Dies berichtete die Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf seinen ungarischen Verleger. Auch der Rowohlt Verlag bestätigte den Tod des Schriftstellers, der seit Jahren an der Parkinson-Krankheit gelitten hatte.
Kertész wurde 1929 in Budapest als Kind einer jüdischen Familie geboren. Als Jugendlicher überlebte er die Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald. Die dabei gewonnenen Erfahrungen flossen in sein Hauptwerk «Roman eines Schicksallosen» ein.
Zugleich beschäftigte sich Kertész in seinen Romanen und Essay-Bänden intensiv mit dem totalitären Sozialismus, den er als Erwachsener in seiner Heimat Ungarn erlebte.
2002 erhielt Kertész als erster Ungar überhaupt den Literaturnobelpreis. Die Schwedische Akademie schrieb in ihrer Begründung: «Kertész literarisches Werk erforscht die Möglichkeit, noch als Einzelner in einem Zeitalter zu leben und zu denken, in dem die Menschen sich immer vollständiger staatlicher Macht untergeordnet haben.»
Auschwitz sei für den Ungarn keine Ausnahmeerscheinung, sondern «die letzte Wahrheit über die Degradierung des Menschen im modernen Dasein».
Die Anerkennung in seiner Heimat blieb Kertész lange Zeit versagt. In den 2000er-Jahren lebte er längere Zeit in Berlin. 2012 zog er nach Budapest zurück. Zu diesem Zeitpunkt litt er schon seit mehreren Jahren an der Parkinson-Krankheit, die ihn in seinem Schaffen zunehmend einschränkte. 2014 erhielt er den Stephansorden, die höchste staatliche Auszeichnung Ungarns.
Ein Abschlussband der Tagebuchveröffentlichungen Kertész' soll im Herbst auf Deutsch herauskommen. Dies kündigte der Rowohlt Verlag an. Der Band sei am 10. März in Ungarn erschienen. Die deutsche Übersetzung wird den Titel «Der Betrachter - Aufzeichnungen 1991-2001» haben.
Das Reinbeker Verlagshaus veröffentlichte zuletzt «Letzte Einkehr» (2013), die Tagebücher von 2001 bis 2009, sowie ein Roman-Fragment unter dem selben Titel (2015). «Er war einer der Grossen der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts», würdigte Rowohlt den Autor.
Der Budapester Oberbürgermeister Istvan Tarlos bezeichnete in einem Kondolenzschreiben den Tod von Kertész als «unersetzbaren Verlust für die ungarische Kultur». Der Verstorbene war seit 2002 Ehrenbürger der ungarischen Hauptstadt.
Ihr Beileid drückten auch der ungarische Minister für Human-Ressources, Zoltan Balog, und der aus Ungarn stammende EU-Kommissar für Erziehung und Kultur, Tibor Navracsics, aus.