Sie wirkte noch etwas hüftsteif, als sie die Zuschauer zur Sendung begrüsste: Gestern führte Barbara Lüthi (44) erstmals durch den SRF-«Club», der sich dem Thema «Die Chinesen kommen» widmete. «Sie denken sicher: Das Thema liegt auf der Hand – bei der ehemaligen China-Korrespondentin. Ja, das tuts», so Lüthi dazu. Entsprechend kompetent zeigte sie sich in der nachfolgenden Diskussion.
«Als wollte sie im Winter Wespen verjagen»
Doch alles klappte bei ihrer Premiere als «Club»-Leiterin noch nicht. TV-Kritiker René Hildbrand vom Portal «persoenlich.com» wirft ihr Konzept- und Strukturlosigkeit vor. «Manche Themen wurden nur kurz angeschnitten, zu echten Kontroversen kam es unter den freundlichen Gästen nicht», moniert er.
Barbara Lüthi sei dem «Club» journalistisch gewachsen, schreibt er weiter. Fügt aber an: «Nicht ablegen konnte sie ihr nervöses Getue, das man als Zuschauer schon von ihren Korrespondenten-Einsätzen kannte. Und auch im Studio fuchtelt die Frau mit ihren Händen herum, als wollte sie mitten im Winter Wespen verjagen.» Alle Menschen hätten Macken, sie würden zu unserer Persönlichkeit gehören, so Hildbrand weiter. «Vor der TV-Kamera muss äusserst sparsam damit umgegangen werden.» Insgesamt habe sich das Aufbleiben auch diesmal nicht gelohnt, so das harte Urteil des Kritikers.
Lüthi ist zufrieden mit sich selbst
Lüthi scheint auch sonst noch nicht ganz beim «Club» angekommen zu sein. Auf ihrem Twitter-Profil erscheint sie nach wie vor als «Asia Correspondent for the Swiss National TV (SRF)». Und wie ist sie selber zufrieden mit ihrem ersten Mal? «Ich bin zufrieden, aber ich will mich immer verbessern und darum sage ich: Es gibt Raum nach oben», so Lüthi zu BLICK. «Was mir gefallen hat: Die Gäste diskutierten engagiert und kurzweilig. Es kam zu Meinungsverschiedenheiten, die Diskussion war informationsreich, hatte Tempo und Tiefe. Das verdanke ich den Gesprächsteilnehmern.» Ein Thema zu vereinfachen und den Zuschauern zugänglich zu machen, und dabei den Blick für das Grosse nicht zu verlieren, sei die grosse Kunst, daran würden sie jeden Tag arbeiten. «Der Club soll zur Meinungsbildung beitragen und über gesellschaftspolitisch relevante Themen aufklären.»
Und wie erlebte sie den Wechsel vom vorherigen zum jetzigen Job? Aus ihrer Korrespondententätigkeit sei sie sich das Einzelinterview gewöhnt, so Lüthi dazu. «Wenn man in einem Hard Talk den Interviewpartner herausfordert, ist der Verlauf meist absehbar. Anders bei einer Talkrunde, da entsteht eine Eigendynamik, es ist das Spiel mit dem Kontrollverlust ohne die Fäden aus der Hand zu geben. Es geht darum, alle Gäste gleich einzubinden, die Diskussion vorwärts zu treiben, verschiedene Standpunkte aufzuzeigen - ohne sich selber zu sehr einzubringen. Das ist für mich neu, und darum reizt es mich.» (wyt)