Aufruhr am ESC-Final: Die ukrainische Band Kalush Orchestra hat bei ihrem Auftritt beim Eurovision Song Contest (ESC) um Hilfe für ihr Heimatland gefleht. «Bitte helfen Sie der Ukraine, Mariupol, helfen Sie Asowstal jetzt», sagte Sänger Oleh Psiuk (27) am Ende des Auftritts der beim ESC favorisierten Band. Das Stahlwerk in Mariupol steht zurzeit unter russischem Beschuss. In einer kämpferischen Geste schlug Psiuk dann mit der Faust seiner rechten Hand auf seine Brust. Den ESC-Final gibts im Liveticker hier.
Politische Statements sind den Künstlern beim ESC eigentlich verboten. Offen blieb zunächst, ob die Europäische Rundfunkunion EBU das Kalush Orchestra sanktionieren würde. Zu Beginn des ESC-Finales hatten die Organisatoren ein Video mit der Friedenshymne «Give peace a chance» einspielen lassen und damit selbst indirekt ein Statement gegen den Krieg Russlands gegen die Ukraine abgegeben.
Wettbüros sagten Ukraine-Sieg voraus
Die ESC-Moderatoren reagierten verblüfft und mit ernsten Gesichtern auf das Statement von Psiuk. Das Publikum indes bekundete der Ukraine frenetisch Solidarität. Die Zuschauer applaudierten dem Song «Stefania» von Kalush Orchestra mit einer stehenden Ovation. Auch zahlreiche ukrainische Fahnen und ein Transparent mit einem Herz waren zu sehen.
Am Schluss stand der Band aus der Ukraine nichts im Wege. Die Wettbüros hatten es schon vorausgesagt: Die ukrainische Band Kalush Orchestra ist Siegerin des 66. Eurovision Song Contest in Turin.
Selenski will nächsten ESC ausrichten
Derzeit aber könnte die Ukraine, trotz Sieg, gar keinen ESC ausrichten. In dem Land herrscht Kriegsrecht. Grossveranstaltungen sind keine erlaubt, es gelten etwa nächtliche Ausgangssperren. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) zeigte sich nach dem Sieg der ukrainischen Band dennoch entschlossen, trotz des aktuellen russischen Angriffskrieges den Pflichten als Gastgeberland nachzukommen. «Im nächsten Jahr empfängt die Ukraine den Eurovision!», schrieb Selenski in der Nacht zum Sonntag in seinem Nachrichtenkanal beim Chatdienst Telegram.
Selenski nahm auch Bezug auf den Aufruf der Band, die von russischen Truppen belagerte Hafenstadt Mariupol zu retten. «Wir tun alles dafür, damit eines Tages das ukrainische Mariupol die Teilnehmer und Gäste der Eurovision empfängt. Ein freies, friedliches, wieder aufgebautes!», schrieb er.
Russland ist wegen der völkerrechtswidrigen Invasion der Ukraine vom ESC ausgeschlossen. Ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht. (SDA/AFP/kes)