Krimikolumne
Kriegsherren und Helfer

Nicht einmal im Tatort ist die Welt gerecht.
Publiziert: 09.12.2018 um 16:12 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 14:20 Uhr
Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) findet ein Plastikteil im Weinberg, das von einer Drohne stammen könnte, Polizist Finn Flörke (Stefan Ruppe) stellt es sicher.
Foto: SWR/Alexander Kluge
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Silvia TschuiGesellschafts-Redaktorin

Unsere Welt ist, so im Grossen ­gesehen, schon recht zum Kotzen: Reiche Industrienationen (allen ­voran die USA, die Schweiz 
an ­achter Stelle) liefern zum Wohl ­einzelner Shareholder tonnen-
­weise Waffen nach Saudi-Arabien und ­Indien – und insbesondere ­Saudi-Arabien liefert diese auch gern an Extremisten in Syrien oder ­Afghanistan weiter. Die Opfer ­
dieser Waffenlieferungen – zivile Männer, Frauen und Kinder – will dann ­natürlich keines der Waffen­verkäufer-Länder aufnehmen.

Ausserdem kämpft in einem ­absurden Zirkelschluss wiederum das US-Militär selbst gegen 
diese – eigentlich von ihm selbst bewaff­neten – ­Extremisten. 
Bei so viel ­Zynismus verwundert 
es nicht, dass zumindest die USA mit ihren Kriegsveteranen erbärmlich um­gehen. Sie haben ihr 
Leben ­riskiert, leiden oft unter posttraumatischen Belastungs­störungen – und landen nicht selten elendiglich auf der Strasse.

Diese bittere und leider wahre ­Tatsache bildet den Hintergrund zum neuen Lena-Odenthal-«Tatort». Und er bringt die Zuschauer in die Zwickmühle: Ein hoher US-­General, verantwortlich für ein neues Drohnenprogramm, ­besucht die real existierende ­Ramstein Air Base in Rheinland-Pfalz. Das ruft so einige Menschen auf den Plan, die sich 
an ihm ­rächen wollen. Lena Oden­
thal muss schliesslich die moralisch gesehen Falsche ­erschiessen.

Als ­Zuschauer wünscht man sich, 
es wäre der ­General ­gewesen, ­
damit wenigstens im ­«Tatort» die Welt ein klein bisschen weniger ­widerwärtig wäre. Den Gefallen tun uns die «Tatort»-Macher nicht – und kriegen deshalb trotz ein paar Spannungs-­Längen viereinhalb ­Punkte. Weil sie uns zum Nach­denken bringen.

Tatort: «Vom Himmel hoch» 
20.05 Uhr, SRF 2
Viereinhalb Sterne von 5

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