Theater
Gilles Tschudi tritt in die grossen Fussstapfen von Alfred Rasser

Der HD-Soldat Läppli ist eine Legende in der Schweizer Bühnen- und Filmgeschichte - und fest mit dem Namen Alfred Rasser verbunden. Mit Gilles Tschudi tritt nun erstmals ein Nichtmitglied der Familie Rasser in die grossen Fussstapfen des Läppli-Schöpfers.
Publiziert: 04.11.2019 um 10:02 Uhr
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Aktualisiert: 04.11.2019 um 10:12 Uhr
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Der Schauspieler Gilles Tschudi tritt mit der Rolle des legendären HD-Soldats Läppli in grosse Fussstapfen.
Foto: Spirgi Dominique

Nur noch wenige Tage sind es bis zur Premiere der Neuauflage von «HD-Soldat Läppli» am Freitag, 8. November. Im engen Aufenthaltsraum hinter der Bühne des Basler Kellertheaters Fauteuil findet eine Proben-Nachbesprechung statt. Mit dabei ist der Hauptdarsteller Gilles Tschudi. Er wirkt ruhig und gelassen, was aber wohl mehr mit Professionalität als mit dem tatsächlichen Gemütszustand zu tun hat.

«Den HD-Soldat Läppli zu spielen ist eine riesige Herausforderung», sagt Tschudi, der als bekannter Schauspieler auf der Bühne und vor allem im Film und am Fernsehen schon so manche Herausforderung gemeistert hat. Nach Alfred Rasser (1907-1977), dem Schöpfer der Figur, und dessen Sohn Roland (*1932), die beide den Läppli viele hundert Male gespielt haben, tritt Tschudi nun als erstes Nicht-Mitglied der Familie Rasser in die berühmten Militärstiefel.

Die grosse Herausforderung ist, dass Alfred Rasser sich die Figur des liebenswert anarchischen Theophil Läppli auf den eigenen Leib geschneidert hat und damit zur Ikone des satirischen Volkstheaters machte. Er könne nicht Alfred Rasser als Original-Läppli kopieren, das käme gar nicht gut, sagt Tschudi. «Ich bin kein Kabarettist und kein Kopist, also musste ich meinen eigenen Bezug zu dieser Figur aufbauen.»

Die Figur ganz neu zu erfinden lag wiederum auch nicht drin. In Rassers Vorlage ist jedes Detail der Figur und der Geschichte, ist jede Pointe aufs Feinste vorgezeichnet. Rein äusserlich wird der neue Läppli die Erwartungen auch eines noch so nostalgisch veranlagten Publikums nun sicher erfüllen: mit der Glatze, dem buschigen roten Schnauz und der Militäruniform. «Solche Äusserlichkeiten helfen natürlich bei der Einverleibung der Rolle mit», sagt Tschudi.

Läppli hat seinen Erfinder Alfred Rasser fast das ganze Leben lang begleitet. Seinem Kopf entsprungen sei die Figur, die schon lange in ihm gewohnt habe, 1923, als er 16 Jahre alt war, sagte Rasser einst gegenüber dem Schweizer Fernsehen.

1935 gelangte das sympathische Männlein, das sein Herz auf der Zunge trägt und durch seine pfiffige Direktheit Autoritätsgehabe und Bürokratie ad Absurdum führt, erstmals auf die Bühne, in einem Sketch des damalige Cabarets Resslirytti.

Seine Uniform erhielt Läppli aber erst zehn Jahre später. Und da half ein grosser Name des deutschsprachigen Theaters mit: Kurt Reiss, der mit seinem Theaterverlag zu den frühen Förderern von Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch gehörte. Reiss drängte Rasser dazu, aus Läppli eine Schweizer Bühnenversion von Jaroslav Hašeks «Braven Soldaten Schwejk» zu machen, der im gleichnamigen Schelmenroman die österreichisch-ungarische Armee im Ersten Weltkrieg zerpflückt hatte.

Rasser gelang es vorzüglich, die Geschichte aus einer kriegsführenden Armee des Ersten in die Aktivdienstzeit eines neutralen Staats im Zweiten Weltkrieg zu transferieren. Es war ein mutiger Schritt, noch im Jahr 1945, also unmittelbar nach Kriegsende, die heilige Kuh Armee auf die Schippe zu nehmen. Offiziere und konservative Politiker nahmen Rasser das denn auch übel. Der grosse Erfolg bei einem breiten Publikum gab ihm dann aber letztlich recht.

Heute hat die Schweizer Armee längst nicht mehr den Aufmerksamkeitsstatus von damals. Ist der «HD-Soldat Läppli» also mehrheitlich Theater- oder Kabarett-Nostalgie? «Nein», meint Darsteller Gilles Tschudi: «Die Kritik am Militär ist vielleicht nicht mehr der wichtigste Punkt, es ist vielmehr ein scharfer Blick auf die sture Bürokratie und Hierarchie, die es ja auch ausserhalb der Armee gibt, und ein Aufruf an die Menschen, sich nicht durch zu viel Anpassung zu verleugnen.»

(SDA)

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