Marco Tornese (35) und Tanja Brockmann (31) haben das gleiche Ziel: In einer Kuppelsendung wollen sie ihren Traummann finden. Für BLICK interviewt die studierte Journalistin den ersten Schweizer Gay-«Bachelor»-Kandidaten. Doch bevor die «Bachelor»-Kandidatin ihrem Trash-TV-Kollegen ihre Fragen stellen kann, muss sie sich für die Fotos nochmals abpudern. Dabei kommen die beiden auch gleich auf ein Gesprächsthema. Denn: Während die Ladys in Thailand eine Visagistin dabei hatten, waren Marco und seine Konkurrenten auf sich alleine gestellt. Doch bevor Tanja länger darüber sprechen kann, schaut sie der 3+-Kommunikationsberater an und blickt auf die Uhr. In wenigen Stunden geht ihr Flug zurück nach Köln und das Interview ist nicht ihr letzter Termin für heute. Tanja legt los:
Tanja: Vor 15 Jahren wäre eine Sendung wie «Prince Charming» undenkbar gewesen. Siehst du dich nun als Vorreiter einer neuen, selbstbewussten schwulen Generation?
Marco: Ich denke schon. Das war für mich auch ein Grund mitzumachen. Man hat dadurch eine Vorbildfunktion und kann vielleicht sogar Leuten helfen, die ungeoutet sind. Es schaut sicher auch der ein oder andere Hetero zu, und man kann so auch die Klischees beseitigen.
Gab es durch die Sendung auch Anfeindungen?
Ich selbst hatte wirklich nur positive Reaktionen. Man liest aber dann in den Kommentarspalten und den sozialen Medien einige negative Worte.
Was wird da denn geschrieben?
Die Leute stört es nicht, dass es ein Gay-Format ist, sie motzen viel mehr über einige der Kandidaten – also dass sie zu tuntig oder so seien.
Das ist wie bei uns. Wir Kandidatinnen werden schon sehr stark kritisiert. Aber die Sendung an sich blieb bis anhin davon verschont?
Ja, ich habe noch nicht wirklich etwas Negatives gegen «Prince Charming» gelesen. Höchstens, dass die Leute meinen: «Nicht noch so ein Format». Denen ist aber egal, dass sich da Männer daten, ihnen geht es um die Kuppelsendungen.
Erstmals ist der Gay-«Bachelor», oder auch «Prince Charming» wie TV Now das Format aus rechtlichen Gründen nennen muss, im deutschsprachigen Raum zu sehen. Mit Marco Tornese (35) kämpft auch ein Schweizer um die Krawatten, das Pendant zu den Rosen im Kultformat, von Prince Charming Nicolas Puschmann (28). Der Wermutstropfen: Man kann es sich nur hinter einer Bezahlschranke des RTL-Streamingdienst TV Now anschauen.
Erstmals ist der Gay-«Bachelor», oder auch «Prince Charming» wie TV Now das Format aus rechtlichen Gründen nennen muss, im deutschsprachigen Raum zu sehen. Mit Marco Tornese (35) kämpft auch ein Schweizer um die Krawatten, das Pendant zu den Rosen im Kultformat, von Prince Charming Nicolas Puschmann (28). Der Wermutstropfen: Man kann es sich nur hinter einer Bezahlschranke des RTL-Streamingdienst TV Now anschauen.
Was haben deine Eltern zu deiner Teilnahme gesagt?
Ich habe ihnen gesagt, dass ich da mitmache, aber was bei «Prince Charming» passiert, habe ich ihnen nicht gesagt. Ich wollte einfach, dass sie Bescheid wissen, wenn es dann in den Medien kommt.
Wussten sie überhaupt, dass du da um einen Mann kämpfst?
Ich habe ihnen einfach gesagt, dass es ein Datingformat sei, das aber nur online komme und sowieso niemand sehe (lacht).
Wie hast du gemerkt, dass du auf Männer stehst?
Bis 14 hatte ich immer Freundinnen. Man denkt immer «Das kann jetzt nicht sein» und wünscht sich das selbst nicht. Man kann ja nicht auswählen, ob man schwul oder hetero ist. Damals hatten alle im Umfeld eine Freundin und dann musste ich halt nachziehen. Mit 18 Jahren habe ich es dann aber für mich selbst akzeptiert.
Wie verlief dein Outing?
Ein richtiges Outing hatte ich nie. Meine Schwester sprach mich mal darauf an und sagt mir, dass sie Bescheid wisse. Meine Mutter wollte von mir wissen, wo ich am Wochenende denn immer sei. Ich war damals bei meinem Freund. Sie meinte: «Egal, ob Mann oder Frau, schreib mir einfach zur Sicherheit den Namen und die Adresse auf.» Als ich dann 2017 Mister Gay Switzerland wurde, kam ein grosser Artikel über mich in der Lokalzeitung und das war dann mein ganz offizielles Outing.
Du hast also deinem Umfeld nie direkt gesagt, dass du auf Männer stehst?
Ich habe meinen Freund vorgestellt und dann wars klar. Für die meisten war das aber auch keine Überraschung. Ich denke aber auch, dass es heutzutage gar nicht mehr so notwendig ist, ein Outing zu haben. Heteros müssen sich ja auch nicht outen und sagen: «Hey, ich bin hetero!» Es geht ja niemanden etwas an, mit wem ich ins Bett gehe.
Du suchst in einer deutschen Datingshow die grosse Liebe: Was unterscheidet den deutschen vom Schweizer Mann?
Deutsche Männer sind sicher direkter und vielleicht auch etwas ehrlicher. Diese direkte Art überfordert uns Schweizer oft.
Jetzt muss ich mich als Deutsche auf Besuch in der Schweiz mit meiner direkten Art wohl etwas zurückhalten. (lacht)
Ach was, damit kann ich umgehen. Ich habe auch viele deutsche Freunde und bin viel in Berlin.
Ach stimmt, du bist doch auch mit Micaela Schäfer befreundet. Die kenne ich auch.
Ja genau, wir gehen immer gemeinsam an die Gay-Prides. Zuletzt habe ich sie an einer Halloween Party in Zürich gesehen.
Aber zurück zu den deutschen Männern. Ist der Prince Charming dein Typ?
Wenn ich an die erste Sendung denke, dann muss ich sagen, dass mir der Wow-Effekt gefehlt hat.
Das kann ja aber auch noch kommen.
Genau, ich bin nicht so oberflächlich und lerne Menschen lieber noch kennen. Erst dann kann ich entscheiden, ob es etwas Ernsteres werden könnte. Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich ihm eine sieben oder eine acht geben.
Ich habe mich im Fernsehen komplett nackt gezeigt. Wie weit würdest du gehen?
Ich habe auch viel gezeigt – sehr viel. Nackt war ich nicht, aber einmal kam ich aus der Dusche und habe die Kamera längst vergessen. Ich weiss nicht, ob ich da mein Handtuch noch korrekt um mich getragen habe. Vielleicht sieht man mich nackt oder nicht. Man hat sowieso schon viel von mir auf Social Media gesehen.
Du arbeitest bei der Bank. Weiss dein Chef, dass du in der Sendung mitmachst?
Ja klar, ich musste es abklären, ob ich mitmachen darf. Ich habe aber sofort das Okay bekommen und habe die volle Unterstützung meines Chefs. Schon als ich bei der Wahl zum Mister Gay Switzerland mitgemacht habe, musste ich es abklären. Von da her ist mein Arbeitgeber bezüglich dieses Themas auch schon etwas abgehärtet.
Männer kommen ja oft schneller zum Punkt und ich finde, wenn sie geil sind, es ihnen fast egal ist, was sie poppen. Wie war das bei dir während des Drehs? Konntest du dich von deinen Mitstreitern fern halten oder gab es da auch untereinander Liebeleien?
Es ist ja so, dass im Haus 20 Singlemänner aufeinandertreffen. Ich bin auch mit der Einstellung da reingegangen, dass wenn ich mich verliebe, ich mich verliebe – egal ob in den Prince Charming oder in einen Kandidaten. Das kann man nicht steuern. Ich wollte mich auch nicht nur auf ihn konzentrieren, sondern bin auch für die Kandidaten offen. Mit denen ist man 24 Stunden zusammen und die Connection ist dadurch auch ganz anders.
Hattest du in deinem Leben schon mal ein Date, dass richtige Kacke war?
Das war vor etwa drei Monaten. Der Fehler war, ich habe mich bei ihm verabredet. Wir wollten uns eigentlich draussen treffen, aber dann hat es geregnet. Dann kam raus, dass er mich wie ein bisschen auf Social Media stalkt. Er hat mir dann Fotocollagen gezeigt, mit Fotos die er gebastelt hat von ihm und mir. Er ist Opernsänger und wollte mir dann noch etwas vorsingen, weil er in der Wohnung aber nicht zu laut singen darf, hat er einen Playback-Auftritt hingelegt.
Das tönt wirklich schlimm.
Ja, es war wirklich ganz, ganz schlimm. Irgendwann habe ich ihm dann gesagt, dass ich weiter muss. Er war ein lieber und hat es sicher nicht böse gemeint. Aber so Groupies turnen mich echt einfach ab.
Zum Schluss eine Frage, die mir auch schon öfters gestellt wurde: Was war der ungewöhnlichste Ort, an dem du schon Sex hattest?
Beim Sex bin ich langweilig.
Ich hatte da auch nie wirklich viel dazu zu sagen.
Ich brauche da einfach ein grosses Bett, damit es gemütlich ist. Ich mag das nicht in der Öffentlichkeit, weil man dann unter Druck ist, weil immer jemand zuschauen könnte.
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