Ministerpräsident Dmitri Medwedew hat Russland den Spruch des Jahres 2016 beschert. «Geld gibt's nicht, aber halten Sie durch!», beschied der Regierungschef des Landes aufgebrachten Rentnern auf der Halbinsel Krim. Bei der Wahl zum Wort des Jahres setzte eine Expertenjury Medwedews Replik auf Platz eins in der Kategorie Propagandasprache.
Präsident Wladimir Putin kam auf Platz zwei mit seiner Aussage: «Russlands Grenzen haben kein Ende.» Das habe der Kremlchef zwar im Scherz gesagt, befanden die Sprachexperten. Aber sie unterstrichen auch das Bedrohliche, das Sendungsbewusstsein dieses Satzes in einer Zeit, in der Russland seinen Einfluss international wieder ausdehnt.
Medwedew schaffte es noch ein weiteres Mal auf die Liste. Er hatte vorgeschlagen, den Caffè Americano durch einen patriotischeren «Russiano» zu ersetzen.
Zum Wort des Jahres wählten die russischen Experten den «Brexit», das Referendum über ein Ausscheiden Grossbritanniens aus der EU. «Die russische Propaganda hat getan, was sie konnte, um den Brexit herbeizuführen», schrieb der Journalist Andrej Archangelski in der Zeitung «Nowaja Gaseta».
Medien und Politik in Russland hatten sich auf die Seite der Austrittsbefürworter geschlagen. Auch die Wörter Pokémon, Doping, Wahlen und Krieg schafften es in die sprachliche Jahreschronik.
In Russland suchen die Experten unter Leitung des Kulturwissenschaftlers Michail Epschtejn seit 2007 nach Wörtern und Ausdrücken, die ein Jahr treffend charakterisieren. In der Schweiz wählte eine Jury den Ausdruck «Filterblase» zum Wort des Jahres.