Ein Liebeszimmer im Knast: Das sei etwas, das es nur in wenigen Gefängnissen in der Schweiz gebe, erklärt Moderator Tobias Müller (34) in der gestrigen Spezialsendung «Einstein hinter Gittern».
SRF zeigt zwei davon – im «Pöschwies» in Regensdorf ZH und im «La Stampa» in Lugano TI. Bei Letzterem handle es sich gar um ein «Liebes-Grotto», wie Müller erklärt.
Kein Sex mit Prostituierten
Viele Insassen würden davon profitieren, wie Gefängnisdirektor Stefano Laffranchini sagt. Der Besuch darin ist allerdings klar geregelt:«Ein Insasse muss mindestens 18 Monate im Gefängnis gewesen sein und muss ein tadelloses Verhalten vorgewiesen haben – also keine Disziplinarstrafmassnahmen», erklärt er. «Zudem kann er nur Zeit mit Leuten verbringen, mit denen die Zeit würdig ist – und nicht mit Prostituierten.»
Um sicherzustellen, dass es sich auch wirklich um eine richtige Partnerin oder gar die Ehefrau handle, würde zuvor der Sozialdienst mit ihr reden, so Laffranchini weiter. Dies könne allerdings zu Diskussionen mit den Insassen führen, gibt er zu. Mit Luxusknast habe ihr Liebes-Grotto aber nichts zu tun, so der Gefängnisdirektor weiter.
«Die Hälfte der Schweiz denkt, dass wir Luxusgefängnisse haben, die andere, wir würden die Häftlinge foltern. Die Meinung ist so gespalten, dass ich entschieden habe, nach bestem Gewissen vorzugehen.» Und nach seinem Gewissen sei ein Sex-Zimmer würdig und notwendig für den Sinn und Zweck eines Gefängnisses.
Liebesspiel unter Druck
Ähnlich sieht es auch die Justizvollzugsanstalt Pöschwies in Regensdorf ZH. Hier können Insassen Sex in einem sogenannten Beziehungszimmer haben. Man vergesse dort manchmal sogar, dass man eingesperrt sei, sagt ein anonym zitierter Insasse in der Sendung. Dennoch könne es schwierig sein, auf Knopfdruck auf Touren zu kommen. «Die Uhr läuft ungeheuer schnell, und das ist genau das Problem», so der Häftling. «Wenn du unter Druck versuchst, Sex zu haben, ist es einfach nicht das Gleiche, wie wenn du entspannt bist.»
Man wolle es unbedingt geniessen und auch erreichen, dass sie es ebenfalls geniessen könne. Da komme man unter einen unheimlichen Druck. «Wenn mir jemand sagt, dass er da drin schon grosse Leistungen vollbracht habe, dann erzählt er einen Seich.» (wyt)