SonntagsFahrt mit Claudio Zuccolini
«Meine Frau nennt mich Tiger»

Können Komiker ernst sein? Dieser schon: Claudio Zuccolini über schlechte Kritiken, Lampenfieber und Kosenamen.
Publiziert: 13.12.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:50 Uhr
Von Astrid von Stockar (Text) und Valeriano di Domenico (Foto)

Selten hat sich ein Fahrgast, dem ich die Tür aufhalte, mehr gefreut: «Das ist mein grosser Traum – einen Chauffeur zu haben!» Claudio Zuccolini (45) startet mit mir in Landquart GR, wo er an einem Firmenanlass gastiert, zur Spritztour durch die Bündner Herrschaft.

Die Vorweihnachtszeit ist Hochsaison für Komiker. Am liebsten aber tritt Zuccolini mit eigenem Programm auf: «Das ist meist ein dankbares Publikum, weil es Eintritt bezahlt hat, um wirklich mich zu sehen.» An Firmenanlässen müssen die Leute zuschauen. Und vielleicht hat es vor der Vorstellung eine Entlassungsrunde gegeben, die auf die Stimmung drückt.

Was macht er, wenn keine Stimmung aufkommt? «Anfänglich wurde ich nervös. Innerlich steigt Hitze hoch, man wird fast panisch und immer schneller. Aber mit zunehmender Erfahrung meistert man auch solche Situationen.»

2004 tauschte Zuccolini seinen Job als Journalist und Moderator gegen die Bühne – mit durchschlagendem Erfolg! 2011 gewann er den Prix Walo. Die «Weltwoche» titelte: «Bester Stand-up Comedian der Schweiz».

Das Video unserer Sonntagsfahrt zeigt Kostproben seines Könnens, Menschen zum Lachen zu bringen. Doch 2013 erlebte er einen «Taucher»: Beim Gastspiel im Circus Knie hagelte es plötzlich Kritik und Negativschlagzeilen. Wie überlebt man so etwas auf Tournee – bei 250 Vorstellungen in sechs Monaten?

Zucco, wie ihn Freunde nennen, zog sich in seinen Wohnwagen zurück und feilte am Programm, bis die Gags funktionierten. «Aber man getraut sich anfangs fast nicht raus. Beim Einkaufen denkt man, alle haben die Schlagzeilen gelesen», erinnert er sich. «Heute sehe ich das entspannter. Irgendwann kommt ein anderer dran!»

Seine bewundernswerte Gabe, sich durchzubeissen, sich zu verändern und dem Publikum anzupassen, führte ihn 2014 zu seinem erfolgreichen vierten Soloprogramm «iFach Zucco». Auch privat läuft alles rund. Er ist glücklich verheiratet mit seiner frü­heren Schulkollegin Alexzandra und geniesst seine zwei kleinen Töchter.

Ob es stimmt, dass Alexzandra ihn manchmal Tiger nennt, will ich wissen. Schmunzelnd ergänzt er, dass sie auch «Bär» zu ihm sagt. Mal Bär, mal Tiger: Zucco scheint seine wilderen Charakterzüge mit den Qualitäten eines Ehemannes und Familienvaters kombinieren zu können.

Seine Alexzandra vergleicht er mit einem Reh, einem starken allerdings: Sie sei eine liebe und hübsche Frau, mit Engelsgeduld den Kindern und ihm selbst gegenüber.

Ist er ein schwieriger Ehemann? Er sei halt, wenn er Gedanken nachhänge, nicht so zugänglich, antwortet er. «Für selbständig Erwerbende gibt es Phasen, da denkt man: Jetzt läuft gar nichts. Und dann kommt alles aufs Mal!»

So wie heute. Nach Landquart muss er gleich weiter für eine Abendvorstellung in Sempach LU. Und das alles ohne Chauffeur!

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Persönlich

Claudio Zuccolini (45) aus Scharans GR kam 1994 nach Mittelschule und Bankpraktikum als Moderator zu einem Bündner Lokalradio, war dann bei Tele 24 und beim Schweizer Fernsehen. Seit 2004 tourt er mit eigenen Comedy-Programmen, derzeit «iFach Zucco». 2011 gewann er den Prix Walo. Zuccolini lebt mit seiner Ehefrau Alexzandra, zwei Töchtern und der Bulldogge Ivo bei Zürich.

Claudio Zuccolini (45) aus Scharans GR kam 1994 nach Mittelschule und Bankpraktikum als Moderator zu einem Bündner Lokalradio, war dann bei Tele 24 und beim Schweizer Fernsehen. Seit 2004 tourt er mit eigenen Comedy-Programmen, derzeit «iFach Zucco». 2011 gewann er den Prix Walo. Zuccolini lebt mit seiner Ehefrau Alexzandra, zwei Töchtern und der Bulldogge Ivo bei Zürich.

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