Wer Eurovision Song Contest hört, denkt sofort an bizarre Auftritte. Das ist auch bei der diesjährigen Ausgabe, die heute ab 21 Uhr mit dem ersten Halbfinale startet, nicht anders. Bestes Beispiel dafür: die Vertreter Islands. Die antikapitalistische Sadomaso-Truppe Hatari steht in Bondage-Kostümen auf der Bühne. Ihr Lied heisst übersetzt «Hass muss siegen». Ob das Ernst oder Satire ist, kommentieren Hatari nicht. Fakt ist: Sie mögen Provokation und forderten bereits vor ihrer Anreise in Tel Aviv den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu (69) zu einem Ringkampf auf.
Nicht weniger auffällig, aber familienfreundlicher ist die Australierin Kate Miller-Heidke (37). Die ausgebildete Opernsängerin wird als Eisprinzessin über der Bühne schweben. Am Fernsehen wird der Eindruck entstehen, dass sie über der Erde fliegt. Traditioneller mögen es die Vertreter von Polen: Die vier jungen Frauen von der Gruppe Tulia verbinden Folklore mit Popmusik. Mit diesem Konzept feiern sie in ihrer Heimat riesige Erfolge.
Erinnert an Conchita Wurst
An die ESC-Gewinnerin von 2014, Conchita Wurst (30) erinnert Bilal Hassani (19). Der Franzose mit marokkanischen Wurzeln hat sich eine platinblonde Perücke als Markenzeichen zugelegt. Seine feminine Art und das Spiel mit den Geschlechtergrenzen passt nicht allen: Nach seinem Gewinn des Eurovision-Vorentscheids wurde er als «Araber mit Perücke» und «Schande für Frankreich» bezeichnet. Sogar Morddrohungen gingen ein. Davon lässt sich Hassani nicht beirren und besingt das Thema sogar in seinem Song «Roi».
Eröffnet wird der heutige Abend von Sängerin Tamta (38) aus Zypern. Ihr Song stammt vom selben Produzenten-Team, das 2018 auf dem sensationellen zweiten Platz landete. Wohl deshalb heisst ihr Lied «Replay» (auf Deutsch: Wiederholung).
«Für mich war und ist der ESC ein Anlass, bei dem die verschiedensten Musikrichtungen und Künstler zusammenkommen. Das ist das, was diesen Event so faszinierend macht», sagt der Schweizer Teilnehmer Luca Hänni. «Teil davon zu sein, macht mich unglaublich stolz.»