«Wir haben eine Hommage für alle unsere Vorfahren gebaut», beschreibt Architekt Vangel Bozinovski im Gespräch das Ziel der auch international beachteten Bauten: «Wir haben eine Geschichte von 8000 Jahren, die hier gezeigt wird».
Mit dieser Aussage steht er allerdings im krassen Gegensatz zur in- und ausländischen Geschichtsschreibung. Die sieht die slawischen Mazedonier in dieser Region erst im 6. Jahrhundert nach Christus als Einwanderer. «Wir sind nicht zugewandert, sondern waren schon immer hier», hält Bozinovski dagegen.
Was die angeblich so glorreiche Geschichte im bis 1912 vom Osmanischen Reich besetzten Mazedonien alles zu bieten hat, wird in zwei Dutzend neoklassizistischen Gebäuden, rund 40 Denkmälern, umgestalteten Häuserfassaden aus kommunistischer Zeit, vier neuen Brücken und zwei Riesenfontänen gezeigt.
Selbst ein Triumphbogen («Porta Makedonija») ist im Zentrum errichtet worden - für die heutige Zeit wahrscheinlich ein Unikum. Am 1. August wurden zum Nationalfeiertag pompöse Wasserspiele in Gang gesetzt und der Bau der Fundamente für ein Riesenrad der Superlative a la «London Eye» begonnen.
Wirtschaftswissenschaftler Branimir Jovanovic, Mitglied in der regierungskritischen Organisation «Solidarität», sieht in der städtebaulichen Kraftanstrengung nur den Versuch der konservativen Regierung des zunehmend autoritär agierenden Nikola Gruevski, den Nationalismus im erst seit 24 Jahren selbstständigen Land zu fördern.
Allerdings nur jenen der slawischen Mehrheit. Denn die albanische Minderheit - nach Schätzungen bis zu einem Drittel der Gesamtbevölkerung von zwei Millionen - will damit nichts zu tun haben.
«Das ist ein nationalistisches Bauprojekt gegen die albanische Minderheit», kritisiert auch der Regensburger Historiker und Mazedonienexperte Ulf Brunnbauer. Im letzten Mai hatte die Opposition abgehörte Telefonate des Regierungschefs veröffentlicht. Darin ruft er seine Minister an und gibt detaillierte Anweisungen über das Aussehen von Gebäuden, wie sie ihm im Ausland gut gefallen hatten.
«Die Bevölkerung ist sehr zufrieden», behauptete der renommierte Schriftsteller Aljosa Simjanovsi im letzten Monat in der Zeitung «Utrinski vesnik»: «Die Zeit wird zeigen, wer Recht hat».
Kritiker der «ethnozentristischen» Bauten bemängeln, dass das arme Land das viele Geld besser hätte investieren können. Schliesslich sind die Kosten von ursprünglich 80 Millionen Euro im Jahr 2010 auf heute geschätzte 500-600 Millionen Euro gestiegen.
Diese Kosten sowie die städtebaulichen Pläne, geschweige denn die dahinter stehenden Motive, bleiben weiterhin geheime Kommandosache der nationalkonservativen Regierung.