Wer nicht in seinen Bikini passe, sei selber schuld. «Den kaufe ich mir auch nicht drei Nummern zu klein!» – mit diesem und ähnlichen Sprüchen treibt Slam-Poetin Lisa Christ die Themen ihrer Generation genüsslich auf die Spitze, etwa wenn es um Ernährungsgurus und Fitnesswahn geht. Mit Sprüchen wie «Lieber wabbelnder Oberarmspeck als hungrig im Bett liegen» macht sie sich für ein entspanntes Frauenbild stark: «Wir müssen unseren Körper nicht verändern, nur weil es Sommer wird.»
Jetzt macht die Wortakrobatin den Sprung von der Kleinbühne auf den breiten Bildschirm: Lisa Christ ist Gastgeberin der neuen «Comedy Talent Show» auf SRF und begrüsst dort neue und bekannte Gesichter der Schweizer Szene, darunter Dominic Deville (44). Dabei darf man sich auf den Wortwitz der Komikerin freuen – eine Gabe, an der sie schon als 16-Jährige gefeilt hat: An der JugendArt in Olten SO wurde sie als Slam-Poetin entdeckt und startete durch.
Frauen haben nicht gleiche Ausgangssituation
Anfangs sei sie oft die einzige Frau auf der Bühne gewesen, doch das habe sich inzwischen geändert. «Männer sind nicht per se lustiger, und Humor hat ja nichts mit dem Geschlecht zu tun», sagt Christ. Aber in vielen Bereichen gebe es noch immer strukturelle Diskriminierung: «Es herrschen veraltete Rollenmodelle vor, und Frauen haben nicht die gleiche Ausgangssituation. Sie müssen oft viel mehr Hürden nehmen.» Darum stand Lisa Christ am Frauenstreiktag in Olten auch als Rednerin auf der Bühne und fördert Newcomerinnen im Poetry Slam.
Seit zwei Jahren kann die Slam-Poetin ganz von ihrem Beruf leben. Das Studium finanzierte sie sich zunächst mit Kellnern: «Ein harter Job, ich wollte mein Geld lieber mit Slam verdienen.» Zwar könnte sie mit ihrem Master-Abschluss auch am Gymnasium unterrichten, aber: «Dafür fehlt mir die Ausgeglichenheit – ich weiss nicht, ob ich es mit den vielen pubertierenden Schülern aufnehmen könnte.»
«Klar habe ich Lampenfieber»
Weniger Stress löst bei Lisa Christ das Publikum im Saal oder am Bildschirm aus: «Klar habe ich Lampenfieber. Aber Nervosität hat auch eine gewisse Aufgabe, solange sie ein gesundes Mass hat. Sie macht wach und aufmerksam.» Das war für die vier SRF-Sendungen, die innert zwei Tagen aufgenommen wurden, auch nötig: «Nach 17 Gästen, bei 40 gefühlten Grad drinnen und 50 auf der Bühne, habe ich erst mal richtig ausgeschlafen.» Sie sei noch immer ein wenig baff, aber auch dankbar für diese Chance.
Ob man sie auch nach dem Sommer am TV sehen wird, steht noch offen. Zuerst einmal erholt sie sich vom Aufnahmemarathon bei einem Sonnenbad im Garten. Lisa Christ lebt mit zwei WG-Mitbewohnern in einem Haus in Olten, dazu gehören auch zwei Katzen: «Nichts geht über ein eingerolltes, schnurrendes Büsi.»