Mit 19 hatte sie noch keinen Fernseher zu Hause – dabei war Annina Walt längst ein Star am Bildschirm. Eine Rolle im Luzerner «Tatort» hatte 2014 ihre Karriere ins Rollen gebracht. Ein Jahr später sorgte die Zürcherin mit ihrer Figur als Lara im Kinofilm «Amateur Teens» für Hormongewitter. Junge Menschen kämpften sich darin durch einen Sumpf aus Beziehungsfrust und Pornos.
Jetzt ist das wilde Mädchen, das für eine desillusionierte Pickelwasser-Generation stand, erwachsen geworden. Ab Mai steht die heute 22-Jährige im SRF-Nachkriegs-Sechsteiler «Frieden» vor der Kamera. «Es ist mir eine grosse Ehre, in der neuen Serie, die ein wichtiges Stück Schweizer Geschichte verarbeitet, die Figur der Klara zu spielen und zusammen mit einem tollen Team diese Geschichte erzählen zu dürfen», sagt Walt stolz.
Grosses Nachkriegs-Drama
Über das Familiendrama wollen Autorin Petra Volpe (48) und ihr Team dem Publikum Hoffnungen, Erwartungen und Fragen der Schweizer Nachkriegsgeneration näherbringen. Die Serie will sich auch lose an den Dreiteiler «Unsere Mütter, unsere Väter» von ZDF und ORF anlehnen.
Besetzt ist «Frieden» auch mit Max Hubacher (26), der unter anderem durch «Der Läufer» bekannt ist, Dimitri Stapfer (30, «Sohn meines Vaters») und Stefan Kurt (59, «Zwingli» und aktuell «Tscharniblues II»). Gedreht wird unter anderem im Kanton Glarus. Wie viel die Serie kostet, ist noch nicht bekannt. Aber es ist anzunehmen, dass der Aufwand im Rahmen von «Wilder» (eine Folge kostet 700'000 Franken) liegt.
Freundschaft mit Jungen aus dem KZ
Die Familiengeschichte «Frieden» handelt von der Stunde null in Europa. Der Kontinent liegt in Schutt und Asche. 30 Millionen vertriebene, verschleppte und entwurzelte Menschen irren heimatlos herum. Die Schweiz ist als kleines, neutrales Land vom Krieg verschont geblieben und zieht viele der Flüchtlinge an. Das sind die Opfer, Überlebende des Holocaust, genauso aber auch die Täter, die NS-Kriegsverbrecher.
Annina Walt, die auch schon die gnadenlose «Bestatter»-Bösewichtin verkörperte, spielt eine junge Frau, die wohlbehütet in Internaten aufwächst. Sie arbeitet zunächst als Primarlehrerin und verliebt sich dann unglücklich in einen jungen Mann. Sie will ausbrechen, sehnt sich nach einem selbstbestimmten, freien Leben. Innere Erfüllung findet die Protagonistin schliesslich, als sie in einem Flüchtlingsheim zu arbeiten beginnt. Dort lernt sie unter anderem einen Jungen kennen, der im KZ seine Eltern verloren hat. Es ist der Beginn einer intensiven, tiefen Freundschaft.
Die Schauspielerin will in ihrer Rolle «ein Gefühl dafür bekommen, wie Frauen nach dem Krieg lebten und welche Rolle sie in der Gesellschaft heute haben». Es sei eine Herausforderung, gerade diese starke Frauenfigur zu verkörpern – und dann noch in dieser bedeutenden Geschichte. «Sie besitzt gerade für junge Leute eine grosse Wichtigkeit.»
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