Die Meinungen gingen im Vorfeld auseinander: «Bild» warnte vor dem «schlechtesten ‹Tatort› aller Zeiten». «Der Spiegel» schwärmte von «grossem Kino». Gestern endlich war das One-Take-Wunder «Die Musik stirbt zuletzt» von Dani Levy zu sehen. Und tatsächlich ist das formale Wagnis, einen Krimi ohne einen einzigen Schnitt zu erzählen, sehenswert. Der Zuschauer wird sofort in die Handlung hineingerissen.
Die Geschichte hingegen ist zu ambitioniert. Form und Inhalt kommen sich nicht entgegen – ein einfacherer Plot hätte das technische Experiment besser zur Geltung gebracht. Walter Loving, ein Unternehmer und Mäzen, engagierte sich im Zweiten Weltkrieg als Fluchthelfer von Juden – und wurde reich dabei. Findige Köpfe beginnen zu rechnen: Wie alt wäre dieser Loving heute und könnte er wirklich noch einen Galaabend ausrichten? Es bleibt nicht die einzige Ungereimtheit. Weshalb genau wird vor dem KKL demonstriert?
Anderes ist schlichtweg absurd: Zum Beispiel die Pianistin, die sich ohne Gefühlsregung an den Flügel setzt, nachdem ihr Bruder vergiftet worden ist. Oder der Arzt, der während des Reanimierens Zeit findet, Leute mit den Worten aus dem Raum zu weisen, er müsse hier arbeiten. Geradezu albern sind die Drohanruf-Sequenz mit dem Stimmenverzerrer und die Kurznachrichten, die eingeblendet werden, weil sie nicht filmbar sind. Auch die ungewöhnlichen Tenues der Kommissare (Liz Ritschard im Ballkleid, Reto Flückiger als Fussballfan) sind kein Mehrgewinn. Doch Levy hat etwas gewagt und TV-Geschichte geschrieben. Das bleibt.