Die Martha Graham Dance Company aus New York, Maurice Béjart aus Lausanne, Pina Bausch aus Wuppertal oder Akram Khan aus London: Alle waren sie schon da. Steps, das Schweizer Festival für zeitgenössischen Tanz, lädt jeweils ein, wer die aktuelle Tanzszene dominiert. In diesem Jahr sind das etwa die israelische Choreografin Sharon Eyal, die Kanadierin Crystal Pite oder der belgisch-marokkanische Choreograf Sidi Larbi Cherkaoui.
Jedes zweite Jahr findet Steps statt, zum 30. Geburtstag steht also die 16. Ausgabe (12. April bis 5. Mai) an. 12 internationale Compagnien aus Israel, dem Libanon, Südkorea, Burkina Faso, Mali, Schweden oder Kanada stehen auf Bühnen in 31 Städten. Mit der Cie Greffe von Cindy Van Acker und den Tanz-Bachelor-Studenten aus Zürich und Lausanne sind auch zwei Gruppen aus der Schweiz eingeladen.
«Mut» laute der Leitfaden des diesjährigen Festivals, sagte die künstlerische Leiterin Isabella Spirig am Dienstag vor den Medien in Zürich. Die Menschen liessen sich derzeit von einer «diffusen Angst vor dem Fremden» leiten: «Tanz kann helfen, diese Angst abzubauen.»
Im Tanztheaterstück «Beytna» des libanesischen Choreografen Omar Rajeh, der seine Produktion in Zürich selber vorstellte, werden gleich vier unterschiedliche Kulturkreise vereint. Im Zentrum steht ein monumentaler Tisch, an dem eine Köchin ein Menü kocht. Rund herum tanzen vier Solisten aus dem Libanon, Westafrika, Korea und Belgien zu Live-Musik. «Beytna» symbolisiert ein Tisch, an dem jeder willkommen ist.
Bereits weltweit für Furore gesorgt hat das Stück «Betroffenheit» der Kanadierin Crystal Pite. Die eindrückliche und teilweise skurrile Produktion, die von der Compagnie Kidd Pivot getanzt und gespielt wird, thematisiert den Verlust des eigenen Kindes.
Steps zeigt mit den 12 verschiedenen Stücken zeitgenössischen Tanz in allen Facetten und Stilrichtungen. Manche der Produktionen sind mehr Theater als Tanz, andere zeigen ästhetischen Tanz in Reinform.
Der erste Leiter des Festivals, Walter Boris Fischer, hielt es mit dem Grundsatz «Die Kultur zu den Menschen bringen»: Steps und damit auch die diesjährigen Stücke sollen den zeitgenössischen Tanz dem Publikum in allen Regionen der Schweiz näher bringen.
So gehören neben den grossen Schweizer Städten auch Spielorte wie Chiasso, Poschiavo, Monthey oder Altdorf dazu. Jeweils gegen 30'000 Zuschauerinnen und Zuschauer besuchen das Festival.
Die Stellung des Tanzes habe sich in der Schweiz in den letzten Jahren verändert, sagte Leiterin Spirig in Zürich. So ist etwa der Beruf des Tänzers oder der Tänzerin seit zehn Jahren anerkannt und es existieren entsprechende Ausbildungen. Und: «Die Szene hat sich professionalisiert», ist Spirig überzeugt.
Neben den Vorstellungen investiert Steps auch in die Tanzvermittlung. Workshops für Schulen sind seit mehreren Festivalausgaben Teil des Programms. Zum ersten Mal stehen in diesem Jahr Kurse im Tessin auf dem Programm.