Was mit der grössten schweizerischen Sportsammlung passiert, ob und wie sie zugänglich bleibt, ist vorerst offen. Über den Fortbestand entscheide Swiss Olympic, teilte die Stiftung Sportmuseum Schweiz mit Sitz in Basel am Donnerstag mit. Das Sportmuseum ist eine private Institution.
Den verbliebenen vier Teilzeitangestellten mit zusammen 150 Stellenprozenten wurde per Ende August gekündigt, wie Stiftungsratspräsident Paul Engelmann sagte. Sie hätten zuletzt auf Stundenlohnbasis gearbeitet; die Kündigungsfrist laufe bis Ende Oktober. Bis dann hofft er auf den Entscheid von Swiss Olympic.
Das Sportmuseum nagt seit Jahren am Hungertuch und dribbelt dem finanziellen Abgrund entlang. Das Problem ist, dass der Bund zwar einen Beitrag zahlte, sich aber nicht verantwortlich fühlt. Und die beiden Basel waren zwar wichtige Träger des Museums, halten dieses aber für eine eigentlich nationale, nicht kantonale Angelegenheit.
Laut Engelmann fiel das Sportmuseum bei Sport- wie Kulturverantwortlichen zwischen Stuhl und Bank. Schon vor Jahren habe das Schweizerische Landesmuseum abgewinkt; es wolle nicht auch noch den Sport abdecken. Ob das jetzt noch so gilt, müsse nun Swiss Olympic schauen.
Swiss Olympic stellte auf Anfrage eine eingehende Analyse in Aussicht, «was es für die Pflege und den Erhalt des Erbes des Schweizer Sport braucht». Das Thema «hat jetzt Priorität für Swiss Olympic». Beim Bundesamt für Sport (Baspo) hiess es, man sei mit Swiss Olympic «im Gespräch» über «mögliche weitere Schritte».
Das Sportmuseum stand schon 1997 vor dem Aus, als Basel-Stadt die frühere Finanzierung kappte. Auf der Suche nach neuen Wegen und Geldern ist es dank Mäzenen 2011 aus Basel in ein «Begehlager» in Münchenstein BL just an der Stadtgrenze umgezogen, eine Mischung aus Depot und Ausstellung. Grosse Werbung oder spektakuläre Shows hat es sich jedoch nicht leisten können.
Zur Sammlung gehören Kultobjekte wie etwa ein Tennisracket von Roger Federer, Marie-Theres Nadigs Sapporo-Skihelm, Ferdi Küblers Maillot Jaune und das ganze Archiv des Schweizerischen Turnverbands. Das Sportmuseum arbeitete seine laufend weiter wachsenden Bestände wissenschaftlich auf, um die Geschichte und die gesellschaftliche Bedeutung des Sports zu dokumentieren.
Das Museum lockte mit einem ordentlichen Jahresbudget von zuletzt 500'000 Franken rund 2000 Besuchende im Jahr an; dazu kam mobile Präsenz an Grossanlässen landesweit. Nötige Zuschüsse bröckelten jedoch weg. Den Liquidations-Entscheid jetzt begründet das Sportmuseum damit, dass ab 2019 Gelder des Bundesamts für Kultur und des Kantons Basel-Stadt wegfallen.
Das Sportmuseum war auch von Swiss Olympic und dem Kanton Basel-Landschaft unterstützt worden. Die bisherigen Geldgeber würden aber die Stiftung «nicht als geeignetes Gefäss zur Weiterführung» des Museums ansehen, die Auflösung empfehlen oder eine solche in Kauf nehmen, schreiben die Museumsverantwortlichen.
Laut Mitteilung könne die Stiftung das Sportmuseum so «kurz- oder langfristig» nicht mehr weiterführen. Die Liquidation und die in der Stiftungsurkunde vorgesehene Übertragung des Vermögens an Swiss Olympic sei die beste Lösung, um den Fortbestand der kostbaren Sammlung von nationaler Bedeutung zu sichern.
Das Sportmuseum Schweiz war 1945 gegründet worden. Es gilt als eines der ältesten Sportmuseen in Europa und bewahrt bis heute die grösste schweizerische Sportsammlung auf. Dazu zählen über 12'000 Objekte, 200'000 Bilder, 150 Laufmeter Aktenarchive und 11'000 Bücher, Zeitungen und Zeitschriften.
Angesichts einer Schuldenlast von rund 400'000 Franken könnte allenfalls ein Teil der Bestände verkauft werden, sagte Engelmann weiter. Man habe schon einige in Frage kommende Objekte schätzen lassen - den Wert der gesamten Sammlung bezifferte er grob auf etwa 15 bis 20 Millionen Franken.
Dass aus dem Stadtkanton kein Geld mehr fliessen wird, war im Übrigen absehbar. Zuletzt hatte dies die Regierung im Dezember in ihrer Museumsstrategie bekräftigt. Sie will das Sportmuseum nicht tragen, weil es ein nationales Haus ist - zudem suboptimal, monothematisch und auf Baselbieter Boden.
Im Juli 2017 hatte bereits der Bund angekündigt, den Geldhahn im kommenden Jahr ganz zu schliessen. Früher zahlte der Bund 150'000 Franken im Jahr, 2018 noch 105'000 Franken. 100'000 Franken von Swiss Olympic fliessen bis 2019. Baselland spendete letztmals 2017 100'000 Franken.