In der SRF-Politsendung «Arena» wird heute das Thema «Papi und Papi – geht das?» diskutiert. Unter anderem wird die Frage der «Ehe für alle» und das Recht auf Adoption für Schwule und Lesben besprochen. Erst vor einer Woche sorgte der Fall eines Paares für Diskussionen, deren Zwillinge in einer Krippe in Lenzburg AG abgelehnt wurden – weil ihre Väter homosexuell sind.
Bereits vor der «Arena» wird heiss diskutiert: LGBTQ+-Dachverbände und Politiker sind sauer. Der Vorwurf: Dachverbände und Parteien, die sich für Anliegen der LGBTQ+-Gemeinschaft einsetzen, werden in die zweite Reihe verbannt. Von vier Politikern, die das Thema diskutieren, sind drei heterosexuell.
Als Gegner der «Ehe für alle» sind in der Sendung Oskar Freysinger (59, SVP, VS) und SVP-Nationalrätin Therese Schläpfer (60, ZH) an den Stehtischen vertreten. Auf der Gegenseite argumentieren heute Abend Martin Bäumle (55), Nationalrat GLP (ZH), und Anne-Sophie Morand (31), Vize-Parteipräsidentin der Luzerner FDP. Morand ist selbst homosexuell und im Vorstand der Zürcher Pride. In der «Loge» sitzen Moderator Kurt Aeschbacher (71), Hans Egli (54), Kantonsrat EDU (ZH), und Florian Vock (29), Vorstand des Dachverbands Pink Cross und Grossrat SP (AG).
«Wir wurden in die zweite Reihe degradiert»
Dass der Dachverband Pink Cross nicht an den Stehtischen im Zentrum vertreten ist und die Lesbenorganisation LOS überhaupt nicht mitdiskutieren darf, stösst bei Twitter sauer auf. «In der ersten Reihe dürfen drei Hetero-Personen eine SRF-‹Arena› lang diskutieren, ob wir nun die gleichen Rechte verdient haben oder ob wir noch ein wenig warten sollen. Die LOS wurde nicht eingeladen. Wir wurden in die zweite Reihe degradiert», twitterte der offizielle Account von Pink Cross.
Juso-Co-Präsident (ZH) Luca Dahinden twittert: «Die SRF-‹Arena› lädt ein zur Ehe für Alle & dem Diskriminierungsschutz. Die Dachverbände & Parteien, welche sich schon immer für queere Anliegen einsetzen, werden in die zweite Reihe gesetzt. Antisemiten kriegen in der ersten Reihe eine Bühne für ihren Hass.»
«Sowas geht gar nicht SRF!»
Moderator Sandro Brotz (50) antwortete auf die Kritik: «Wenn Sie sich mal eine SRF-‹Arena› mit mir anschauen, werden Sie feststellen, dass die 2. Reihe – es heisst übrigens Loge – nicht 2. Klasse bedeutet.» Anne-Sophie Morand vertrete ausserdem «sehr wohl» queere Anliegen. Dahinden wirft ein, dass die FDP nicht «geschlossen hinter queeren Anliegen» stehe.
Juso-Präsidentin Ronja Jansen (24) twitterte: «Sowas geht gar nicht, SRF!» Jansen reagierte damit auf einen Tweet von Co-Generalsekretärin der SP Schweiz Rebekka Wyler. Auch sie findet die Aufstellung in der «Arena» daneben: «‹Arena›-Lineup zu Ehe für alle: Zweimal SVP, einmal FDP, einmal Grünliberale. SRF: Schliifts? Wisst ihr eigentlich, wer sich hierzulande für LGBTQIA+-Rechte einsetzt? Wo bleiben die Dachverbände?»
Brotz versuchte, die Gemüter zu beruhigen. Er twitterte: «Es freut mich, dass so intensiv über die SRF-‹Arena› geredet wird – bevor nur eine Sendeminute ausgestrahlt ist. Aber ich bitte auch darum, die Relationen zu bewahren. Es werden ALLE Seiten im Studio ihre Argumente darlegen können. Versprochen. Das ist mein Job.» (kad)
Die «Arena» mit Sandro Brotz wird heute Freitag um 22.25 Uhr bei SRF 1 ausgestrahlt.