«Meine Frau wollte in der Schweiz sterben» // 27.2.
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Filmmusiker Martin Tillman:«Meine Frau wollte in der Schweiz sterben» // 27.2.

Star-Filmmusiker Martin Tillman kehrte nach 30 Jahren Hollywood zurück
«Meine Frau wollte in der Schweiz sterben»

Das Paar träumte von Kindern, Reisen und einem Leben, welches es selbst hätte bestimmen können. Doch es kam alles anders.
Publiziert: 25.04.2020 um 14:37 Uhr
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Martin Tillman und seine Frau Eva, 2013 in ihrem Garten in Kalifornien.
Foto: Karolina Markiewicz
Flavia Schlittler

Vor 30 Jahren zog es den Zürcher Cellisten Martin Tillman (55) nach Hollywood, um die Traumfabrik mit seiner Musik zu erobern. Nachdem er mit Grössen wie Sir Elton John (72), B.B. King (1925 - 2015) und Sting (68) auf der Bühne stand, gelang ihm der Durchbruch im Filmbusiness dank seiner Zusammenarbeit mit Hans Zimmer (62). Das Duo ist verantwortlich für die Musik von «Piraten der Karibik», «Der Da Vinci Code» und «Mission: Impossible», um nur einige seiner mehr als 100 Soundtracks zu nennen. «Ich lebe beruflich meinen Traum», sagte er, stets von Kreativität und Energie sprühend. Der Mann, der nicht mehr als sechs Stunden Schlaf pro Tag braucht, weil er von der Leidenschaft getrieben ist, seine Gedanken in Töne zu verwandeln, wurde privat gezwungen, Langsamkeit und Geduld zum Teil seines Lebens zu machen.

Vor zehn Jahren wurde bei seine Ehefrau Eva, damals 40 Jahre alt, die chronische Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert. «Dies war ein grosser Schock für uns. Wir wollten Kinder, reisen und möglichst viel Freiraum.» Schliesslich mussten sie lernen, schon glücklich zu sein, wenn sie einen einfachen Spaziergang machen konnten. Eva mal im Rollstuhl, mal am Stock. «Das Leben ist ein Geschenk. Wir sind im Paradies, weil wir uns haben», sagte Tillman – ursprünglich mit zwei M in seinem Nachnamen – vor vier Jahren zu BLICK.

Eva starb letzten April mit der Sterbehilfe

Eva, die gebürtige Polin, die der Schweizer vor 16 Jahren über eine Internet-Partnervermittlung kennenlernte und ein halbes Jahr später heiratete, war die Liebe seines Lebens. Doch ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich immer mehr, bis es für sie, die Tag und Nacht auf Hilfe angewiesen war, unerträglich wurde. Einen Wunsch hatte sie noch: «Meine Frau wollte in der Schweiz sterben», sagt Tillman. Gemeinsam reisten sie in sein Heimatland zurück. Bevor sie am 17. April 2019 mit der Sterbehilfe von Dignitas und ihrem Mann an der Seite aus dem Leben schied, stellte sie mit ihm eine Art Achtsamkeitsliste auf. «Sie sagte mir, ich solle meine Freunde vorsichtig auswählen, die Rechnungen pünktlich bezahlen und meinen Weg weiter gehen. Ich weiss, dass sie mich spirituell begleitet.» Für sie hat er das Stück «Until We Meet Again» - zu deutsch: Bis mir uns wieder treffen, geschrieben, veröffentlicht wurde es Ende Januar.

Nun steht Martin Tillman bald wieder auf der Bühne

Martin Tilman ist hier geblieben. Er wohnt in der Zürcher Gemeinde Zollikon, findet Kraft zur Verarbeitung von Evas Tod in Spaziergängen durch den Wald, auf ausgiebigen Velotouren und an seinem Cello. Seinem engsten Verbündeten, um das wiederzugeben, was ihn mit Freude erfüllt und ihn zum meistgehörten Cellisten der Welt macht. Stagnation war nie ein Option für den Komponisten, den es bald wieder in die Welt hinauszieht. Mit seinem neuen Live-Programm «Superhuman», einer Mischung aus Rock'n'Roll, Electro Dance Music und Klassik, feiert er gegen Ende Jahr im Zürcher Theater 11 Weltpremiere. Der geplante Auftakt am 8. Mai, musste infolge der verschärften Coronavirus-Massnahmen auf den 12. und 13. November verschoben werden. An seiner Seite sind dann auch Nic Collins (18), begnadeter Schlagzeuger und Sohn des britischen Musikers Phil Collins (69), sowie Satnam Ramgotra, Hans Zimmers Drummer in allen Blockbuster-Fiilmen. Dazu 20 Cellisten, eine Soulsängerin und eine aufwendige Lichtshow. Tillman freut sich, wieder auf den Bühnen zu stehen. Denn er weiss: «In meinem Herzen wird mich Eva begleiten.»

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