In der ersten «Bachelorette»-Folge gestern Montagabend strahlte Yuliya Benza (28) bei der Ankunft ihrer Verehrer. Zu dem Zeitpunkt der Aufnahme wusste sie noch nicht, dass der Dreh für sie zur Zerreissprobe würde: Während sie in den Tagen darauf ihre Rosen verteilte, brach in ihrer Heimat, der Ukraine, der Krieg aus. «Ich hatte das die ganze Zeit im Hinterkopf», erzählt sie. Täglich stand Yuliya Benza mit ihrer Mutter, Valentyna Dorohovych (49), in Kontakt, um sicherzugehen, dass es ihren Verwandten den Umständen entsprechend gut ging.
Die Mutter der Bachelorette handelte bei Kriegsbeginn. «Ich rief meine Mutter an und sagte ihr, sie soll sich überlegen, ob sie zu mir in die Schweiz kommen möchte. Mehr als ihre Medikamente und ihren Pass brauche sie nicht. Nach einer Stunde meinte sie: ‹Ich bin bereit!›»
Ihr Ehemann konnte nicht mit in die Schweiz reisen
Blick trifft die 87-Jährige Grossmutter in ihrem vorübergehenden Zuhause bei ihrer Tochter in Mettmenstetten ZH. Sie spricht kein Deutsch, weshalb ihre Tochter und ihre Enkelin die Antworten übersetzen. Sie schildert die Situation ihrer Flucht: «Für mich war es sehr schwierig, so schnell eine Entscheidung zu treffen, und meinen Mann, mit dem ich seit 70 Jahren zusammen bin, für eine ungewisse Zeit zu verlassen.» Für die lange Reise in die Schweiz geht es ihm gesundheitlich zu schlecht.
Die Grenze nach Ungarn musste sie selbst zu Fuss überqueren. Auf der anderen Seite warteten ihre Tochter und deren Partner mit dem Auto auf die Rentnerin. Sie ist nun froh, in der sicheren Schweiz zu sein. Täglich telefoniert sie mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn, der ebenfalls in der Ukraine geblieben ist. «Ich weine sehr viel, vermisse ihn und hoffe, dass das alles so schnell wie möglich vorbeigeht», so Valentyna Dorohovych (87), die denselben Namen wie ihre Tochter trägt.
Die aktuelle Situation weckt in ihr Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg. «Wir haben es schon damals kaum überlebt. Ich habe noch alle diese Bilder vor mir und ich wollte nicht wieder das Gleiche erleben.»
Verwandten gehe es gut
Den Verwandten von Yuliya Benza in Uschgorod, einer Grenzstadt im Westen der Ukraine, gehe es aktuell gut. Bei ihnen seien zwar ständig die Warnsirenen zu hören, doch von Angriffen seien sie bisher verschont geblieben. Das ist mitunter ein Grund, weshalb viele Flüchtende dort Schutz suchen.
Die Bachelorette und ihre Mutter wollen ihrer Heimat so gut es geht helfen. Sie erklären: «Wir haben beide für die Ukraine gespendet.» Valentyna Dorohovych, die in einem Altersheim arbeitet, hat ausserdem in der Schule angeboten, für allfällige Flüchtlingskinder übersetzen zu können. Denn sie und ihre Tochter wissen, wie es ist, von sprachlichen Barrieren ausgebremst zu werden: Vor 17 Jahren zogen sie in die Schweiz, und Yuliya Benza, die heutige Unternehmerin, musste Deutsch damals erst lernen.
Yuliya Benza lebte elf Jahre in der Ukraine
Erst im vergangenen Dezember begab sich Yuliya Benza in der Ukraine auf Spurensuche und besuchte die Plätze, an denen sie elf Jahre gelebt hat. Wenn sie über ihre Heimat spricht, kämpft die Bachelorette mit Tränen. «Mir geht das alles sehr nahe. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie viel Mitgefühl und Mitleid die schrecklichen Bilder in mir auslösen.»