Theater
Theater St. Gallen feiert Jubiläum mit Beethovens Oper «Fidelio»

Mit einer festlichen Premiere der Oper «Fidelio» von Ludwig van Beethoven hat das Theater St. Gallen am Donnerstag das 50-jährige Bestehen des modernen Theaterbaus am Stadtpark gefeiert. Dieser war am 15. März 1968 ebenfalls mit «Fidelio» eröffnet worden.
Publiziert: 16.03.2018 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 21:51 Uhr
Mit der Oper «Fidelio» von Ludwig van Beethoven feiert das Theater St. Gallen das 50-jährige Bestehen des Theaterbaus am Stadtpark. Premiere war am 15. März.
Foto: Toni Suter/Theater St. Gallen

Das Premierenpublikum, darunter Regierungsvertreter aus den Nachbarkantonen und die beiden früheren Theaterdirektoren Glado von May und Hermann Keckeis, spendete langen Applaus. Inszeniert wurde «Fidelio» vom deutschen Regisseur Jan Schmidt-Garre. Es spielte das Sinfonieorchester St. Gallen unter dem Dirigenten Otto Tausk.

«Fidelio» kommt mit einem sparsamen Bühnenbild (Nikolaus Webern) aus verschiebbaren hohen, grauen Wänden aus, die wie eine Fortsetzung der Betonarchitektur des Theaters im Inneren wirken. Die Mauern bilden die passende Szenerie für die Geschichte, die mehrheitlich in einem Gefängnis spielt.

Dort sucht Leonore (Jaquelyn Wagner) ihren Mann Florestan (Norbert Ernst), der unschuldig im tiefsten Kerker schmachtet, weil er den Tyrannen Don Pizarro (Roman Trekel) stürzen wollte. Leonore tarnt sich mit dem Namen «Fidelio» und verkleidet sich üblicherweise als Mann - nicht so in St. Gallen.

Hier singt und spielt Fidelio von Anfang in einem knallroten Kleid, klar erkennbar als Frau und auch optisch immer im Mittelpunkt. Damit umgeht die Inszenierung elegant das Problem, dass selbst eine noch so perfekte Verkleidung kaum glaubhaft über das wahre Geschlecht Leonores hinwegtäuschen könnte.

Fidelio gewinnt das Vertrauen des Gefängniswärters Rocco (Wojtek Gierlach) und die Liebe von dessen Tochter Marzelline (Tatjana Schneider). Als Don Pizarro ins Verlies herabsteigt, um Florestan mit einem Dolch zu töten, zückt Fidelio den Revolver, gibt sich als Leonore zu erkennen und rettet ihren Geliebten.

Beethovens Musik wirkt eher sinfonisch, als dass sie die Handlung dramatisch packend vorantreibt. Die Oper endet pathetisch im Fortissimo: «Preist mit grosser Freude Glut Leonores edlen Mut!» singen der Chor, die Solistinnen und Solisten. Am Schluss steht Leonore allein im roten Kleid vor den Mauern.

In einer Festansprache würdigte der St. Galler Regierungsrat und «Kulturminister» Martin Klöti das Theater als «Strahlungsort» und als «eine Institution für Geist und Seele». Die Drei-Sparten-Bühne (Theater, Tanz, Oper/Musical) spiele in der «obersten Liga», das zeigten etwa die viel beachteten St. Galler Musicals.

Mit der Festpremiere erinnerte das Theater an die Eröffnung des damaligen «Stadttheaters» am Stadtpark vor 50 Jahren. Der für die Theaterarchitektur der Nachkriegszeit wegweisende Bau des Architekten Claude Paillard war am 15. März 1968 ebenfalls mit Beethovens «Fidelio» eröffnet worden.

Damals hatten sich empörte Bürger mit Flugblättern gegen den «hässlichen Betonklotz» gewehrt, der den schönsten Park der Stadt zerstöre. Heute gilt das Theater als Wahrzeichen der Stadt und steht unter Denkmalschutz. Das in die Jahre gekommene Gebäude ist aber sanierungsbedürftig. Anfang März sagte das St. Galler Volk Ja zu einer Erneuerung für knapp 50 Millionen Franken.

Verfasser: Michael Nyffenegger, sda

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