Nach Sandra Studers Corona-Fauxpas bei «Darf ich bitten?» – Tanzveranstalter machen es besser
«Wir sind strenger als das Fernsehen»

Hände schütteln, küssen und umarmen: In der Tanzshow «Darf ich bitten?» werden Corona-Vorsichtsmassnahmen umtänzelt. Nicht so bei Tanzveranstaltern in der Schweiz.
Publiziert: 10.03.2020 um 08:40 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2020 um 10:24 Uhr
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Tanzschulgründer Kurt Anliker mit seiner Partnerin Michèle: In der grössten Tanzschule der Ostschweiz wird weitergetanzt – mit der nötigen Vorsicht.
Foto: Zvg
Katja Richard und Peter Padrutt

Küsse, Händeschütteln und Umarmungen? In der von Sandra Studer (51) moderierten Sendung «Darf ich bitten?» tanzte das SRF munter aus der Reihe. Entgegen den Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) wurde exzessiv umarmt und geküsst. Man hatte den Eindruck, SRF befinde sich in einer Blase.

Das gab in den letzten Tagen viel zu reden – auch weil sich das BAG bezüglich Tanzveranstaltungen bisher nicht geäussert hatte. Vonseiten der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich, wo die SRF-Tanzshow jeweils stattfindet, heisst es dazu: «Die Sendung findet vor nur 350 Zuschauern statt, deshalb ist die Show erlaubt», so Sprecher Marcel Odermatt. «Wir empfehlen SRF aber, in den nächsten Sendungen ausserhalb der Tanzeinlagen auf Umarmungen und Küsse zu verzichten.»

SRF umgeht BAG-Empfehlungen
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Küsschen und Umarmungen:SRF umgeht BAG-Empfehlungen

Tanzen tut der Seele gut

Nähe und Distanz sind derzeit auch bei Schweizer Tanzveranstaltern ein grosses Thema. «Wir sind strenger als das Fernsehen, geküsst und umarmt wird bei uns nicht», sagt Kurt Anliker (66) von der gleichnamigen Tanzschule in St. Gallen, der grössten in der Ostschweiz. Die Vorschriften des BAG nimmt man ernst: «Darum verzichten wir bei den Kursen derzeit auf Partnerwechsel», so Anliker. Der Betrieb geht wie gewohnt weiter, und das kommt bei den Teilnehmenden gut an. «Schliesslich tut Tanzen der Seele gut und wir wollen keine schlechte Stimmung verbreiten.»

Spürbar macht sich das Coronavirus auch in der Tango-Szene, wo man sich körperlich besonders nahekommt. Darum werden viele Milongas, also offene Tango-Anlässe, abgesagt. «Aber wer davon leben muss, überlegt sich das zweimal», sagt Mileva Demenga (35). Die Tango-Lehrerin unterrichtet in der Alten Feuerwehr in Bern, auch dort vermeidet man Partnertausch möglichst. «Die Entscheidung überlasse ich aber den Teilnehmenden selber.»

Spürbarer Stimmungswandel

Im Volkshaus Zürich versammeln sich jeden Dienstag 100 Personen zum sogenannten Fünf-Rhythmen-Tanzen. Bei der freien Tanzform ist Körperkontakt nicht notwendig, aber häufig. «Ich war letzte Woche sehr gespannt, wie sich die Tanzenden verhalten werden», so Veranstalterin Cristina Pena (53). «An die zwei Meter Abstand haben sich die wenigsten gehalten, dabei waren sogar drei Ärzte darunter.» Vielmehr sei dafür ein Stimmungswandel angesichts von Corona spürbar. «Ich habe den Eindruck, dass die Menschen näher zusammenrücken. Persönlich finde ich es aber auch wichtig, nicht in Panik zu geraten.»

Fest steht: Tanzen geht nicht ohne Körperkontakt, darauf beruft sich auch das Schweizer Fernsehen. Das Händeschütteln sei nur auf der Bühne erlaubt gewesen. «Die Tänzerinnen und Tänzer waren über die Empfehlungen des BAG informiert. Dass sie sich auf der Bühne umarmt haben, geschah spontan», sagt eine SRF-Sprecherin auf Anfrage von BLICK. Wie nahe man sich beim Tanzen kommt, wird in Zeiten von Corona aber ein Thema bleiben.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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