So hat der Krebs Jordis Leben verändert
«Ich muss alle drei Monate zur Kontrolle»

Vor gut einem Jahr erhielt sie die Diagnose Brustkrebs. Nach langen Therapien ist Francine Jordi (41) inzwischen krebsfrei. Gegenüber SonntagsBlick erzählt die Sängerin, wie die Krankheit sie als Mensch verändert hat.
Publiziert: 23.09.2018 um 02:28 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 13:51 Uhr
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Francine Jordi will ihre Haare vorerst kurz behalten: «Mir gefallen sie so. Ich finde die Frisur cool. Sie ist auch einfach zu pflegen. Zwei Minuten am Morgen und fertig!»
Foto: Thomas Buchwalder
Interview: Dominik Hug; Fotos: Thomas Buchwalder

Mit ihren Melodien begeistert sie Millionen: Francine Jordi (41) gehört zu den bekanntesten Sängerinnen im deutschsprachigen Europa. Dann der Schock! Im Mai 2017 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Das kommende Jahr würde kein Spaziergang, meinte ihr Arzt. Jordi wurde operiert, Chemotherapie, Bestrahlung!

Trotz gewaltiger Strapazen wollte sie ihr Leben möglichst normal weiterführen. «Ich glaube an die Kraft des positiven Denkens», sagte Jordi gestern im Interview mit BLICK. «Wenn ich im Leben stürze, will ich nicht liegen bleiben, sondern versuche mit allen Kräften, wieder aufzustehen.»

Über die Nebenwirkungen der Therapien hatte sie sich im Vorfeld bewusst nicht informiert. «Über Krebs gibt es so viele Horrorgeschichten. Ich wollte mich davon nicht beeinflussen lassen.» Sie wusste nur, dass sie ihre Haare verlieren würde. «Die Perücke hatte ich schon ausgewählt, die künstlichen Wimpern bestellt. Also ging ich zum Coiffeur und liess mir die Haare abschneiden. Ich wollte nicht, dass sie mir in Strähnen ausfallen.»

In all der Zeit verlor die Bernerin nie ihren Optimismus. «Das Warum meiner Erkrankung hat mich nicht interessiert, nur: Wie mache ich jetzt das Beste daraus.» Glücklicherweise schlugen die Therapien an. Jordi ist inzwischen krebsfrei. Im SonntagsBlick erzählt sie nun, wie die Krankheit sie als Mensch verändert hat.

Wie würden Sie das letzte Jahr beschreiben?
Francine Jordi:
Es war sicherlich das schwierigste Jahr meines Lebens. Aber es war auch ein sehr lehrreiches Jahr. Man beginnt, alltägliche Dinge wieder mehr zu schätzen, wenn man so eine Krankheit hinter sich gebracht hat. Man erkennt klarer, dass im Leben wirklich nichts selbstverständlich ist.

Was ist sonst noch anders?
Ich höre heute viel mehr auf meinen Körper. Früher legte ich im Jahr bis 100'000 Kilometer zurück, war immer unterwegs zum nächsten Auftritt. Heute gönne ich mir mehr Ruhepausen. Ich lasse mir auch nichts mehr aufzwingen.

Sie haben die Krankheit lange verheimlicht. Während der Therapie gaben Sie Konzerte mit Perücke. War es nicht schwierig, gute Laune zu verbreiten, wenn man so leiden muss?
Nein. Wobei auch die Ärzte anfänglich skeptisch waren. Aber die Konzerte gaben mir so viel Kraft. Ich freute mich jeweils riesig, für einen Auftritt am Wochenende nach Österreich oder Deutschland fahren zu können. Was ich auf der Bühne mache, ist Leidenschaft. Das ist Liebe. Zu singen, ist immer noch das Schönste in meinem Leben. Das hat mir auch geholfen, dass ich mich nicht zu sehr fallen lassen konnte.

Wie waren die Reaktionen der Leute nach der Bekanntgabe Ihrer Erkrankung?
Ich bekam einen unglaublichen Zuspruch, das tat mir sehr gut. Es ist beruhigend zu hören, wenn dir eine Person gesteht, dass sie das Gleiche durchmachte und jetzt genesen sei. Wie sagt man doch so schön: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Anderseits ist Krebs eine sehr individuelle Krankheit. Jeder reagiert anders, jeder empfindet unterschiedlich, jeder bekommt einen anderen Therapieplan. Diesen Weg muss jeder für sich alleine gehen.

Wie geht es für Sie weiter?
Ich muss alle drei Monate zur Kontrolle. Schlaflose Nächte deswegen habe ich keine. Das gehört jetzt einfach zu meinem Leben. 

Behalten Sie Ihre Haare kurz?
Mir gefallen sie so. Ich finde die Frisur cool. Sie ist auch einfach zu pflegen. Zwei Minuten am Morgen und fertig! Ohne Chemotherapie hätte ich nie den Mut gehabt, die Haare kurz zu schneiden. Aber vielleicht gefällt mir in fünf Monaten wieder ein anderer Look. Wer weiss schon, was die Zukunft bringt? 

Wie sieht Ihr Alltag aus?
Ich nehme mich mehr zurück, gehe öfter mit meinem Hund spazieren. Ich muss nicht mehr überall dabei sein, zu Hause vor dem Fernseher ist es auch schön. Ich muss auch nicht immer das Handy eingeschaltet haben. Oder dauernd E-Mails beantworten. Ich entledigte mich des Drucks, gefallen zu wollen. Es ist ein sehr befreiendes Gefühl, kein schlechtes Gewissen mehr zu haben.

Schlechtes Gewissen?
Ja, weil man etwas verpasst haben könnte beispielsweise. Das ist mir heute egal. Ich rege mich auch nicht mehr auf, wenn ich mit dem Auto wieder einmal im Stau stecken bleibe. Ich bin viel gelassener geworden. Mein Körper hat in den letzten 40 Jahren auf einem sehr hohen Niveau für mich gearbeitet. Für die nächsten 40 Jahre hat er es verdient, dass ich sehr gut zu ihm schaue.

Welche Träume haben Sie?
Kürzlich ging ich zum ersten Mal Gleitschirmfliegen. Das war super! Aber ansonsten bin ich keine grosse Träumerin. Ich bin Realistin. Ich versuche stets, das Beste zu geben. Aber ich gehöre nicht zu denen, die immer nach dem streben, was sie nicht haben. Ich bin ein genügsamer Mensch.

Hegen Sie nie einen Groll, weil Sie an Krebs erkrankt sind?
Nein. Ich sah mich während des ganzen letzten Jahres, als ich Therapien machte, nie als Opfer. Und rückblickend gesehen, hege ich erst recht keinen Groll: Hey, ich bin heil aus der Sache herausgekommen! 

Ihre wichtigste Erkenntnis?
Im Leben geht es nicht nur ums Geldverdienen und darum, sich ein Imperium zu erarbeiten. Im Gegenteil: Erfüllung findet man auch, wenn man einfach nur mal einen schönen Sonnenaufgang betrachten oder mit Freunden einen gemütlichen Waldspaziergang machen kann. Letzteres sind die Dinge, woraus ich momentan sehr viel Kraft schöpfe.

Wie schafft man es, stets so optimistisch zu sein?
Das liegt in meiner Natur. Bei mir ist das Glas Wasser immer halb voll, nicht halb leer. Das Leben war gut zu mir, dass der Tumor so früh entdeckt wurde. Das Leben war auch gut zu mir, dass die Chemotherapie angeschlagen hat. Es hätte auch ganz anders ausgehen können. Mein Optimismus ist also völlig berechtigt. Ich geniesse jetzt vor allem den Moment und versuche noch bewusster, aus jedem Tag das Beste herauszuholen.

So erkennt man Brustkrebs

An Brustkrebs erkranken in der Schweiz pro Jahr etwa 6000 Frauen, er ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Obwohl das Risiko nach dem 50. Lebensjahr deutlich steigt, sind 20 Prozent aller Patientinnen jünger.

Frauen jeden Alters sollten ihre Brust regelmässig nach Knoten untersuchen. Die wichtigste Methode zur Früherkennung ist die Mammografie (Röntgenuntersuchung der Brust). Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto höher sind die Überlebenschancen. Die definitive Diagnose wird anhand der Gewebeprobe gestellt.

Die Therapie wird individuell auf die Patientinnen zugeschnitten und ist abhängig von der Grösse und Lage des Tumors oder davon, ob Metastasen vorhanden sind. Meist wird operiert, wobei der Tumor heute oft so entfernt werden kann, dass die Brust erhalten bleibt. Oft werden verschiedene Behandlungsmethoden kombiniert: Chemotherapien, Strahlentherapie oder antihormonelle Therapien.

Laut Statistik leben fünf Jahre nach der Diagnose noch 88 von 100 Brustkrebs-Patientinnen, also 88 Prozent.

An Brustkrebs erkranken in der Schweiz pro Jahr etwa 6000 Frauen, er ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Obwohl das Risiko nach dem 50. Lebensjahr deutlich steigt, sind 20 Prozent aller Patientinnen jünger.

Frauen jeden Alters sollten ihre Brust regelmässig nach Knoten untersuchen. Die wichtigste Methode zur Früherkennung ist die Mammografie (Röntgenuntersuchung der Brust). Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto höher sind die Überlebenschancen. Die definitive Diagnose wird anhand der Gewebeprobe gestellt.

Die Therapie wird individuell auf die Patientinnen zugeschnitten und ist abhängig von der Grösse und Lage des Tumors oder davon, ob Metastasen vorhanden sind. Meist wird operiert, wobei der Tumor heute oft so entfernt werden kann, dass die Brust erhalten bleibt. Oft werden verschiedene Behandlungsmethoden kombiniert: Chemotherapien, Strahlentherapie oder antihormonelle Therapien.

Laut Statistik leben fünf Jahre nach der Diagnose noch 88 von 100 Brustkrebs-Patientinnen, also 88 Prozent.

Moderatorin und Sängerin

Francine Jordi gehört zu den bekanntesten Schweizer Sängerinnen: 1998 gewann sie mit «Das Feuer der Sehnsucht» den Grand Prix der Volksmusik. 2002 nahm sie beim Eurovision Song Contest teil. Ihr Duett «Träne» mit Florian Ast ist eines der erfolgreichsten Mundartlieder überhaupt. Die Bernerin ist auch oft im TV zu Gast: Sie moderierte «Die grössten Schweizer Hits», führt auch dieses Jahr wieder mit Jörg Pilawa durch die «Silvestershow». Am nächsten Samstag wird sie im ZDF-Quotenhit «Willkommen bei Carmen Nebel» auftreten. Jordi war mit Rad-Idol Tony Rominger verheiratet.

Francine Jordi gehört zu den bekanntesten Schweizer Sängerinnen: 1998 gewann sie mit «Das Feuer der Sehnsucht» den Grand Prix der Volksmusik. 2002 nahm sie beim Eurovision Song Contest teil. Ihr Duett «Träne» mit Florian Ast ist eines der erfolgreichsten Mundartlieder überhaupt. Die Bernerin ist auch oft im TV zu Gast: Sie moderierte «Die grössten Schweizer Hits», führt auch dieses Jahr wieder mit Jörg Pilawa durch die «Silvestershow». Am nächsten Samstag wird sie im ZDF-Quotenhit «Willkommen bei Carmen Nebel» auftreten. Jordi war mit Rad-Idol Tony Rominger verheiratet.

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