Im Herbst haben die Schweizer Filmproduzenten Post vom Leutschenbach bekommen. «Gesucht: Stoffe für neue Krimiserie» heisst es im Betreff. Zielgruppe ist «krimiaffines Primetime-Publikum». Überraschend kommt eine solche Ausschreibung nach dem angekündigten Exitus von «Der Bestatter» zwar nicht – doch gewährt sie einen seltenen Einblick in die längerfristigen Pläne der Öffentlich-Rechtlichen.
Für die Serie, die 2022 ausgestrahlt werden soll, geben die TV-Chefs «aktuelle gesellschaftsrelevante Themen» vor, das ganze dargestellt «unter einem originellen Blickwinkel». SRF bekräftigt in dem Papier, das SonntagsBlick vorliegt, vor allem die gewohnte Maxime des Hauses: Swissness, Swissness, Swissness.
Als Schauplatz der Serie wird «die heutige Schweiz» und nichts anderes verlangt, Sprache und Mentalität müssen «authentisch» sein. Und natürlich soll der Plot einen «klaren Regionalbezug» aufweisen («Stadt oder/und Land»).
«Höheren Risikobereitschaft»
Das heisst umgekehrt: Kein History-Stoff, keine Erzählung über die Landesgrenzen hinaus, kein internationaler Politthriller im Uno- oder Fifa-Dunstkreis, kein Schweizer «House of Cards».
Herr der Serien ist Urs Fitze. Der Erfolg von «Bestatter» und «Wilder» gibt ihm recht, auch wenn die Konzession von der SRG fordert, dass sich die Unterhaltung «dank einer höheren Risikobereitschaft durch ein besonderes Mass an Kreativität und Innovation auszeichnet».
Zur Heimat-Strategie sagt Fiktionschef Fitze: «Die Geschichten, das Setting, die Themen, die Sprache und die Figuren in unseren Programmen sollen etwas mit den Lebenswelten unseres Publikums zu tun haben.»
Nachkriegs-Serie geplant
Auf das Thema History angesprochen, verrät er zudem: «Wir arbeiten aktuell an einer historischen Dramaserie, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg spielt und 2020 ausgestrahlt werden soll.»
Die Swissness-Kritik kann er nicht nachvollziehen: «Gute Geschichten behandeln universelle Themen, haben aber oft eine starke lokale Verankerung. Dadurch entsteht Authentizität, Glaubwürdigkeit und Identifikation.»
Ende Januar wird SRF bekanntgeben, wer für die Krimi-Produk- tion im Rennen bleibt, im Oktober soll der definitive Entscheid für ein Projekt fallen. Auch punkto Finanzen bleibt sich das SRF treu: Als «Kosten-Referenz» wird «Der Bestatter» genannt.
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