Kassensturz am Leutschenbach! Die SRG baut 250 Stellen ab. Damit reagiert sie auf Einsparungen von 40 Millionen Franken, die sie ab 2016 wegen wegfallender Mehrwertsteuern und des höheren Gebührenanteils von Regionalsendern vornehmen muss.
Vom Abbau betroffen sind offenbar auch etliche Aushängeschilder von SRF. Geprüft werden vorab Sendungen wie «1 gegen 100» und «Glanz und Gloria», «Einstein» und «Kulturplatz», die nicht zum Kern des Service Public gehören. «Im Fernsehen geht die blanke Angst um», sagt ein SRF-Insider, der nicht genannt werden will. «Bei uns weiss niemand, wer nächstes Jahr noch einen Job hat.»
Eine interne Kommission prüft derzeit, wie viele Mitarbeiter Sendungen wie «SRF bi de Lüt» oder «Giacobbo/Müller» tatsächlich benötigen. Oder ob etwa die Talkshow von Kurt Aeschbacher (66) nicht auch billiger produziert werden könnte – und es jene von Roger Schawinski (70) überhaupt noch braucht.
Erwägt wird auch, gewisse Sendungen weniger oft auszustrahlen, den «Kulturplatz» zum Beispiel nur noch alle zwei Wochen. Zusätzlich verunsichert, dass kaum jemand weiss, wer in dieser Kommission sitzt. «Nicht mal mein Chef weiss es», sagt ein Sendungs-Redaktor, der ebenfalls anonym bleiben will.
Momentan würden diverse Sparmassnahmen geprüft. «Entscheide sind noch keine gefallen», sagt SRF-Sprecherin Andrea Wenger. Mitarbeiter können bis am 6. November Vorschläge einreichen.
«Dieses Sparprogramm ist unerlässlich», erklärt SRG-Generaldirektor Roger de Weck (61). «Wir wollen versuchen, noch effizienter zu arbeiten, wo es möglich ist.» Er bestätigt, dass es Abstriche am Programm geben wird. «Das Angebot wird etwas kleiner sein.» Die Zuschauer und -hörer würden künftig vielleicht die eine oder andere Sendung «vermissen».
Ob es tatsächlich zum grossen Aderlass kommt, ist noch unklar. Medienpolitikerin Natalie Rickli (SVP) unterstellt der SRG taktisches Kalkül. «Dieses Manöver ist zu offensichtlich: Die SRG will mit diesem Sparprogramm einen Aufschrei provozieren.» Letztlich solle so der Weg geebnet werden für eine Erhöhung der Billag-Gebühren.
Tatsächlich ertönte gestern, kaum hatte die SRG den Stellenabbau bekannt gegeben, der Ruf nach einer Billag-Erhöhung. Und zwar von der Mediengewerkschaft SSM. «Mit dem neuen RTVG sinken die Empfangsgebühren markant. Wir fordern, dass man eine geringere Senkung vornimmt, um den jetzigen Aderlass zu kompensieren», sagt SSM-Zentralsekretär Stephan Ruppen zu BLICK. Er sei empört, «dass ein so grosser Teil der Einsparungen auf dem Buckel des Personals vollzogen wird».
Dass sogar die Stars um ihre Jobs bangen, damit hatten selbst Pessimisten nicht gerechnet. Die Unsicherheit wird die SRG länger in Atem halten. Denn definitiv entscheidet die Geschäftsleitung erst Mitte November, wie viele Stellen gestrichen, wie viele Entlassungen ausgesprochen, welche Sendungen eingestellt werden. Keine Happy Days am Leutschenbach.