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SRF-Chefin Wappler zum Abbau am Leutschenbach
«Rote Zahlen sind keine Option»

Ab Sommer 2025 werden einzelne «Tagesschau»-Ausgaben durch Newsflashes ersetzt. Auch Formate wie «Club» und «Gesichter & Geschichten» sind betroffen. Trotz Einsparungen soll die Informationsqualität erhalten bleiben, so SRF-Direktorin Nathalie Wappler.
Publiziert: 23.09.2024 um 19:11 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2024 um 17:57 Uhr
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Nathalie Wappler verkündete heute, wo die 75 Stellen bei SRF eingespart werden.
Foto: SRF/Gian Vaitl

Auf einen Blick

  • SRF streicht 75 Stellen wegen Sparmassnahmen
  • Tagesschau-Ausgaben werden durch Newsflashes ersetzt
  • Produktion verliert 34 Stellen, Chefredaktionen 16 Stellen
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Sparhammer beim SRF: 75 Stellen werden im Rahmen des strategischen Unternehmensprojekts «SRF 4.0» eingespart. Betroffen sind die Informationssendungen «Tagesschau», «Gesichter & Geschichten» und «Club», aber auch Formate, die für die junge Zielgruppe gedacht waren. Dies sei aufgrund rückläufiger kommerzieller Einnahmen und der Teuerung nötig, schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung.

«Rote Zahlen sind keine Option. Wir sind zu ausgeglichenen Budgets verpflichtet und das halten wir auch ein», stellt Nathalie Wappler (56) bei der Medienorientierung am Montagnachmittag klar. 2023 habe man einen Stellenabbau auf Wunsch der Mediengewerkschaft SSM sistiert, nun sei dieser aber unabdingbar. «Wir müssen den Stellen- und Finanzrahmen stabilisieren», so Wappler.

Weniger «Tagesschau»-Ausgaben

Obwohl in einer repräsentativen Sotomo-Umfrage von Blick vom Juni 2024 viele der Teilnehmenden die Informationssendungen als wichtigen Pfeiler der SRG sahen, wird genau dort eingespart. Ab Sommer 2025 werden die «Tagesschau»-Ausgaben Mittags und um 18 Uhr durch moderierte Newsflashes ersetzt. Am Wochenende entfällt die Mittagsausgabe ganz. Zudem werden die Sendungen «Club» und «Gesichter & Geschichten» neu in die Sommerpause geschickt. Bei SRF Virus verzichte man künftig auf die senderspezifischen Newsbulletins und setzt auf die Nachrichten, die auch auf den anderen Radiosendern gesendet werden. 

Mit den moderierten Newsflashes habe man an anderen Sendeplätzen bereits gute Erfahrungen gemacht, man wolle zudem auf die App von SRF News setzen. Damit konkurriert SRF auch mit privaten Anbietern. Allerdings wolle man sich auch auf der App «auf Audio- und Video-Inhalt konzentrieren», so Wappler.

Auch Formate für junge Menschen betroffen

Obwohl bei der Information gespart wird, sei dies «kein Qualitätsabbau», sagt Wappler. «Das Informationsangebot bleibt einer unserer wichtigsten Eckpfeiler», sagt sie. 2021 sei genau dort investiert worden, damals habe man das Recherche-Team um «SRF Investigativ» und das Format «SRF Impact» erschaffen. «Jetzt brauchten wir Massnahmen, die sich schnell umsetzen lassen.» Angeschaut wurden Organisationen, die in der letzten Zeit keine grössere Analyse durchlaufen haben. Deshalb seien auch die Kultur- und Unterhaltungsabteilung weniger vom Abbau betroffen. Letztere hatten bei zurückliegenden Sparrunden grössere Beträge einsparen müssen.

Auch betroffen vom Abbau sind Formate für die Zielgruppe unter 35, wie die Dating-Show «Deep Dating», die Comedyclips «Pasta del Amore» und die Sport-Analyse «Das VARs», die auf Drittplattformen wie Youtube laufen. Man konzentriert sich künftig auf das Doku-Format «SRF Impact», das Musikmagazin «Bounce» und die Comedysendung «Studio 404». «Die finanziellen Mittel für Formate unter 35 bleiben gleich», erklärt Wappler. Man wolle um die drei verbleibenden Sendungen «Content-Universen», also viele Inhalte, aufbauen. «Damit können wir unser Zielpublikum besser erreichen.»

Ein Drittel wird gekündigt

Nicht nur bei den Formaten, auch bei der Organisation wird gespart. 10 Prozent der wegfallenden Stellen gehören zum Kader. Auch die zwei Chefredaktionen, die vorher für Radio und TV zuständig waren, werden zusammengeführt. In welcher Form werde innerhalb des nächsten Jahres entschieden. «Durch die bisherige Trennung gab es in der Planung und in der Organisation teilweise Überschneidungen. Ich glaube, dass wir hier besser werden können.»

Wie viele Stellen bei welchen Formaten eingespart werden, lasse sich noch nicht sagen. Am stärksten betroffen vom Abbau ist die Produktion mit 34 eingesparten Stellen. Bei den beiden Chefredaktionen seien es 16 Vollzeitstellen. Circa ein Drittel des Abbaus der insgesamt 75 Stellen erfolge über Kündigungen, ein weiteres Drittel über Frühpensionierungen. «Und der Rest wahrscheinlich über Fluktuationen und Pensenreduktionen. Die ganzen Details werden jetzt ausgearbeitet in den Redaktionen.» Es komme der Sozialplan der SRG zum Einsatz. 

Auch die SRF-Geschäftsleitung stellt sich im nächsten Jahr neu auf. So wird unter anderem die freigewordene Position der Kulturchefin, die vorhin die neugewählte SRG-Generaldirektorin Susanne Wille (50) innehatte, nicht mehr neu besetzt. 

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