragik. Wenn es sich dabei noch um einen jungen Mann handelt, der unser Freund, Nachbar oder Bruder sein könnte, seinen letzten Atemzug auf einer öffentlichen Toilette in Basel ausstösst, dann trifft uns das – zu Recht. Leben und Sterben findet überall statt. Das soll uns mit und ohne Kamera berühren.
Flavia Schlittler, Stv. Ressortleiterin People
Dass «Mona mittendrin» heute Abend einen sterbenden Mann zeigt, finde ich weder schockierend noch mutig. Es ist ein tragischer Moment, der mit der Kamera festgehalten wird. Nicht mehr und nicht weniger.
Das Konzept von Mona Vetschs Sendung sieht vor, dass sie sich ungeschönt in den Berufsalltag der Menschen stürzt, die tagtäglich mit dem konfrontiert werden, was für viele von uns schwer zu ertragen ist. Sei dies, dass sie wie letzten Herbst in einem Ostschweizer Kinderspital mit dem Tod von krebskranken Kindern konfrontiert war. Oder wie heute, wenn sie die Basler Berufsfeuerwehr begleitet.
Weder diese noch Mona oder ihre Crew wussten, welch Drama sich hinter einer Toilettentür abspielt, als sie auf einen Mann treffen, der am Boden liegt und sofort reanimiert werden muss. Dass sich Vetsch auf die Situationen einlässt, die sie antrifft, erfüllt das dokumentarische Versprechen ihres Erfolgsformats. Niemand würde es ihr übelnehmen, wenn sie sich vor dem Betreten der Toilette abwendete, weil es ihr zu viel wäre. Doch das macht sie nicht. Sie stürzt sich hinein, lässt ihre Emotionen zu. Das finde ich stark.
Ist das gebührenfinanzierte SRF der richtige Sendeplatz, um einen sterbenden Mann zu zeigen? Einzelschicksale gehen uns stets näher als Massentragik. Wenn es sich dabei noch um einen jungen Mann handelt, der unser Freund, Nachbar oder Bruder sein könnte, seinen letzten Atemzug auf einer öffentlichen Toilette in Basel ausstösst, dann trifft uns das – zu Recht. Leben und Sterben findet überall statt. Das soll uns mit und ohne Kamera berühren.
Flavia Schlittler, Stv. Ressortleiterin People
Tränen, Trauer, Tote gehören zum Leben. Gehören zur Klaviatur der Emotionen, die zum Journalismus gehören. Die entscheidenden Fragen dabei: Wie macht man es? Wer macht es? Wo wird es gezeigt? Und genau bei diesen Fragen liegen die Macher von «Mona mittendrin» voll daneben. Das Deckmäntelchen der dokumentarischen Pflicht ist bei diesem Format und in diesem Fall so dünn, dass es einem kalt den Rücken runterläuft.
Ein Zufall, dass ausgerechnet in der ersten Ausgabe der neuen Staffel ein Mensch in seinen letzten Atemzügen gezeigt wird? Aufhören, bitte. Es gibt nichts Brutaleres, nichts Dramatischeres, als einem Menschen beim Sterben zuzusehen. Es gibt nichts Härteres, als da mit der Kamera draufzuhalten. Und das sage ich als Nachrichtenchef des BLICK, der tagtäglich mit den schwersten Schicksalen aus aller Welt konfrontiert ist und mitentscheiden muss, was für den Leser zumutbar ist und was nicht. Einen gefilmten Tod als irgendetwas anderes tarnen zu wollen denn als Quoten-Gebolze in seiner reinsten Form, ist eine Beleidigung der Intelligenz aller Zuschauer.
In diesem Fall von Zuschauern, die diesen gefilmten Tod am Ende mit ihren Zwangsgebühren mitfinanziert haben. Und das darf nicht sein. Der SRF-Zuschauer muss einem Menschen nicht beim Sterben zusehen, um zu wissen, wie der Alltag der Berufsfeuerwehr Basel aussieht. Das hat nichts mit Service public zu tun.
Sandro Inguscio, Nachrichtenchef der Blick-Gruppe
Tränen, Trauer, Tote gehören zum Leben. Gehören zur Klaviatur der Emotionen, die zum Journalismus gehören. Die entscheidenden Fragen dabei: Wie macht man es? Wer macht es? Wo wird es gezeigt? Und genau bei diesen Fragen liegen die Macher von «Mona mittendrin» voll daneben. Das Deckmäntelchen der dokumentarischen Pflicht ist bei diesem Format und in diesem Fall so dünn, dass es einem kalt den Rücken runterläuft.
Ein Zufall, dass ausgerechnet in der ersten Ausgabe der neuen Staffel ein Mensch in seinen letzten Atemzügen gezeigt wird? Aufhören, bitte. Es gibt nichts Brutaleres, nichts Dramatischeres, als einem Menschen beim Sterben zuzusehen. Es gibt nichts Härteres, als da mit der Kamera draufzuhalten. Und das sage ich als Nachrichtenchef des BLICK, der tagtäglich mit den schwersten Schicksalen aus aller Welt konfrontiert ist und mitentscheiden muss, was für den Leser zumutbar ist und was nicht. Einen gefilmten Tod als irgendetwas anderes tarnen zu wollen denn als Quoten-Gebolze in seiner reinsten Form, ist eine Beleidigung der Intelligenz aller Zuschauer.
In diesem Fall von Zuschauern, die diesen gefilmten Tod am Ende mit ihren Zwangsgebühren mitfinanziert haben. Und das darf nicht sein. Der SRF-Zuschauer muss einem Menschen nicht beim Sterben zusehen, um zu wissen, wie der Alltag der Berufsfeuerwehr Basel aussieht. Das hat nichts mit Service public zu tun.
Sandro Inguscio, Nachrichtenchef der Blick-Gruppe