SRF beerdigt den «Bestatter»
Mike Müller, werden Sie jetzt «Tatort»-Kommissar?

Hauptdarsteller Mike Müller (54) nimmt im Interview mit BLICK Stellung zum Aus der beliebten Serie «Der Bestatter» nach der siebten Staffel, die ab kommender Woche gedreht wird. Man habe die Zitrone nicht ganz auspressen wollen, sagt Müller, und spricht von einer Stilfrage. «Irgendwann war die Geschichte fertig erzählt.»
Publiziert: 12.06.2018 um 21:42 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:35 Uhr
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Mike Müller 2016 bei Dreharbeiten zum «Bestatter» beim Kloster im aargauischen Muri.
Foto: STEFAN BOHRER
Jean-Claude Galli

Gestern Montag verkündete SRF das Ende der Serie «Der Bestatter» nach der siebten Staffel. BLICK sprach mit Hauptdarsteller Mike Müller (54) alias Luc Conrad, der von Beginn weg dabei war. 

Mike Müller, übernehmen Sie jetzt beim «Tatort»?
Mike Müller: (lacht) Nicht dass ich wüsste. Ich spreche zwar regelmässig mit dort involvierten Personen, dieses Thema haben wir aber noch nicht angeschnitten.

Und wenn die Anfrage käme?
Schwer zu sagen. Es kommt immer auch darauf an, wie das Konzept aussieht. Mit dem Umzug des «Tatorts» wird er ja neu positioniert. Wie, ist noch offen, oder ich wüsste es jedenfalls nicht. Ich war bisher immer froh, beim «Bestatter» zu sein und nicht beim «Tatort». Wir wurden stets mit Samthandschuhen angefasst und sie waren die Prügelknaben.

Sie haben mit dem SRF entschieden, den «Bestatter» sterben zu lassen. Weshalb?
Es gab keine objektiven und guten Gründe dafür aufzuhören. Und das ist genau der Grund, es eben zu tun. Objektive Gründe wären beispielsweise ein Quotensturz gewesen oder ein handfester Krach. Weil der «Bestatter» eine moderne Serie ist, die staffelübergreifend funktioniert, war die Geschichte irgendwann fertig erzählt. Wir wollten wirklich Schluss machen, bevor wir ausgeschossen sind. 

Sie sagen via SRF: «Aufhören, wenn man kann, nicht wenn man muss.» Klingt das nicht seltsam leichtfertig und lieblos?
Nein, denn es war keine Kurzschlusshandlung. Wir haben schon früher ernsthafte Gespräche darüber geführt. Deshalb war der Entscheid auch nicht lieblos. Im Gegenteil, der «Bestatter» lag und liegt uns sehr am Herzen. Es war eine Frage des Stils: Wenn uns nun die letzte Staffel noch gelingt, können wir mit Würde abtreten und sagen, dass wir die Zitrone nicht ganz ausgepresst haben. Die besten Lebensmittel sind jene, die ein absehbares Verfalldatum haben, der «Bestatter» war so eines. 

Sie bezeichnen sich als «Pusher des Entscheids». Hatten Ihre Cast-Partner kein Mitspracherecht?
Natürlich war mir wichtig, wie meine Kollegen es sehen. Wir haben bei den Dreharbeiten immer enorm viel diskutiert und sind Freunde geworden. Deshalb habe ich gewusst, wie ihre Gefühle sind. Ich glaube, sie ticken in dieser Sache ähnlich. Aber ich kann natürlich trotzdem nicht für den Cast sprechen. Schlussendlich war es ein Entscheid zwischen Fiktionsleiter Urs Fitze und mir. Ich und das SRF haben also entschieden. Den Cast einzubinden, wäre schon rein logistisch unmöglich gewesen.

Gerade mit Produktionen wie dem «Bestatter» wurde von SRF für ein Nein zu «No Billag» geworben. Wird das SRF jetzt gemeinsam mit Ihnen nicht wortbrüchig?
Eine Wortbrüchigkeit steht natürlich im Raum, das ist auch verständlich. Aber Sie müssen wissen: Wenn die Initiative angenommen worden wäre, hätte es keine siebte Staffel gegeben. Dann hätte man keinen roten Rappen mehr dafür ausgegeben und die Buchentwicklung augenblicklich gestoppt. Man sollte dieser Initiative nicht die Macht geben zu entscheiden, was Fernsehen grundsätzlich zu tun und zu lassen hat. Dass der Entscheid zum Ende der Serie aber so kurz nach der Abstimmung fiel, kann man als Unschönheit bezeichnen. Auf der anderen Seite investiert SRF ja in die Entwicklung von neuen Projekten im Fiktionsbereich. Man muss immer das Ganze betrachten.

Was war das Schönste an Ihrer Rolle?
Dass ich gleich zwei Agenden am Laufen hatte. Ich durfte Leute trösten und konnte ermitteln. 

Und was hassten Sie?
Die Hitze. Letzten Sommer gab es einen Tag, als das BAG empfahl, die Scheiben einzuschlagen, sollte man einen Hund allein in einem Auto sehen. Genau dann haben wir gedreht, sechs Stunden lang, im Leichenwagen. Bei geschlossenen Fenstern, wegen des Tons. Und ich erst noch im Anzug. Aber fragen Sie mal die «Wilder»-Leute. Die sagen Ihnen, die Kälte sei noch übler.

Laut SRF sind weitere Serien mit Ihnen möglich.
Es wäre gelogen, von einer neuen Serie zu sprechen. Wir haben uns unterhalten, aber nicht konkret. Wenn etwas kommt und auch passt, nehme ich es gerne an. Am wichtigsten war mir stets, unabhängig zu sein. Meine Basis ist und bleibt die Bühne. Hier habe ich mein Handwerk gelernt, hier kann ich es schärfen.

Haben Sie jetzt mehr Freizeit?
Auf keinen Fall. Jetzt kommen die Dreharbeiten zur letzten Staffel. Worauf wir uns alle sehr freuen. Die Bühnenauftritte sind deshalb ausgesetzt, gehen aber später weiter. Das Stück «Heute Gemeindeversammlung» läuft auf Hochtouren. Und Viktor Giacobbo und ich gehen mit dem «Therapie»-Programm nach dem Sommer weiter auf Schweizer Tournee.

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