«SRF ist nicht das höchste der Gefühle»
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Interview mit Nik Hartmann:«SRF ist nicht das höchste der Gefühle»

Nik Hartmann (48) über seinen Abschied vom Leutschenbach nach 15 Jahren
«SRF ist nicht das höchste der Gefühle»

Er war eines der wichtigsten Aushängeschilder von SRF. Jetzt moderiert Nik Hartmann (48) am Samstag seine letzte «SRF bi de Lüt – Live»-Show. Im Interview mit BLICK verrät er, dass er auch bei der Konkurrenz wieder mit Kamera und Mikrofon unterwegs sein wird.
Publiziert: 03.06.2020 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2020 um 15:02 Uhr
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Auf zu neuen Ufern: TV-Liebling Nik Hartmann.
Foto: Aurelia Marine
Interview: Peter Padrutt

Nik Hartmann (48) sagt SRF Tschüss: Der TV-Liebling erinnert sich an die bewegendsten Momente bei SRF. Für seinen Jobwechsel war auch die Situation mit seinem eingeschränkten Sohn Melchior (11) mitentscheidend.

BLICK: Nach dem Aus von Kurt Aeschbacher wurde dieser mit einer Studio-Show geehrt. Zu Ihrem Abschied werden alte Sendungen recycelt. Enttäuscht?
Nik Hartmann: Nein. Der Grund dafür, dass wir keine grossen Feste feiern können, ist ja bekannt. Dass man mir jetzt einen grossen Abschied kredenzt hätte, wäre mir auch ohne Corona eher unangenehm gewesen. Ich wechsle ja einfach den Job.

Aber es gibt in Ihrer letzten «SRF bi de Lüt – Live»-Show Reprisen zu sehen.
Nicht nur. Für diese «SRF bi de Lüt»-Samstagabendkiste haben wir noch einmal die Dorfplätze von Scuol, Neuhausen am Rheinfall und Spiez besucht – einfach ohne Publikum.

Sie waren bis zum Schluss der Wandervogel. Was hätte man Ihnen anbieten müssen, damit Sie geblieben wären?
Ich war bei SRF mehr als zufrieden. Ich hatte auf meiner Wunschliste überall ein «erledigt» hingesetzt. Drum zieht es mich jetzt weiter. Ich entscheide gerne selber, wo ich im Leben durchwandere. Als Moderator noch 17 Jahre bis 65 mit dem gleichen Erfolg weiterzumachen, halte ich für ausgeschlossen. Ich wollte einfach verhindern, dass ich in ein paar Jahren unglücklich werde. Ich brauche Aufgaben, Projekte, Herausforderungen, sonst wird es mir schnell langweilig.

War Ihnen denn langweilig?
Sagen wir es so: Seit ich vor zwei Jahren mit dem Radio aufgehört habe und mich nur noch aufs Fernsehen konzentrierte, hatte ich schon öfters freie Kapazitäten (lacht).

Hat es SRF mit Susanne Wille besser gemacht? Ihr wurde eine Führungsaufgabe anvertraut.
Ich kann nicht für andere sprechen.

Aber in so einer Funktion wären Sie geblieben, oder?
Hätte, würde, könnte. Ich musste mich nie mit solchen Fragen auseinandersetzen. Und so wie es jetzt ist, stimmt es für mich zu hundert Prozent. Ich wehre mich dagegen, dass SRF das höchste der Gefühle ist.

Sie gingen bei Ihren Touren Risiken ein. Hat Ihnen nie jemand gesagt: «Pass auf – plötzlich kehrst du nicht mehr zu deiner Familie zurück»?
Ich wurde tatsächlich ängstlicher in den vergangenen Jahren. Grund war ein Bike-Unfall vor drei Jahren, und dann hatte ich diesen Beinahe-Absturz letztes Jahr während eines Drehs. Vielleicht gibt es so einen Krug an Glück, der sich über all die Jahre füllt. Und auf einmal ist er voll und dann passiert das grosse Unglück.

Ihre Familie braucht Sie. Inwiefern spielte die Situation mit dem elfjährigen Melchior eine Rolle?
Carla und ich werden stets einen Sohn an unserer Seite haben, den wir nie in die Selbständigkeit entlassen können. Das prägt unsere gegenseitige Zusammengehörigkeit. Ansonsten sind wir eine ziemlich gewöhnliche Familie. Wir brauchen Melchior genauso wie er uns.

Der Lockdown war sicher eine Herausforderung. Wie läuft eigentlich so ein Tag mit Melchior ab?
Am Morgen wird er gewickelt und kriegt sein Zmorge mit der Flasche. Wir ziehen ihn an, tragen ihn zum Taxi, das ihn zur Schule bringt. Ist keine Schule, spielt er gerne sitzend in seinem Zimmer, hört seine Lieblingsmusik oder drückt etwas auf dem iPad rum. Am Mittag gibt es einen Brei, denn er kann nicht beissen, dann machen wir 30 Minuten Mittagspause. Ist Schule, kommt er gegen 17 Uhr nach Hause. Nach dem Zvieri wird gespielt, oder wir machen eine Runde mit dem Veloanhänger oder dem Rollstuhl. Gegen 20 Uhr folgt die Abendtoilette und irgendwann findet Melchior dann den Schlaf.

Es gibt Forderungen, dass Eltern in solchen Situationen entschädigt werden sollen. Finden Sie das auch?
Ja, selbstverständlich.

Wenn Sie zurückblicken: Welches war das spannendste TV-Erlebnis?
Meine erste Besteigung eines Viertausenders – hinauf auf den Piz Bernina. Da weiss ich heute noch beinahe jeden einzelnen Schritt, bis wir oben waren. Ich ging körperlich an meine Grenzen. Ich war nie vorher und nie mehr nachher derart euphorisiert wie am Ende dieser Tour.

Der grösste Patzer?
Ich verwechselte Bad Zurzach mit Bad Ragaz, kündigte Amy Winehouse, die damals schon tot war, statt Amy Macdonald an, kürte beim «Landfrauenküche»-Final die falsche Frau zur Finalistin.

Sie müssen sich bei CH Media auch um Trash wie «Der Bachelor» kümmern. Da müssen Sie doch über Ihren Schatten springen!
Wieso denn? Das ist toll gemachtes Unterhaltungsfernsehen, das seine Berechtigung nicht zuletzt mit hervorragenden Quoten rechtfertigt. Und auf TV24 ist mit «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert» ein anspruchsvolleres Format am Start. Ich freue mich auf die ganze Bandbreite.

Wo ist bei Ihnen die Grenze?
Wenn ich sehe, wie teilweise Menschen bereit sind, sich freiwillig auf Social-Media-Kanälen zu präsentieren, frage ich mich eher, wo die Grenzen der Gesellschaft sind.

Und beim Fernsehen? Bei Dating-Shows mit Nackten?
Ach, das ist ja vielleicht einfach auch die Antwort auf Pornokanäle im Netz. Früher war «Eis am Stiel» das höchste der Gefühle. Ich schaue mir diese Penisse und Brüste am TV nicht an.

Werden Sie beim neuen Sender auch wieder wandern?
Ich treffe gerne Menschen in ihrer Umgebung, werde auch in Zukunft bi de Lüt sein und bestimmt wieder mit Kamera und Mikrofon losziehen.

Keine Angst, in Vergessenheit zu geraten?
Das sehe ich sehr pragmatisch. Mich hat stets interessiert, gute Sendungen zu machen. Wenn dann noch viele Menschen zuschauten, umso besser. Aber mein Leben fand hauptsächlich ausserhalb des Fernsehens statt.

Was vermissen Sie am meisten beim Fernsehen, wie es früher war?
Die Ruhe – aber in der Überzeugung, dass es Fernsehen in genau derselben Form noch 20 Jahre geben wird.

Vom Lokalradio zum TV

Der Zuger Nik Hartmann, bürgerlich Dominik-Marc Hartmann, begann Jus zu studieren, bevor er bei Radio Extra Bern und Radio 24 seine Medienlaufbahn begann. 2005 ging er zu SRF, wo er mit seiner Wandersendung «Über Stock und Stein» samt Hündin Jabba zum Publikumsliebling wurde. Daneben war er auch für Radio SRF 3 im Einsatz. Auf den 1. November wechselt er zu CH Media. Hartmann ist verheiratet und Vater von drei Buben.

Der Zuger Nik Hartmann, bürgerlich Dominik-Marc Hartmann, begann Jus zu studieren, bevor er bei Radio Extra Bern und Radio 24 seine Medienlaufbahn begann. 2005 ging er zu SRF, wo er mit seiner Wandersendung «Über Stock und Stein» samt Hündin Jabba zum Publikumsliebling wurde. Daneben war er auch für Radio SRF 3 im Einsatz. Auf den 1. November wechselt er zu CH Media. Hartmann ist verheiratet und Vater von drei Buben.

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