Kresnik galt als Pionier des modernen Tanztheaters. In der Hansestadt hatte er 1968 seine Karriere als Ballettmeister begonnen. Seine etwa 100 Tanz- und Theaterwerke riefen oft Skandale hervor, weil er grausame Bilder jenseits aller herkömmlichen Ballettästhetik schuf.
Sie dienten dazu, seine politischen und gesellschaftskritischen Botschaften mit Vehemenz auf die Bühne zu bringen. In Wien hatte noch Anfang Juli die Neueinstudierung seines Balletts «Macbeth» von 1988 das Festival ImpulsTanz eröffnet.
In Wien drückte Österreichs Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler ihre tiefe Betroffenheit über den Tod Kresniks aus. «Mit Johann Kresnik verlieren wir einen der exponiertesten, politischen Kämpfer der jüngsten Theatergeschichte im deutschsprachigen Raum», sagte sie laut Mitteilung. Er sei ein «Künstler mit Wut im Bauch» gewesen.
Kresnik wurde 1939 in St. Margarethen in Kärnten als Sohn eines Bergbauern geboren. Er begann seine Laufbahn als Tänzer in Graz und Köln und wechselte dann in die Choreographie. Nach Bremen leitete er auch die Tanzsparten der Theater in Heidelberg, Bonn und an der Volksbühne in Berlin. Dort schuf er 2015 das Tanztheaterstück «Die 120 Tage von Sodom".
Der bekennende Kommunist und Atheist zeigte getanzte Biografien von «Ulrike Meinhof», «Gudrun Ensslin», «Rosa Luxemburg», «Ernst Jünger» und «Hannelore Kohl". Auch in seinen «vertanzten» Künstler-Biografien wie «Frida Kahlo», «Brecht», «Picasso» oder «Pasolini» ging es stets um Gesellschaftskritik.
Besonders viel Aufsehen erregte Kresnik 2004 mit «Die Zehn Gebote". In einer Bremer Kirche traten dabei sechs nackte Frauen auf, Kresnik arbeitete sich in dem Stück an den Sünden der modernen Gesellschaft wie Korruption, Kinderarbeit und Krieg ab. «Theater muss aggressiv werden, neue Formen und Bilder schaffen, um den Zuschauer wieder neugierig zu machen», erklärte Kresnik einmal sein drastisches Werk.
(SDA)
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