Nach 23 Jahren «Tagesschau» gehört mein Fahrgast für viele Schweizer fast zur Familie, aber sie hat natürlich auch ein eigenes Wohnzimmer. Nach der Arbeit um acht Uhr abends hole ich Katja Stauber im Fernsehstudio ab und bringe sie nach Hause.
Müde und nachdenklich steigt sie zu mir ins Auto: «Ein heftiger Tag! Es passiert selten, dass ich leer schlucken muss.» Mal wieder haben islamistische Selbstmordattentäter Unschuldige mit in den Tod gerissen, mal wieder sind Flüchtlingskinder im Mittelmeer ertrunken.
«Nach all diesen Jahren bin ich halt noch immer nicht abgebrüht», meint sie fast entschuldigend. Das Moderieren der «Tagesschau» jedoch hat sich stark verändert: «Es ist viel anspruchsvoller geworden. Die Sendungen sind länger und komplexer, mit Live-Interviews und Einspielungen während der Moderation.» Die neuen Roboter-Kameras im Studio sind ebenfalls eine Herausforderung. «Wir sind etwas einsam im Studio, so ohne Kameraleute. Aber wenigstens spricht noch der Produzent über den Knopf im Ohr mit mir», meint Katja und lacht.
Es gibt keine Routine, jeder Tag bringt Neues – und «solange meine Arbeit den Zuschauern, meinen Chefs und mir gefällt», ist Aufhören für sie kein Thema. Auch ein Schreiner, sagt sie, wechselt schliesslich nicht einfach den Beruf!
Wird man als Frau am Bildschirm nicht aufs Äussere reduziert, zählen ihre Kritiker im unbarmherzigen Studiolicht nicht jede Falte? Schliesslich sei sie kein Model, sondern Journalistin, widerspricht sie. Die Zuschauer hätten lieber eine erfahrene Frau am Bildschirm, die weiss, welche Inhalte sie vermittelt. Ausserdem: «Wer nicht alt werden will, muss jung sterben – also keine gute Alternative!»
Sie geniesse das Älterwerden sogar, weil sie die zwei 17 und 20 Jahre alten Söhne «auf der Suche nach ihrem Platz im Leben und in der Gesellschaft begleiten kann. Und das könnte ich nicht, wenn ich 30 wäre.» Lachend gesteht sie, dass sie sich aber gelegentlich auch wie eine Glucke fühle, die Mühe habe, ihre Söhne loszulassen.
Einen Teil ihrer Kindheit verbrachte sie in Namibia. Nach der Scheidung war ihre Mutter zu den Eltern in die Hauptstadt Windhoek gezogen. Der Grossvater war Ingenieur, die Grossmutter leitete die Wäscherei der Deutschen Schule. Klein Katja durfte zwischen den Wäschebergen spielen und mit den Angestellten deutsche Lieder singen.
Heute könnte sie sich einen Umzug nach Afrika nicht mehr vorstellen. Die gebürtige Deutsche hält die Schweiz für «das schönste Land auf Erden»! Was sicher auch mit dem Mann an ihrer Seite zu tun hat, ihren «Tagesschau»-Kollegen Florian Inhauser.
Wie vieles in ihrem Leben habe sich auch die zweite Heirat vor sieben Jahren für sie «ohne gross nachzudenken» ergeben. Er habe ihr in Berlin einen romantischen Antrag gemacht. «Für uns stimmt es so. Ich finde es schön, verheiratet zu sein!» l
Katja Stauber (53) studierte Rechtswissenschaft, bevor sie 1984 Moderatorin bei Schawinskis Radio24 wurde. Ab 1988 arbeitete sie für den European Business Channel, einen privaten TV-Sender, dann bei BLICK und Radio Z. Seit 1992 ist sie Moderatorin/Redaktorin der «Tagesschau» und mit SRF-Kollege Florian Inhauser verheiratet. Aus erster Ehe hat sie 2 Söhne. Sie lebt unweit von Zürich.
Katja Stauber (53) studierte Rechtswissenschaft, bevor sie 1984 Moderatorin bei Schawinskis Radio24 wurde. Ab 1988 arbeitete sie für den European Business Channel, einen privaten TV-Sender, dann bei BLICK und Radio Z. Seit 1992 ist sie Moderatorin/Redaktorin der «Tagesschau» und mit SRF-Kollege Florian Inhauser verheiratet. Aus erster Ehe hat sie 2 Söhne. Sie lebt unweit von Zürich.