Der Vorabend gilt bei TV-Machern längst als Königsdisziplin – er wird für öffentlich-rechtliche Sender immer wichtiger. Offenbar gibt es jetzt auch beim SRF Pläne, diese Programmfläche zu optimieren. Dabei geht es um die Zeit von 17.30 bis 19 Uhr, wenn «Schweiz aktuell» startet.
Bisher zeigt SRF ab 17.40 Uhr «Telesguard», «Mini Beiz, dini Beiz» und «Glanz & Gloria». Das könnte sich ändern. «Im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des neuen Newsrooms macht sich die TV-Chefredaktion Gedanken zur Weiterentwicklung des Informationsangebotes am Vorabend», sagt SRF-Sprecher Stefan Wyss zu BLICK.
Raus aus dem Alltagsstress, rein in die Primetime
Die Pläne sind nachvollziehbar: Der Newsroom, der im Herbst 2019 seinen Betrieb aufnimmt, wird massiv mehr Inhalte generieren – dafür braucht es zusätzliche Flächen. Da bietet sich der Vorabend an, der an Relevanz gewinnt. «Ein Grossteil der Bevölkerung ist um 17 Uhr bereits zu Hause und kann am Vorabend Unterhaltung und Informationsformate im TV aufgreifen», erklärt Uwe Esser von der ARD. «Darauf bauen wir unseren gesamten Audience Flow vom Nachmittag an auf, entsprechend sind die Programmformate und Werbemöglichkeiten installiert.» Kurz: Man will die Menschen aus dem Alltagsstress locker zur Primetime führen.
Kernstück bei der ARD ist das Magazin «Brisant» mit einem Mix aus Nachrichten, Tipps, Trends und Promi-News. Auch der ORF begann jüngst seinen Vorabend mit der Sendung «Daheim in Österreich» zu stärken, die ab Januar 2019 durch «Studio 2» ersetzt wird.
SRF verzeichnete schon vor Urzeiten Erfolge mit einem Vorabend-Magazin: Als Ex-Direktor Peter Schellenberg 1988 nach elf Jahren «Karussell» absetzte, gab es einen Aufschrei. Danach wurden vor allem eingekaufte Serien gezeigt. Als 2007 die Schoggi-Soap «Lüthi und Blanc» auslief, überlegte man sich, den Vorabend mit einer täglichen Serie zu stärken.
Wappler bleibt wenig Raum für Erneuerung
Selber produzierte Fiktion würde wohl auch heute an den Kosten scheitern. Aber ein Magazin macht durchaus Sinn. Darin könnte das Thema Kochen integriert werden, nachdem «Mini Beiz, dini Beiz» ausläuft, wie kürzlich «Nau» berichtete. «Glanz & Gloria» hat sich zwar etwas aus den Cüpli-Niederungen entfernt, mit seiner Laufzeit füllt es aber zu wenig Fläche. Es könnte – unter diesem oder anderem Namen – in ein Magazin integriert werden.
Wenn die neue SRF-Direktorin Nathalie Wappler (50) ihre Stelle wie angekündigt im Frühling antritt, bleibt ihr wenig Raum zur Erneuerung. Das grösste Projekt – der Newsroom – steht dann kurz vor dem Start. Dank ihm wird es möglich sein, im Tagesprogramm schneller auf Aktualität zu reagieren. Die logische Konsequenz wären auch fixe Gefässe wie eben ein Vorabend-Magazin. Die Frage nach dem Geld bleibt ausgeklammert.
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