Experten über SRF-Quotenkönig Röbi Koller und sein «Happy Day»
«Familienunterhaltung mit schlau zusammengeklauten Elementen»

Röbi Koller (60) schafft Rekordquoten. Bei seinem letzten «Happy Day» war jeder zweite Schweizer TV-Apparat eingeschaltet. Ob das heute wieder so ist? BLICK erklärt das Phänomen. Denn eigentlich gilt die Samstagabend-Kiste für tot.
Publiziert: 24.02.2018 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 19.07.2020 um 16:20 Uhr
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Davon können andere nur träumen: Bei Röbi Kollers letztem «Happy Day» war jeder zweite TV-Apparat in der Schweiz eingeschaltet.
Foto: Oscar Alessio
Peter Padrutt

Während die Samstagabend-Unterhaltung verzweifelt sein verlorenes Publikum sucht, darf sich einer feiern lassen: Röbi Koller (60) hat mit seinem «Happy Day» an Weihnachten einen Rekord gebrochen. Mit 50,1 Prozent hatte die letzte Ausgabe den höchsten je erzielten Marktanteil. Nur die «Tagesschau», «Meteo» oder ein Wimbledon-Finale mit Roger Federer (36) spielen in dieser Liga. Mit Schicksalsgeschichten und Stargästen wie Trauffer (39) und Florian Ast (42) sorgt König Röbi auch heute (SRF 1, 20.10 Uhr) wieder für feuchte Taschentücher.

«Man empfindet als Zuschauer Anteilnahme mit den Menschen und ihren Schicksalen. Diese dienen nicht zuletzt als Projektionsflächen für eigene Ängste und Wünsche und haben so vielleicht auch Vorbildcharakter», erklärt Medienwissenschaftler Heinz Bonfadelli (68) den Erfolg. Tatsächlich hat die Show ein treues Stammpublikum generiert. Der Ableger «Ich schänke dir es Lied» (24,9 Prozent Marktanteil) oder die Tanzshow «Darf ich bitten? (30,8 Prozent) sind weit davon entfernt.

«Schlau zusammengeklaute Elemente»

TV-Regisseur Max Sieber (74) lobt den Mix von «Happy Day», der aber nicht neu sei. «Das Zusammenführen von Menschen, die sich aus den Augen verloren haben, war schon bei ‹Melodien für Millionen› beim ZDF vor 20 Jahren sehr erfolgreich. Ich durfte etwa ein Dutzend Folgen davon inszenieren», schreibt er in seinem neuen Buch «Hits, Flops und die schönsten Kräche».

TV-Kritiker René Hildbrand (68) formuliert es so: «‹Happy Day› ist gepflegte Familienunterhaltung mit schlau zusammengeklauten Elementen, die sich bereits vor Jahrzehnten bewährt haben. Und die Swiss-Los-Million hat früher schon bei ‹Benissimo› zum Quotenhoch beigetragen. Die Show wäre auch ein Treffer, wenn sie von Johann Schneider-Ammann moderiert würde.»

Mehr als nur Tränen

Alle happy also? Bonfadelli gibt zu bedenken, dass mit einer solchen Sendung auch Ambivalenzen verbunden seien, da es sich um intime Situationen handle und die Reaktion der Beteiligten nicht immer vorhersehbar sei. «Kommt hinzu, dass diese Menschen quasi nur für einen Tag ‹Medien-Promis› und ‹happy› sind. Somit besteht immer auch die Gefahr der medialen ‹Ausbeutung› beziehungsweise zu wenig zurückhaltend oder zu kitschig zu werden.» Aber glücklicherweise unterscheide sich die Sendung qualitativ von den TV-Shows der Privaten.

Röbi Koller betont, dass die Geschichten Relevanz haben und die Protagonisten Vorbilder für das Publikum sind. «Wir wären schlecht beraten, wenn wir allein auf Tränen setzen würden. Es braucht ergreifende, traurige, berührende – aber auch erlösende oder sogar lustige Momente», sagt er. Manchmal gebe es Tränen, manchmal aber auch wortlose Blicke, ein verlegenes Dankeschön oder ganz einfach eine Umarmung. «Und dann wird wieder gelacht.»

Lachen wird er wohl auch am Montag, wenn die Zuschauerzahlen bekannt sind. Dann hat Quotenkönig Röbi nochmals einen Happy Day.

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