Das St. Galler Theater, ein Bau einer Architektengruppe um Claude Paillard, wurde 1968 eingeweiht. Fünfzig Jahre später haben die Stimmberechtigten des Kantons St. Gallen im März 2018 einem Kredit von 48,6 Millionen Franken für die Sanierung und Erweiterung des Theaters zugestimmt. Während der Umbauphase zieht das Theater vom Stadtpark auf den Unteren Brühl vor die Tonhalle in eine provisorische Spielstätte.
«Der Start der kommenden Spielzeit ist auch der Beginn eines langen Abschieds», sagte Werner Signer, geschäftsführender Direktor am Donnerstag vor den Medien. Er versprach für die Spielzeit 2019/2020 «Theater total": «Wir sind ein Haus nicht für wenige, sondern für viele.»
In der Sparte Musiktheater stehen sechs Premieren auf dem Programm. Das Opernprogramm versammelt unter den Stichworten «Hoffnung, Enttäuschung und Wahrheit» Kompositionen aus vier Jahrhunderten: vom Georg Friedrich Händels «Giulio Cesare in Egitto» bis zur Schweizer Erstaufführung von George Benjamins Oper «Lessons in Love and Violence". «Es ist die erste Neuinszenierung dieses Werks überhaupt», sagte Operndirektor Peter Heilker.
Zwei Jahre nach «Matterhorn» gibt es eine weitere Musical-Uraufführung: «Wüstenblume» nach der gleichnamigen Autobiografie des somalischen Topmodels Waris Dirie feiert am 20. Februar 2020 Premiere.
Die Sparte Tanz steht ganz im Zeichen des Leitungswechsels. «Neue Mannschaft, neuer Look, neues Repertoire» versprach Kinsun Chan, der neue Leiter der St. Galler Tanzkompanie. Im neuen Ensemble sind Tänzerinnen und Tänzer aus zehn Nationen vertreten.
Bei seinen eigenen Stücken «Rain» und «Coal, Ashes and Light» wird Chan sowohl für die Choreografie als auch für die Ausstattung zuständig sein.
Schauspieldirektor Jonas Knecht will auch in der kommenden Spielzeit mit seinen Produktionen Denkräume öffnen. «Wir arbeiten zwar nicht am Weltfrieden und wir können nicht direkt etwas gegen die Klimaveränderung tun», sagte Knecht. Viele der Themen mit denen sich die ausgewählten Autorinnen und Autoren beschäftigten, hätten jedoch «beklemmende Aktualität".
«Die Anschläge von nächster Woche» von Thomas Arzt thematisiert etwa, was aus der Angst einer Gesellschaft werden kann. Das Auftragswerk «Die Gastfremden» gibt Menschen, die einst als Gastarbeiter oder Flüchtlingen in die Schweiz kamen, eine Stimme.
Bevor das Theater St. Gallen zur Baustelle wird und für zwei Jahre schliesst, lässt das Schauspiel Ende Mai 2020 in «Letschti Rundi» nochmals Figuren aus den letzten 50 Jahren auftreten: Vielleicht trifft Vreneli in den Katakomben zufällig auf Peer Gynt oder Maria Stuart träumt mit Tschechows Schwestern auf dem Damenklo von einem besseren Leben.
In die zweite Saison geht das Sinfonieorchester mit dem Chefdirigenten Modestas Pitrenas. Einer der Saisonhöhepunkte ist das Gastspiel im Concertgebouw Amsterdam, einer der berühmtesten Konzerthallen der Gegenwart. Ein zweites Gastspiel feiert das Orchester im Kongresshaus Biel.
Stilistisch reicht die Palette von Filmmusik aus Hollywood bis zu grossen sakralen Szenen der Opernliteratur im Festkonzert der 15. St. Galler Festspiele. Die Festspiele bringen im Sommer 2020 die Oper «Stiffelio» von Giuseppe Verdi in den Klosterhof. Mit dem Leben in der Ungewissheit beschäftigt sich das Tanzstück «Gegen den Strom», das in der Kathedrale St. Gallen seine Uraufführung feiern wird.
(SDA)
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