Kurz nach der No-Billag-Abstimmung vom 4. März kündigte SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (56) an, 100 Millionen Franken sparen zu wollen. Das Unternehmen werde ab dem kommenden Jahr bei der Infrastruktur, in der Verwaltung, in der Technik, bei den Immobilien, den Produktionsprozessen und in der Distribution rund 80 Millionen Franken sparen, so Marchand damals.
250 Jobs sind weg
Nun gab die SRG erstmals konkrete Massnahmen bekannt, mit der sie die Kosten senken will. Um das Sparziel zu erreichen, werde auch ein Stellenabbau unvermeidbar sein, heisst es in der Mitteilung von heute Donnerstag. Unternehmensweit muss demnach in den nächsten vier Jahren mit einem Abbau von rund 250 Vollzeitstellen gerechnet werden – ein wesentlicher Teil davon soll durch natürliche Abgänge erfolgen. Dennoch sind Entlassungen nicht auszuschliessen. Bis Ende September arbeitet die SRG an der Detailplanung, anschliessend will sie den Sozialpartner und die Mitarbeitenden anhören. Die Umsetzung erfolgt dann ab 2019. Für die betroffenen Mitarbeitenden werde ein Sozialplan zur Anwendung kommen.
SRF muss 20 Millionen einsparen
Welcher Sender muss wie viel sparen? 20 Millionen Franken entfallen auf SRF, 15 Millionen auf RTS, 15 Millionen auf die Generaldirektion, 10 Millionen auf RSI, 1 Million auf RTR und 1 Million auf SWI. Die übergeordneten Einsparungen – diese würden in den Bereichen Infrastruktur und Distribution getätigt – würden sich auf 40 Millionen Franken belaufen. In allen Regionen sei eine deutliche Senkung der Immobilienkosten vorgesehen.
SRF setzt Aeschbi ab!
Bei SRF heisst das konkret: Es sägt seinen grössten TV-Star ab! Kurt Aeschbachers (69) Talk wird auf Ende 2018 abgesetzt, das kommunizierte SRF in einem internen Mail, das BLICK vorliegt. Aeschbi war jahrzehntelang Garant für intelligente, innovative Formate. Sendungen wie «Grell-pastell», «Casa nostra» aber auch diverse Reisesendungen erreichten Kultstatus. Damit verliert SRF nach Beni Thurnheer (68) eines seiner letzten Aushängeschilder.
Auch andere Sendungen sind betroffen. So verzichtet SRF auf alle Show-Produktionen in Kreuzlingen TG, dort wurde unter anderem «Hello again» produziert. Auch der Sport ist betroffen: Das legendäre «Sportpanorama» fällt während der Sommerpause ebenfalls dem Sparhammer zum Opfer. Ganz weg fallen «Nachtwach» und «Tacho». Bereits kommuniziert sind der Verzicht auf das Quiz am Mittwoch sowie auf die trimdiale Umsetzung von «Jeder Rappen zählt» in der heutigen Form. Die zweite Staffel des Krimis «Wilder» wird auf 2020 verschoben. Total muss SRF 50 der 250 Stellen einsparen.
Ebenfalls beschlossen wurde, den Aktienanteil von 33,3 Prozent an der Vermarktungsfirma Admeira an die beiden Mitaktionäre Swisscom und Ringier zu verkaufen. Die Unterzeichnung des Kaufvertrags fand am 26. Juni statt – der Vollzug ist demnächst geplant. Die SRG ist weiterhin der Ansicht, dass es heute wichtiger denn je ist, den Medienplatz Schweiz gemeinsam zu gestalten und gegenüber der internationalen Konkurrenz zu stärken.
Investition in TV-Serien
Die SRG will aber auch investieren. Mit 20 der insgesamt 100 einzusparenden Millionen will die SRG in den nächsten vier Jahren ihre Unterscheidbarkeit stärken und in ihren Mehrwert investieren. Im kulturellen Bereich soll in Schweizer Eigenproduktionen investiert werden, insbesondere in TV-Serien, dies in Zusammenarbeit mit externen Partnern, wie es heisst.
Und: Ab dem 1. Januar 2019 werde nach Auslauf geltender Verträge zudem der bereits angekündigte Verzicht auf Unterbrecherwerbung bei Primetime-Filmen auf SRF, RTS und RSI umgesetzt, lautet ein weiterer Punkt. Ausserdem soll eine non-lineare, digitale Plattform aufgebaut werden, mit welcher SRG-Inhalte über die Sprachgrenzen hinweg durch Untertitelung und Synchronisation einfacher und personalisiert genutzt werden können sollen.
Kampfansage der Gewerkschaft
Die Gewerkschaft der SRG-Mitarbeitenden, das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM), will die Ansage nicht kampflos hinnehmen. Der angekündigte Abbau von 250 Vollzeitstellen sei hoch und treffe den Arbeitsmarkt insbesondere im arg gebeutelten Medienbereich empfindlich. Bezüglich der Entlassungen verlangt das SSM im Interesse seiner Mitglieder, von Kündigungen abzusehen. Sollte bezüglich Entlassungen dahingehend taktiert werden, das Obligationenrecht (OR, Art. 335f, Massenentlassungen) und damit auch den Einbezug der öffentlichen Instanzen zu umgehen, wird das SSM sofort und entschlossen reagieren, heisst es in einer Mitteilung.
Das SSM setze in jedem Fall auf die Konsultation des Personals. «Wir sind überzeugt, dass die Mitarbeitenden am besten wissen wo, bei gleichzeitigem Erhalt von Arbeitsplätzen, gespart werden kann. Das SSM wird daher zusammen mit den Angestellten Alternativen zum Stellenabbau ausarbeiten und diese der SRG-Führung unterbreiten.» Und weiter: «Wir rufen die SRG-Führung schon heute auf, die Alternativvorschläge des Personals seriös zu prüfen. Und machen darauf aufmerksam, dass wir sie beim Wort nehmen und erwarten, dass Reformen jeder Art sozialverträglich durchgeführt werden.» (wyt)