Keine Schweizer Unterhaltungssendung polarisiert so stark wie «Der Bachelor». Mit Erkan Akyol (30) suchte der zehnte Single-Mann in der TV-Datingshow die grosse Liebe. Recherchen von Blick zeigen nun, dass der Dreh gar nicht so romantisch ist, wie er im TV dargestellt wird.
«Ganz ehrlich, ich habe nur mitgemacht, weil ich Gratisferien haben wollte», gesteht Ex-«Bachelor»-Kandidatin Dominique K.*. Mit diesem Gedanken sei sie in ihrer Staffel nicht alleine gewesen. «Kaum jemand macht da mit, um die grosse Liebe zu finden.» Einige erhoffen sich auch, bekannt zu werden und nach dem Dreh als Influencer Geld zu verdienen. Blick weiss von einer Kandidatin aus der Staffel von Patric Haziri (31), die eigentlich bereits seit Jahren vergeben war und nur auf Publicity aus war.
Trotzdem, mit der Zeit breche beim Dreh der Konkurrenzkampf aus – weil die Frauen sich dann doch mehr für den Rosenkavalier interessieren oder sich durch den Sieg weitere Aufmerksamkeit erhoffen. «Umso länger die Staffel dauert, desto mehr verhärten sich die Fronten», so Dominique K.
Streit wird angezettelt
Die Produktionscrew stachle diese Streitereien oft an. «Wenn sie mitbekommen, dass es zwei Ladys nicht gut miteinander haben, stecken sie in den Interviews den Finger in die Wunde», sagt eine Ex-Rosenanwärterin. Die Realisatoren vor Ort seien auch geübt darin, Fragen so zu stellen, dass die Antworten möglichst skandalös seien. «Man braucht Zeit, um zu verstehen, dass man manchmal am besten gar nichts sagt», so Dominique K.
Alle Kandidatinnen, mit denen Blick sprach, stellen klar: Beim Dreh wird man von der Crew zu nichts gezwungen. «Es gibt Empfehlungen und Tipps vom Team, aber man kann sich auch selbst einbringen», schildert Ex-«Bachelor»-Teilnehmerin Chantal Z.* den Dreh. So plant die Produktionsfirma zum Beispiel gemeinsam mit den Kandidatinnen, wie sie aus dem Auto steigen. «Eigene Ideen sind schon erwünscht, aber 3+ will da natürlich auch möglichst viel Unterhaltung reinbringen.»
Szenen müssen für Kamera wiederholt werden
Gerade das Kennenlernen in der ersten Folge sei alles andere als so spontan, wie es im TV wirkt. «Das nimmt man rund viermal auf, bis dann alles perfekt im Kasten ist. Für die Girls, die den Bachelor als Erste kennenlernen und dann abwarten müssen, ziehen sich die Wartereien dann mega in die Länge. Dann steht man halt auch mal fünf Stunden in High Heels rum», so Chantal Z.
In die Länge ziehe sich jeweils auch die Nacht der Rosen. Der Bachelor trage dabei zwar einen Knopf im Ohr, mit dem die Regie ihm einige Anweisungen geben könne, trotzdem komme man nicht drum herum, die Szenen mehrfach aufzuzeichnen. Dominique K. erinnert sich: «Es gab schon Kandidatinnen, die zusammengebrochen sind, weil ihnen einfach die Energie fehlte.» Denn die Nacht der Rosen werde erste nach Mitternacht aufgezeichnet und kann sich gerade anfangs, wenn noch viele Frauen dabei sind, bis kurz vor den Sonnenaufgang hinziehen. «Immerhin hat man am Tag danach oft frei.»
Bachelor entscheidet nicht alleine
Doch wie wird überhaupt entschieden, wer die Rosen des Bachelors bekommt? 3+ hat dafür eine Methode gefunden, die für Unterhaltung sorgt, aber gleichzeitig auch den Rosenkavalier nicht völlig vor den Kopf stösst. «Der Bachelor kann vier bis fünf Ladys auswählen, die er dabeihaben will. Danach wählt das Team vor Ort weitere Kandidatinnen aus, die für Stimmung sorgen», so Insiderin Tamara G*. Im Finale würden dann aber nur Frauen stehen, an denen der Bachelor wirklich interessiert sei. «Rein nach Theorie könnte man so wirklich die grosse Liebe finden.»
Für die Recherche sprach Blick mit verschiedenen Personen, die in den vergangenen Jahren am «Bachelor»-Dreh beteiligt waren. Alle Quellen wollen anonym bleiben. Denn sie befürchten rechtliche Konsequenzen, da sie sich vertraglich zum Schweigen verpflichtet haben.
Für die Recherche sprach Blick mit verschiedenen Personen, die in den vergangenen Jahren am «Bachelor»-Dreh beteiligt waren. Alle Quellen wollen anonym bleiben. Denn sie befürchten rechtliche Konsequenzen, da sie sich vertraglich zum Schweigen verpflichtet haben.
Ein grosser Mythos: Beim «Bachelor»-Dreh fliesst der Alkohol in Strömen. Das Gegenteil ist der Fall. «Betrunken war ich beim Dreh nie. Alkohol gibt es nur selten und dann in Mass. Ich habe schon von Konkurrentinnen gehört, die deswegen gemotzt haben», so Ex-Rosenanwärterin Dominique K. Für die Alkohol-Vermutungen der Zuschauerinnen und Zuschauer hat sie auch eine Erklärung auf Lager: «Man ist nach langen Drehtagen teilweise so übermüdet, dass unfreiwillig die eine oder andere dumme Aussage rausrutscht.» 3+ mache sie deswegen aber keinen Vorwurf. Man wisse ja, worauf man sich beim Format einlasse.
Das Essen und Trinken spielt auch bei den Dates eine grosse Rolle. «Etwas vom Verwirrendsten für Aussenstehende ist wohl, dass man das gar nicht richtig essen und trinken kann. Es wird ja alles mehrfach aus allen möglichen Perspektiven gefilmt, da wäre es verwirrend, wenn das Weinglas plötzlich halb leer ist und drei Sekunden später wieder voll», erinnert sich eine Ex-Kandidatin an ihr Date mit dem Rosenkavalier.
Küsse nur vor der Kamera
Sowieso: Die Dates sind oft alles andere als romantisch. «Es schauen immer rund fünf Leute zu», erklärt Tamara G. Auch die Themen, über die man reden soll, werden vorgegeben. «3+ spricht vor Drehbeginn genau mit allen Kandidatinnen und weiss so, was für die Aufnahmen spannend sein könnte.» Auch Intimitäten sind nicht so spontan, wie sie im TV wirken. Der Bachelor soll vor dem Date einen Hinweis erhalten, wenn die Crew einen Kuss als passend empfinde.
Sind die Szenen abgedreht, werden die liebeshungrigen Singles direkt wieder getrennt. Damit soll vermieden werden, dass jemand gegenüber seinen Konkurrentinnen einen Vorteil hat – oder Dinge besprochen werden, die eigentlich noch für TV-Aufnahmen angedacht wären.
So viel verdienen der Bachelor und die Kandidatinnen
Trotz der vielen Regeln werden die Teilnehmerinnen durch den «Bachelor»-Dreh nicht reich. «Ich hätte besser verdient, wenn ich einfach gearbeitet hätte», erinnert sich Dominique K. 250 Franken hat sie pro Folge bekommen. Die etwas mehr als 2000 Franken, die somit drinliegen, sind eine magere Entschädigung für die Arbeit von bis zu einem Monat. Übrigens: Eine Prämie für die Gewinnerin sei im Vertrag auch nicht vorgesehen.
Rosiger sieht es hingegen für den Bachelor aus: Zwischen 20'000 bis 30'000 Franken gibt es für ihn. Neben dem Dreh muss er jedoch auch im Nachhinein noch wochenlang für etliche Termine und Interviews zur Verfügung stehen.
3+ will nichts sagen
3+-Chef Roger Elsener (43) will sich nicht zur unromantischen Seite des «Bachelors» äussern. Seine Medienstelle verweist auf ein Statement: «Der Sender 3+ äussert sich weder zu produktionstechnischen Fragen noch zu den Verträgen mit den Protagonisten der Sendung ‹Der Bachelor›.»
*Namen der Redaktion bekannt