Das umstrittene Wembley-Tor von 1966
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Opa von SRF-Auswanderer gab es:Das umstrittene Wembley-Tor von 1966

SRF-Auswandererserie «Auf und Davon» porträtiert Baselbieter Sacha Kunz (50)
Sein Grossvater klaute den Deutschen den WM-Titel

SRF-Auswanderer Sacha Kunz (50) zog mit seiner Familie nach Norddeutschland. Dort ist sein Currywurst-Stand heiss begehrt. Alle wollen mit ihm über seinen Grossvater reden. Der gab 1966 an der Fussball-WM nämlich das umstrittene Wembley-Tor gegen die Deutschen.
Publiziert: 02.01.2020 um 23:16 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2021 um 22:30 Uhr
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«Auf und davon» – Staffel 11: Sacha Kunz und seine Frau Brigitte in ihrem Imbisswagen im deutschen Dorum an der Nordsee.
Foto: SRF
Peter Padrutt

Heute Abend (SRF 1, 21 Uhr) zeigt SRF im TV-Hit «Auf und davon» die Geschichte von Sacha Kunz (50), der mit seiner Familie vom Baselbiet an die Nordseeküste auswanderte, um dort einen Imbissstand zu betreiben. Eigentlich müssten ihm die Deutschen ja böse sein, denn sein Grossvater, Schiedsrichter Gottfried
«Godi» Dienst (1919–1998), machte 1966 England mit «seinem» umstrittenen Wembley-Tor zum Weltmeister. Denkste! Seine Currywürste sind heiss begehrt. «Alle wollen an unserem Stand darüber reden, ob das Tor drin war oder nicht», sagt Kunz strahlend zu BLICK.

Doch von vorne: Im Herbst 2018 entdeckt die Schweizer Familie, die seit vielen Jahren ihre Ferien an der Nordsee verbringt, einen Zettel am Kutterhafen bei Dorum, auf dem steht, dass der Wurststand zum Verkauf angeboten wird. Für Sacha Kunz ist schnell klar: Er will mit Ehefrau Brigitte (40), Sohn Kevin (20) und den Zwillingen Timo und Noemi (13) sein Glück am Wattenmeer zwischen Strandkörben versuchen, obwohl er weiss, dass ihm dort eine steife Brise entgegenwehen wird. «Es ist ein Haufen Arbeit, aber wir haben diese Saison allein 1,8 Tonnen Pommes verkauft», sagt Kunz.

«Is goal, goal, goal, goal!»

Im Imbisswagen hat er ein Bild aufgehängt, dass seinen Grossvater beim Anpfiff des WM-Endspiels am 30. Juli 1966 im Londoner Wembley-Stadion zeigt. England trifft auf Deutschland. Es steht 2:2. Verlängerung. 101 Minuten sind gespielt. Der Engländer Geoff Hurst (78) schiesst aufs Tor. Der Ball prallt von der Latte auf, vor oder hinter die Torlinie. Schiedsrichter Dienst, der Postbeamte aus Basel, ist zu weit weg. Sein Linienrichter ­Tofik Bachramow, ein Schnauzbart aus Baku (Aserbaidschan), stochert unsicher mit der ­Stange im Nebel, brüllt aber Dienst plötzlich an: «Is goal, goal, goal!»

Für den Grossvater war es immer ein Tor

«Mein Grossvater hat noch auf dem Totenbett darüber gesprochen», erinnert sich Kunz. «Er war überzeugt, dass sein Entscheid richtig war.» Überhaupt habe er überall und gern darüber referiert. «Ich verdanke ihm sehr viel. Ich durfte mit ihm als Bub an WM-Auslosungen teilnehmen, lernte viele Fussball-Grössen und bekannte Schiedsrichter kennen», erzählt der TV-Auswanderer. Auch sein Vater Marcel Kunz (1943–2017) war viele Jahre lang ein erfolgreicher Torhüter beim FC Basel. Und dessen Sohn, TV-Auswanderer Sacha, war auch Torhüter und Nachwuchstrainer.

Wie denkt der Enkel heute über das Tor? «Es war vermutlich schon ein Goal, aber es ist schwierig, das definitiv zu entscheiden. Egal. Vielleicht können wir ja mit unseren feinen Würsten den Deutschen etwas zurückgeben», meint Sacha Kunz lachend.

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