Medien brachten Titel wie «Der Tod des accent circonflexe», «Adieu circonflexe» oder «Im nächsten Schuljahr wird der Accent circonflexe verschwinden».
Auch in den sozialen Netzwerken brach ein Sturm der Entrüstung aus, unter anderem auf Twitter mit dem Hashtag «Je suis circonflexe» - eine Anspielung auf den Solidaritätsslogan «Je suis Charlie» nach dem Anschlag auf die Satirezeitung «Charlie Hebdo» im Januar 2015.
Dabei ist die ganze Angelegenheit ein Missverständnis. Tatsächlich wollen Verlage lediglich ab dem nächsten Schuljahr in Grundschulbüchern eine Sprachreform konsequenter umsetzen, die bereits 1990 beschlossen wurde.
Damals wurde mit dem Segen der altehrwürdigen Académie française eine Vereinfachung der französischen Schriftsprache beschlossen. So sollten Bindestriche innerhalb von Wörtern entfallen und manche Wörter einfacher geschrieben werden - die Zwiebel etwa «ognon» und nicht mehr «oignon».
In bestimmten Fällen sollte schliesslich auch der Accent circonflexe wegfallen: Bis auf wenige Ausnahmen über dem «i» und dem «u», nicht aber über dem «a» und dem «o». Verbindlich waren diese Änderungen nie - es handelt sich lediglich um die empfohlene Schreibweise, die aber im Alltag wenig befolgt wird.
«Seit mindestens einem Jahrzehnt wird diese neue Orthografie in den Schulbüchern für die Grundschule angewandt», sagte die Leiterin des Schulbuchverlags Belin, Sylvie Marcé, am Donnerstag. «Neu ist, dass es explizitere Hinweise darauf gibt.»
Den Wirbel, den die vermeintliche Verbannung des Akzentes aus der französischen Schriftsprache auslöste, sorgte deswegen bei Experten für Erstaunen. «Das ist seit mehr als 25 Jahren die offizielle Schreibweise der Republik», sagte ein Verantwortlicher der Schulbehörden. «Das überraschende ist die Überraschung.»
Grundschülern übrigens kann die Verwirrung herzlich egal sein: Sie dürfen beide Schreibweisen anwenden.
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