Sie ist leidenschaftlich, schnell und kann hartnäckig sein. Schön ist sie auch, aber für Nadja Schildknecht hat das heute keine nennenswerte Bedeutung mehr. Damals, als sie jahrelang als Top-Model um die Welt jettete, war das sicher anders.
Heute setzt sie auf ihre Qualitäten als Unternehmerin. Die 42-Jährige leitet seit 2005 zusammen mit Karl Spoerri das Zurich Film Festival (ZFF), einen der wichtigsten kulturellen Anlässe der Schweiz. «Unsere direkte Konkurrenz ist London. Dieses Festival findet gleich nach unserem statt, wir buhlen oft um dieselben Filme», sagt sie mir auf der «Sonntagsfahrt».
Ich hole sie nach einer Filmvorführung in Zürich-Altstetten ab und fahre sie ans Bellevue. Warum London und nicht Locarno, will ich wissen. Locarno sei keine Konkurrenz, was die Filmauswahl betreffe, sagt Schildknecht. Im Kampf um die öffentlichen Gelder aber schon. Die Tessiner haben ein Budget von 13 Millionen Franken, davon viel von Bund, Kanton und Stadt. Da stehe das ZFF relativ bescheiden da.
So bleibe die Finanzierung ein ewiger Kampf. «Nach dem Festival ist vor dem Festival», sagt sie. Man müsse gleich nach dem Festival die Verträge fürs nächste Jahr verhandeln. «Sieben Millionen Franken als Budget bei der heutigen Wirtschaftslage ist kein Zuckerschlecken!»
«Ich liebe es, im Hintergrund zu wirken»
Nebst den Finanzen ist sie mit ihrem Team auch für über hundert Sponsoren und deren Events verantwortlich. Die Programmauswahl liegt bei ihrem Geschäftspartner Karl Spoerri. Das Programmheft des ZFF ist eben erschienen, und morgen Montag beginnt der Ticketverkauf.
Was das diesjährige Highlight sei, will ich wissen. «Für mich, wenn die Leute ins Kino kommen und rund 140 Filme geniessen», sagt Schildknecht lachend. Für mich zählt sie auch ein paar Filmstars auf, die Zürich beehren werden: Oscar-Preisträger Christoph Waltz, Filmikone Arnold Schwarzenegger und Golden-Globe-Gewinner Kiefer Sutherland alias Jack Bauer. Mit Liam Hemsworth, Ellen Page, Luke Evans und Ben Foster kommen gleich vier heisse Hollywoodstars der jungen Generation nach Zürich.
Wir lachen herzhaft darüber, dass ich die jungen Stars, die von den Teenagermädchen kreischend auf dem grünen Teppich begrüsst werden, kaum noch kenne. Und Nadja Schildknecht, warum steht sie nicht vor der Filmkamera? «Das wäre gar nichts für mich! Ich liebe es, im Hintergrund zu wirken.» Wenn sie jetzt während des ZFF im Rampenlicht stehe, was halt dazugehöre, dann nur als sie selber – als Nadja Schildknecht, Co-Direktorin des ZFF.