Krimikolumne «Polizeiruf»
AKW – nein danke?

Die heutige «Polizeiruf»-Folge ist leidlich spannend – leider aber wegen einfacher ideologischer Verbrämung des Themas AKW ärgerlich.
Publiziert: 28.12.2019 um 14:15 Uhr
1/5
Autorin Silvia Tschui fand diese Folge zwar spannend, aber unklug.
Foto: Simone Pengel
Silvia Tschui

Am 20. Dezember ist das Atomkraftwerk Mühleberg abgeschaltet worden. Der Rückbau beginnt am 6. Januar – ein anspruchsvolles Projekt. Im heutigen «Polizeiruf» soll hingegen ein Atomkraftwerk gebaut werden, irgendwo im polnischen Grenzland. Der verantwortliche Energiekonzern stösst auf Widerstand von Umweltverbänden und Anwohnern und kämpft vor Gericht um die Baugenehmigung. Kurz vor Aufnahme der Verhandlung wird eine Journalistin ermordet – sie hatte zum Thema recherchiert. Olga Lenski und Adam Raczek ermitteln und sehen sich einer mächtigen Lobby gegenüber.

Gängige Klischees, gängig bedient

Dass AKW auf Ablehnung stossen, ist klar. Auch ich möchte nicht in unmittelbarer Nähe eines AKW wohnen. Trotzdem ist der reflexartige Umgang mit dem Thema ärgerlich: AKW und Betreiber böse, Gegner gut. Dieses Klischee bedient auch die heutige «Polizeiruf»-Folge.

Ärgerlich ist dies insbesondere deshalb, weil ein ideologiefreier Umgang mit Energiefragen in Klimawandelzeiten dringend nötig wäre: Solange wir mit Techniken der Herstellung von erneuerbaren Energien noch nicht so weit sind, um auf Kohle zu verzichten, ist gemäss diverser Experten Atomstrom kurzfristig die sauberste Energiequelle überhaupt – trotz aller ungelösten langfristigen Fragen, welche Rückbauten, Katastrophen wie Fukushima und die Lagerung radioaktiver Abfälle betreffen.

«Tatort»- und «Polizeiruf»-Macher verfügen über meinungsbildende Macht. Und mit einer solchen Macht ginge eigentlich eine gewisse Verantwortung einher – nämlich eigene Ideologien zu hinterfragen und Komplexität zuzulassen. Dieser Verantwortung wird diese Folge nicht gerecht.

Polizeiruf «Tod einer Journalistin», Das Erste, 20.15 Uhr
Wertung: drei von fünf

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