Ist «The Phantom of the Opera» eine Horror-Story, ein Thriller oder einfach nur eine sehr unheimliche Romanze? Seit der Roman des französischen Schriftstellers Gaston Leroux (1868–1927) zu Beginn des 19. Jahrhunderts erschienen ist, streitet sich die Literaturszene über dessen Genre.
Ménage à trois
Auf das Kernthema können sich allerdings die meisten einigen – es geht um die Dreiecksbeziehung zwischen drei komplett unterschiedlichen Menschen. In deren Mitte steht Christine Daaé, die naive Sopranistin zieht zwei polare Gegensätze an: Raoul, der Aristokrat mit einem soliden Gespür für Immobilien und Erik respektive das Phantom.
Christines Dilemma ist einzigartig: Einer ihrer Verehrer ist charmant, wohlhabend und harmlos, aber der andere hat ein kerzenbeleuchtetes Versteck und schenkt ihr gelegentlich ein spontanes Orgelkonzert. Vielleicht ist es seine geheimnisvolle Ausstrahlung, vielleicht ein latentes Stockholm-Syndrom? Sicher ist hingegen, dass das Setting sich perfekt für eine Musical-Adaption eignet und Andrew Lloyd Webber ist der perfekte Mann dafür.
Webbers Kompositionen sind die wahren Stars der Show, die Mischung aus barocker Intensität und Rock-Oper schafft aus jeder noch so kleinen Szene einen epochalen Moment, der das Publikum in Atem hält. Stücke wie «The Music of the Night» und «All I Ask of You» bringen die tragische Sicht des Phantoms auf Liebe und Kunst auf den Punkt, während sie gleichzeitig seinen Sinn für Theatralik ins Scheinwerferlicht rücken.
100 Jahre Faszination
Die Geschichte des Phantoms der Oper fasziniert seit über 100 Jahren, und doch fällt es schwer, sich ein Medium vorzustellen, das besser geeignet wäre, um diese zu erzählen, als ein Musical. Andrew Lloyd Webbers Adaption fängt das Melodrama von Lerouxs Werk auf einzigartige Weise ein und verpasst ihm dazu einen unvergesslichen Soundtrack.
Der Roman mag schon ein Jahrhundert auf dem Buckel haben, dessen Message ist aber auch im Jahr 2024 noch brandaktuell: Es geht um die Schönheit und den Schrecken, seinen Leidenschaften zu folgen, selbst wenn diese Leidenschaft darin besteht, um ein Opernhaus herumzuschleichen. «The Phantom of the Opera» ist packend und unwiderstehlich überdreht – kurz: All das, was ein gutes Musical ausmacht.
Tickets gibt es an den üblichen Vorverkaufsstellen – zum Beispiel Ticketcorner.
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