Nach zehn Folgen endete diesen Sonntag die erste Staffel der neuen SRF-Satiresendung «Late Update» mit Michael Elsener (34). Trotz sinkender Quoten entschied das Schweizer Fernsehen, das Format mit dem Kabarettisten fortzusetzen. Gegenüber BLICK zieht Elsener eine Zwischenbilanz.
BLICK: Die erste Staffel ist Geschichte. Wie fanden Sie sich und das Resultat eigentlich selber?
Michael Elsener: Wir haben aus dem Stand heraus jede Woche eine Sendung zu den News gezimmert. Mit einem neuen Team, mit neuen Abläufen, in einem für uns neuen Medium. Ich bin selber mein grösster Kritiker, sehe viele Dinge, die ich und wir besser machen möchten. Aber das Grundgefühl ist: We made it!
In welcher Folge waren Sie am stärksten? Und wo haben Sie Ihrer Meinung nach versagt, wo gibt es Verbesserungspotential?
So pauschale Antworten finde ich schwierig. Eine Late Night Show zu entwickeln ist ein kreativer Prozess. Und damit ist es auch ein Abenteuer. Zum Teil schmeisst man sich einfach mal rein und schaut, was es mit einem macht. Wagt etwas Neues. Es ist Learning by Doing – zusammen mit dem Publikum. Diesen Weg möchte ich gern weiter gehen: Mit jeder Ausgabe wieder etwas Neues lernen.
Sie wurden zum Teil harsch kritisiert, so etwa in der «NZZ am Sonntag» («Warum können Schweizer keine Satire?»). Welche Kritik hat Sie am meisten getroffen?
Wenn alle meine Sendung gut finden würden, hätte ich einen verdammt schlechten Job gemacht. Ein paar Freunde haben mir von Peer Teuwsen (der Kritiker der «NZZ am Sonntag», Anm. d. Red.) erzählt. Er hat die ersten Sendungen von «Giacobbo/Müller» extrem kritisiert und hat keine Zukunft für sie gesehen. Somit freue ich mich sehr über seine Kritik. Danke Peer.
Lesen Sie keine Kritiken?
Da frage ich lieber fünf kritische Menschen in meinem Umfeld. Aber eigentlich ist es doch beruhigend, solange Journalisten Zeit haben, eine Satire-Sendung zu kritisieren, geht es uns doch extrem gut.
Welches Lob am meisten gefreut?
Mich hat sehr gefreut zu sehen, wie viele Menschen Dinge aus Late Update in ihren Alltag übernommen haben. Beispielsweise, als mir plötzlich ganz viele Gymi-Schülerinnen und Schüler Fotos und Filmchen zuschickten, wie sie ihre Transparente für die Klimademos mit F*** de Planet bemalten.
Wie sieht es mit Fanpost aus?
Vor allem unsere Schwerpunkte zu Lobbyismus, Klimawandel, Burka-Verbot, dem Konflikt zwischen Spreitenbach und Dietikon und dem Katze-im-Sack-Gesetz haben sehr viele Reaktionen ausgelöst. Die Debatten gingen online weiter. Gymi-Lehrerinnen und -Lehrer bauten die Videos in ihren Unterricht ein.
Mehrfach bemängelt wurde, Sie würden sich zu wenig vom Teleprompter lösen und seien zu selten spontan. Wie sehen Sie das?
Bezüglich Spontaneität: Nur weil ich permanent in die Kamera schaue, heisst das ja nicht, dass ich nur das erzähle, was wirklich auf dem Teleprompter steht. In der Regel gibt es in jeder Nummer ein paar Improvisationen. Dass man dies noch mehr spürt, daran arbeite ich.
Sie haben quotenmässig stark begonnen und dann signifikant abgegeben. Weshalb dieser doch happige Einbruch, auch im Vergleich mit den Zahlen von «Giacobbo/Müller»?
Bei der ersten Sendung nimmt es alle wunder, was das für eine neue Sendung ist. Dann geht es darum, dass eine Sendung ihr eigenes Publikum findet. Da sind wir grad dabei. «Giacobbo/Müller» hatte überdurchschnittlich hohe Quoten für eine Late Night Show. Fairerweise sollten Sie die Quote von meiner ersten Fernsehsendung mit der Quote von Viktors erster Fernsehsendung vergleichen. Unser Ziel ist es, ein treues Publikum zu finden und das haben wir in den ersten zehn Ausgaben schon gut hinbekommen.
Stichwort Giacobbo und Müller: Die beiden gelten als Ihre Mentoren. Haben sie sich bei Ihnen gemeldet?
Natürlich. Ich liebe die nächtlichen Telefonate mit Viktor über Satire und das Leben.
Ist der Sonntagabend für Sie überhaupt der richtige Sendeplatz?
Die Schwierigkeit für mich ist, dass ich nun am Sonntagabend nicht mehr baden kann. Ansonsten: Das ist ein guter Sendeplatz für Satire. Eine neue Satire-Sendung braucht Zeit, um sich warmzulaufen, und das Publikum braucht etwas Zeit, um sich an den neuen Humor zu gewöhnen.
Sie haben durch «Late Update» Ihre bisher wohl grösste öffentliche Plattform bekommen. Wie hat sich Ihr tägliches Leben verändert?
Wir waren letzte Woche bei strahlendem Wetter zum Drehen auf dem Sechseläutenplatz. Ich wollte bloss quer über den Platz laufen, aber Gymi-Schülerinnen und Studenten wollten mit mir diskutieren, Filmchen drehen und den Guacamole-Song vorsingen. Ich kam zu spät zum Dreh, weil ich über eine halbe Stunde bis zum Opernhaus brauchte. Mich freut es zu sehen, dass Late Update etwas auslöst.
Ebenfalls ein Thema war Ihre unverwechselbare Frisur. War Ihre Coiffeuse eigentlich zufrieden mit Ihrer Wirkung in «Late Update»?
Natürlich schaut sie sich die Sendung an. Und ich freue mich jede Woche auf neue Locken-Frisur-Beschreibungen von Renato Kaiser.
Sicher ziehen Sie nun Bilanz mit dem Team. Lassen Sie Ihre Leistung auch extern beleuchten?
Wollen Sie mir einen McKinsey-Berater aufschwatzen? Ich werde zwei Leute fragen, die gut im Röntgen sind. So eine Late-Night-Show ist eigentlich eine Maschine. Diese Maschine produziert jede Woche 35 Minuten neues Comedy-Material. Da müssen zuerst mal alle Zahnräder ineinander greifen, es darf nichts bremsen. Da sind wir grad am Schauen, was wir verändern möchten.
Was wird denn anders in Staffel 2, und was behalten Sie bei?
Meine lieben Ensemble-Freunde werden wieder dabei sein. Wir hatten bereits beim Abschluss-Essen neue Ideen dafür. Die zweite Staffel startet am Sonntag, 22. September, läuft also in der heissen Phase der Nationalratswahlen. Ich glaube, da wird es genügend Comedy-Elemente geben.
Die Wahl der Gäste für das abschliessende Gespräch wirkte zum Teil beliebig und nicht zwingend, erklärungsbedürftig waren auch die zwei «Ausflüge» in die Musikwelt (Seven, Steff la Cheffe).
Die Mehrheit meiner Talkgäste waren Politikerinnen und Politiker. Ich möchte aber nicht, dass die Gästewahl allzu vorhersehbar ist. Ab und zu braucht es einen Bruch, einen Ausflug in eine andere Welt. Schauen Sie sich eine amerikanische Late-Night-Show wie «The Daily Show with Trevor Noah» an: An einem Abend kommt Hillary Clinton, am nächsten Matt Damon.
Was steht abseits von «Late Update» nun als nächstes auf dem Plan, bevor die Vorbereitungen zur zweiten Staffel anlaufen?
Ich werde vier Monate in Berlin leben. Da besuche ich die Drehbuchwerkstatt Berlin, möchte noch andere neue Dinge lernen, viel ins Theater gehen und natürlich werde auch etwas auftreten.
Was würden Sie sagen, wenn man Sie für die Tournee des Circus Knie 2020 anfragt?
Ich würd mich darüber freuen. Und sagen, dass ich noch etwas Zeit brauche, um meine Sägemehl-Allergie auszukurieren.
Und im Privaten? Ist bald eine weitere spannende Auslandsreise wie jene in den Iran geplant?
Ich möchte noch etwas Zeit in einem arabischen Land verbringen. Mit einem kleinen Van von Ort zu Ort reisen und für längere Zeit in die Wüste.
Zum Schluss: Gibt es etwas, was Sie Dominic Deville für seinen Sonntagabend-Start auf den Weg geben?
Dominic Deville und sein Sidekick Karpi haben über die letzten Jahre am Freitagabend ja schon 53 Sendungen ihrer Show gemacht. Sie sind eine eingespielte Late-Night-Gang. Da freu ich mich einfach aufs Zugucken.
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy.
- Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
- Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
- Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
- Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.