Moderator wird zur «Peinlichkeit des Medienjahres» gewählt
«Thomas Gottschalk hat seine Coolness verloren»

«Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst»: Mit solchen und ähnlichen Aussagen hat sich Thomas Gottschalk am Ende seiner Karriere selber ins Abseits manövriert. Nun wurde er vom Branchendienst dwdl.de zur «Peinlichkeit des Medienjahres 2024» gekürt.
Publiziert: 30.12.2024 um 18:35 Uhr
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Moderator Thomas Gottschalk während der ARD-Fernsehshow «Das Adventsfest der 100'000 Lichter» am 30. November 2024 in Suhl.
Foto: imago/STAR-MEDIA

Auf einen Blick

  • Thomas Gottschalk zur «Peinlichkeit des Medienjahres» gekürt wegen umstrittener Aussagen
  • Gottschalks Umgang mit Kritik und Selbstüberschätzung werden bemängelt
  • 74-jähriger Moderator verliert Coolness nach jahrelanger Bye-bye-Tour auf allen Kanälen
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Das deutsche Branchenportal dwdl.de hat den Moderator Thomas Gottschalk (74) basierend auf einem Publikums-Voting zur «Peinlichkeit des Medienjahres 2024» gekürt. Verantwortlich dafür macht das Portal vor allem Aussagen in seinem aktuellen Buch «Ungefiltert» und den dazugehörigen Promo-Interviews. «Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst. Wie ein Schauspieler, der im Film küsst, weil es im Drehbuch steht», sagte er zum Beispiel im deutschen Magazin «Spiegel» über Szenen aus «Wetten, dass..?», in denen er weiblichen Stars wie Britney Spears (43), Catherine Zeta-Jones (55), Claudia Schiffer (54), Jennifer Garner (52) oder Sophia Loren (90) sehr nahegekommen war. 

Früher sei Gottschalk der Umgang mit Kritik leichtgefallen, nun habe er «das Altern in Rekordzeit nachgeholt», so das Portal. Dazu komme eine «melodramatische Selbstüberschätzung». Gottschalk hatte sich mehrfach darüber beklagt, dass ihm das ZDF nicht einmal eine Abschiedsshow spendiert habe. Dabei ist er in Tat und Wahrheit seit Jahren auf grosser Bye-bye-Tour, bei allen nur erdenklichen Sendern inklusive ZDF. «Ein Mann mit in Deutschland beinahe beispielloser Eloquenz hat bedauerlicherweise seine Coolness verloren. Etwas, was Gottschalk selbst früher furchtbar gefunden hätte», schreibt dwdl.de.

Er hat sich selber versenkt

Tatsächlich kann die Causa Gottschalk als Warnung für alle bekannten TV-Figuren – auch aus der Schweiz – dienen, die am Ende ihrer Karriere damit liebäugeln, noch loszuwerden, was sie immer schon insgeheim beschäftigte. Ihnen sei die Erkenntnis des Medientheoretikers Marshall McLuhan (1911–1980) ans Herz gelegt: Die Sendung ist immer grösser als der Moderator. Und dass zwischen öffentlicher Figur und privaten Ansichten stets eine Kluft besteht.

Ebenfalls nicht ganz neu ist, dass Gottschalk schon früher nicht derart makellos war, wie ihn seine Fans lange sehen wollten. Zur Demonstration genügen kurze Ausschnitte aus früheren Moderationen oder eine Szene aus seinem filmischen Werk («Die Supernasen», «Zärtliche Chaoten»).

Bitter für ihn, doch bei seiner losen Zunge nicht verwunderlich: Für seinen Fall ist er selber verantwortlich. Andere aus seinem Metier stolpern über eine wieder aufgetauchte Affäre, er hat sich selber versenkt. Doch riskierte er mit seinem Geplauder schon früher oft Kopf und Kragen. Damals war das Teil des Zeitgeistes oder wurde jedenfalls toleriert, heute gilt es als peinlich.

Und wer sich darüber aufregt, hat wohl einfach das klein Gedruckte auf dem Buchdeckel übersehen oder nicht ernst genommen. «Bekenntnisse von einem, der den Mund nicht halten kann», heisst es dort in der Unterzeile. Das war eine Ansage ohne grossen Spielraum.

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