Foto: SRF/Matthias Willi

Publikumslieblinge von «SRF bi de Lüt – Familiensache»
Schwulen-Paar Ciccio und Raphael Ravi-Pinto erwartet gleich zwei Kinder

Vor drei Jahren erfüllte sich das schwule Paar Raphael und Ciccio Ravi-Pinto aus Bern seinen Kinderwunsch per Leihmutter in den USA. Doch Tochter Gaia soll nicht allein aufwachsen. «SRF bi de Lüt – Familiensache» begleitet das Duo auf seiner zweiten Vaterschaftsreise.
Publiziert: 16.01.2020 um 22:17 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2021 um 11:55 Uhr
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Ciccio und Raphael Ravi-Pinto mit ihrer Tochter Gaia zu Hause in Bern.
Foto: SRF/Matthias Willi
Jean-Claude Galli

Raphael (39) und Ciccio Ravi-Pinto (40) mit ihrer Tochter Gaia (3) sind die Publikumslieblinge des TV-Vierteilers «SRF bi de Lüt – Familiensache» (SRF 1, 20.05 Uhr). Weil homosexuelle Paare in der Schweiz keine Kinder adoptieren können und Leihmutterschaften verboten sind, mussten die beiden Väter im Ausland eine Lösung für ihren Kinderwunsch finden. Gaia wurde schliesslich in den USA von einer Leihmutter ausgetragen. Nun möchten der Flight-Attendant und der Informatiker ein weiteres Kind, weil das Mädchen nicht als Einzelkind aufwachsen soll.

Weshalb führt die Reise erneut in die USA, die für viele Europäer als reaktionär gelten? «Hier ist Leihmutterschaft je nach Bundesstaat seit Jahrzehnten eine legale Möglichkeit zur Erfüllung des Kinderwunsches. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man sich sehr offen zum Thema austauscht», so das Paar. «Nach Gaias Geburt haben wir einen Monat in einer eher ländlichen Gegend gelebt und wurden beim Spazieren oder Einkaufen öfter darauf angesprochen.»

«Für uns gibt es nicht nur eine Definition von Familie»

Für das Verbot in der Schweiz werden vor allem ethische Gründe ins Feld geführt. Im Zentrum stehen die biologischen Risiken für die Leihmutter sowie eine mögliche Kommerzialisierung und damit einhergehend die Gefahr einer Ausbeutung von Frauen in Notlagen. Dies alles spielte bei Gaia keine Rolle. Doch die Finanzierung war selbstredend nicht zu unterschätzen. Beide Male haben die Eltern gegen 100'000 Franken aufgeworfen. Wichtige Kostenstellen sind dabei die vermittelnde Agentur, Anwälte, die Spezialklinik und die Aufwendungen für die Mutterschaft selber. Moralische Bedenken, dass eine Leihmutter gegen Geld ihr Kind austrägt, haben die zwei Männer nicht. Es ist ihnen jedoch wichtig, dass dies freiwillig und ohne wirtschaftlichen Zwang geschieht. «Wir können damit leben, wenn jemand unser Lebensmodell nicht gutheisst. Doch für uns gibt es nicht nur eine Definition von Familie.»

«Auf Vorwürfe reagieren wir mit einer Gegenfrage»

Wie reagieren sie denn konkret, wenn ihnen jemand vorwirft, etwas Verbotenes zu tun, um sich ihren Wunsch zu erfüllen? «Mit einer Gegenfrage: Warum ist Leihmutterschaft in der Schweiz verboten? Wir als Schweizer stellen hohe moralische Ansprüche an Leihmutterschaft, und am Ende verbieten wir sie komplett. Anstatt dass wir Regeln aufstellen, die unseren Ansprüchen genügen und so den Prozess in einem gewissen Mass kontrollieren können, treiben wir Paare mit Kinderwunsch ins Ausland, wo es keine Einflussmöglichkeiten mehr gibt.» Beide möchten zudem festhalten, dass 90 Prozent der Paare, die auf Leihmutterschaft zurückgreifen, heterosexuell sind.

Die Leihmutter ist Teil der Familie

Über den Weg, wie Gaia zu ihnen kam, sprechen die beiden Väter offen mit ihr. «Die Frage nach der Mama kam relativ früh. Kein Wunder, schliesslich hat es in fast jeder Familie, die wir kennen, eine Mama. Gaia nennt Elissa, ihre Leihmutter, ‹Buuchmami›. Im Gegensatz zu anderen Kindern hat Gaia aber nicht nur einen Papa, sondern auch einen Daddy. In Gaias Verständnis wohnt ihr ‹Buuchmami› weit, weit weg, kümmert sich um ihre zwei Söhne, und ab und zu finden wir Zeit für einen Anruf oder schicken Bilder. Ganz selten reicht es dann sogar für einen Besuch – so an Gaias drittem Geburtstag. Der Kontakt zwischen Elissa und uns ist sehr lebendig und wichtig, wir betrachten sie als Teil der Familie. Was die leibliche respektive genetische Mutter betrifft, die die Eizellen spendete, hat Gaia ab ihrem 18. Lebensjahr die Möglichkeit, via Klinik den Kontakt zu suchen.»

Diesmal sind es gleich Zwillinge

Diesmal ist Raphael der genetische Vater, die Eizellen stammen von derselben anonymen Spenderin wie bei Gaia. «Es war geplant, dass Elissa auch Gaias Geschwisterchen zur Welt bringt. Leider war das aus medizinischen Gründen nicht möglich. Das war für uns alle ein herber Rückschlag, und wir mussten uns zuerst an die neue Situation gewöhnen. Wir haben dann wieder von vorne angefangen und eine andere wunderbare Frau gefunden, die nun unsere Zwillinge zur Welt bringen wird.»

Raphael und Ciccio Ravi-Pinto hoffen natürlich, dass sich punkto Gesetzeslage bald etwas ändert. «Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die Ehe für alle mittelfristig auch in der Schweiz kommt. Die Möglichkeit zur Adoption wäre ein grosser Wunsch. Dass Leihmutterschaft erlaubt wird, wagen wir kaum zu hoffen – die Vorbehalte dagegen können wir nicht nachvollziehen. Unser Beispiel zeigt: Wenn dieser Prozess zwischen mündigen, selbstbestimmten Erwachsenen stattfindet, kann etwas Wunderbares daraus entstehen.»

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