Tiere
Islandponys stammen wahrscheinlich aus England

Berlin – Gangpferde, die ihren Reitern mehr als Schritt, Trab und Galopp bieten, stammen wahrscheinlich weder aus Island noch aus Skandinavien. Eine Gen-Analyse verrät, dass wohl die Wikinger die Vorfahren heutiger Islandponys von England nach Island gebracht haben.
Publiziert: 08.08.2016 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:50 Uhr
Durch ihre zusätzlichen Gangarten wie Tölt (im Bild) und Pass sind Islandpferde besonders geeignet für lange Ritte durch unwegsames Gelände.
Foto: Dagur Brynjólfsson / flickr CC BY-SA 2.0

Der Ursprung von Gangpferden wie Islandponys liegt Forschern zufolge im mittelalterlichen England. Gangpferde bieten ihren Reitern mehr als Schritt, Trab und Galopp. So können Islandponys auch im Tölt und Pass gehen.

«Sie haben eine Mutation im Gehirn, die dazu führt, dass sie ihre Beine anders bewegen», sagte Arne Ludwig vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Unter seiner Leitung hatte ein Forscherteam Gene von Pferden aus vergangenen Jahrtausenden analysiert.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Wikinger die Gangpferde von England mitnahmen, nachdem sie im 9. Jahrhundert das Gebiet des heutigen Yorkshire unterworfen hatten. Auf diese Weise seien die Tiere vermutlich nach Island gelangt, schreiben die Forscher im Fachmagazin «Current Biology». Bislang wurde vermutet, dass Wikinger die Pferde aus Skandinavien nach Island brachten.

Ein Islandpferd sei so bequem wie ein Sofa, schwärmen Reiter. Denn durch ihren vierten oder fünften Gang - Tölt und Pass - lässt es sich auf einem trainierten Tier komfortabel ohne grosses Geruckel im Sattel sitzen. Schon länger ist bekannt, dass eine Gen-Mutation (im sogenannten DMRT3-Gen) die Tiere zu mehr als drei Schrittfolgen befähigt.

Um der Verbreitungsgeschichte der Gangpferde auf die Spur zu kommen, analysierten die Wissenschaftler die Mutation nun im Erbgut von 90 Pferden von der Kupferzeit (6000 v. Chr.) bis zum Mittelalter (11. Jahrhundert).

Fündig wurden sie in Proben zweier englischer Pferde aus der Zeit um 850 nach Christus und - wesentlich häufiger - in Islandpferden aus dem 9. bis 11. Jahrhundert. Im Gegensatz dazu wies kein Pferd aus Kontinentaleuropa, einschliesslich Skandinavien, oder Asien aus dem gleichen Zeitraum die Gen-Mutation für die alternativen Gangarten auf.

In Island gebe es Pferde seit etwa 870 nach Christus, berichten die Wissenschaftler. Es sei unwahrscheinlich, dass sich die englischen und isländischen Gangpferde-Populationen in so kurzer Zeit unabhängig voneinander entwickelten, sagte Ludwig. Wesentlich plausibler sei es, dass einige der ersten Pferde, die nach Island kamen, die Mutation für alternative Gangarten bereits besassen.

Die Wikinger hätten diesen Wert erkannt und Gangpferde in Island gezielt gezüchtet. Wahrscheinlich waren die Tiere für lange Ritte in unwegsamem Gelände besonders gut geeignet. «Damit legten die Wikinger den Grundstein für die weltweite Verbreitung der Islandpferde», ergänzt Ludwig.

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