Gina Lollobrigida hat noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. Schon gar nicht jetzt, wo Hollywood sie endlich mit einem Stern auf dem Walk of Fame geehrt hat. Sieben Blocks von ihrer Landsfrau Sophia Loren (83) entfernt und 24 Jahre später. Da muss man mal nachfragen, was es mit der Rivalität auf sich hat, die den beiden italienischen Sex-Symbolen nachgesagt wird.
BLICK: Wie war das jetzt wirklich, mit der Rivalität zwischen Ihnen und Sophia Loren?
Gina Lollobrigida: Wollen Sie die Wahrheit hören?
Immer.
Diese Rivalinnen-Story war frei erfunden. Ihr Agent hatte sie sich ausgedacht und 50 Jahre lang gepusht. Mit ihrer Unterstützung. Ich fand es langweilig und hatte keine Zeit für diese albernen Spielchen. Ich habe immer allein gearbeitet und hasse schmutzige Tricks. Aber die Presse fand es gut und hat das immer gerne hochgespielt.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Hollywood?
Ich empfinde eine besondere Liebe für Amerika, und ich bin immer wieder gerne zurückgekommen. Sie haben mich immer behandelt wie eine Königin. Das hat mich überrascht und mir natürlich sehr gefallen (lacht).
Sie haben mit den begehrtesten Männern Hollywoods zusammengearbeitet. Burt Lancaster, Anthony Quinn, Tony Curtis, Humphrey Bogart, um nur ein paar zu nennen. Welchen von denen fanden Sie am umwerfendsten?
Rock Hudson. Ganz eindeutig.
Aber der war doch schwul.
Sind Sie sicher? Ein Produzent hat ihn damals dazu gebracht, seine Sekretärin zu heiraten. Wenn er aber Elizabeth Taylor oder mich gehabt hätte, dann hätte es ganz anders werden können (lacht). Er war ein toller Mann und ein fantastischer Schauspieler. Ich habe zwei Filme mit ihm gedreht, und es war meine beste Zeit am Set.
Sie wurden auch mit dem verschrobenen Milliardär Howard Hughes in Verbindung gebracht.
Ah, Howard Hughes. Er war auf jeden Fall der hartnäckigste Mann in meinem Leben. Er wollte mich unbedingt haben (lacht). Er hat mir zwölf Jahre lang nachgestellt und sogar seine Anwälte nach Algerien geschickt, wo ich gedreht habe. Wer macht denn so was? Er war verrückt, aber er meinte es ernst.
Wenn Sie zurückdenken, wann haben Sie das erste Mal gedacht: «Wow, ich bin berühmt!»?
Das war bei meiner ersten Reise nach Argentinien – auf Einladung von Präsident Peron. Als wir gelandet sind, mussten sie mich verstecken, weil die Leute sonst das Flugzeug gestürmt hätten. Und dann standen 60'000 Leute an der Strasse auf dem Weg zum Hotel. Ich habe mich beinah geschämt für diesen Aufwand und habe gefleht, dass sie keine Bilder der Massen nach Italien schicken. Ehrlicherweise hatte ich auch Angst, dass ich zur neuen Evita Peron werden würde und ich nicht mehr wegkomme (lacht).
Wie war Ihre Begegnung mit Peron?
Er war sehr nett und zuvorkommend. Er hat meinen Mann und mich sogar in seinem Privatzug mitgenommen. Wir sind dann zusammen zur Eröffnung einer Spielbank gegangen und haben ein Gruppenbild mit dem italienischen Botschafter und ein paar Studenten gemacht. Nachdem ich zurück in Italien war, wurden mir Fotografien zugeschickt. Auf denen Peron und ich zu sehen waren. Ich war nackt. Sie waren offensichtlich retouchiert worden und sollten Peron blossstellen.
Sie hatten den Titel «Schönste Frau der Welt» gepachtet und sind unheimlich jung geblieben. Was ist Ihr Geheimnis?
Dass ich jeden Morgen pünktlich um 6 Uhr aufstehe und arbeite. Arbeit war für mich immer eine Leichtigkeit. Und ich hoffe, ich werde bei der Arbeit sterben. Nur wenn ich nichts zu tun habe, fühle ich mich nicht gut. Deshalb bin ich auch nie in den Urlaub gefahren.
Folgen Sie einer besonderen Ernährung?
Das Einzige, worauf ich beim Essen achten muss, ist, nicht zu viel zu essen. Wenn ich arbeite, habe ich gottseidank keine Zeit, mir den Bauch vollzuschlagen. Das macht es einfacher.
Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückschauen, gibt es ganz besondere Erlebnisse, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Ein ganz tragisches fällt mir ein. Es war am Set von «Königin von Saba» in Spanien. Ich habe mit Tyrone Power gedreht. Ein fantastischer Schauspieler. Ich weiss noch wie heute, als er in einer Drehpause in seiner Rüstung zum Wohnwagen neben meinem gegangen ist. Er sagte zu mir: «Ich kann nicht atmen.» Kurz darauf haben Sie ihn weggetragen. Er hat mir noch zugewunken und gesagt: «Keine Sorge, das Leben geht auch so weiter.» Fünf Minuten später war er tot. Es war ein schlimmer Moment in meinem Leben.
Welche Ziele hat man mit 90?
Grosse. Ich habe 40 Porträts von Leuten gemalt, die ich in meinem Leben getroffen habe. Die will ich ausstellen lassen. Wahrscheinlich in New York. Und dann will ich auch meine Skulpturen ausstellen lassen, am liebsten im Getty Museum in Los Angeles. Ich will, dass die Leute die Gelegenheit haben, meine Arbeit zu sehen.
Was ist das Wichtigste, was das Leben Sie gelehrt hat?
Dass es ein Geschenk Gottes ist und du es lieben musst. Ich war immer ein positiv denkender Mensch, der gute Dinge tut. Wer negativ denkt, der wird automatisch auf einen schlechten Pfad geführt. Wir leben in einer schwierigen Welt. Und dann diese Politiker! Sie sollten vorsichtig mit dem sein, was sie tun. Mehr sage ich nicht.
Wie wichtig war die Liebe in Ihrem Leben?
Sie ist wichtig, doch sie war mir nicht vergönnt. Ich habe am Ende nie tiefe Beziehungen gehabt, nur Freundschaften. Leider ist es mit der Liebe besonders schwierig, wenn man berühmt ist. Männer können so eifersüchtig sein.
Wie ist das Verhältnis zu Ihrem Sohn Milko? Der wollte Sie vor vier Jahren vom Gericht für unzurechnungsfähig erklären lassen, um die Vormundschaft über Ihr Vermögen zu bekommen.
Er ist eine grosse Enttäuschung. Man sollte ihn einer Gehirnwäsche unterziehen, denn er versteht überhaupt nichts mehr und folgt nur schlechtem Rat. Früher war er so ein guter Junge, doch er ist nicht mehr er selbst. Er hat so viele schlechte Leute um sich herum, es ist ein Fluch für mich.
Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?
Ich hoffe darauf (lacht).
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