Zwei Oscar-Gewinnerinnen gemeinsam vor der Kamera – das riecht nach Zickenkrieg. Vor allem, wenn sie, wie NicoleKidman und Reese Witherspoon, in einem ähnlichen Alter sind. Aber beim Dreh zur siebenteiligen TV-Miniserie «Little Big Lies» kamen sie wunderbar miteinander aus. Sie spielen zwei Vorstadtmütter, deren Leben und Ehen nur nach aussen hin gut funktionieren. Kidman musste für die Rolle einiges an Prügeln einstecken. Die Serie läuft bei uns auf Sky.
«Ich bin über deine Anwesenheit hinweggekommen»
Wie klappt die Zusammenarbeit zwischen zwei derart erfolgreichen Frauen?
Reese Witherspoon: Ich bin jetzt zwar schon 25 Jahre in der Branche … Oh Gott, was für eine lange Zeit das ist... Aber immer habe ich Nicoles Schauspieltalent unsagbar bewundert. Ich habe mich am Set dabei ertappt, wie ich sie heimlich angestarrt habe. Ich dachte: Oh mein Gott, ich stehe neben Nicole Kidman.
Nicole Kidman (errötet): Hör sofort damit auf! Bitte!
R. W. (lacht): Das war nur am Anfang. Ich bin über deine Anwesenheit hinweggekommen.
N. K.: Wir haben uns bestens verstanden. Auch mit unseren anderen Co-Stars Shailene Woodley, Laura Dern und Zoe Kravitz. Wir haben uns vor den Drehtagen im Café verabredet, um unsere Rollen zu üben. Daraus ist dann immer ein munterer Kaffeeklatsch geworden. Wir haben über unser Privatleben geredet, unsere häuslichen Dinge mit den jeweiligen Rollen verglichen und Antworten gesucht.
R. W.: Ich habe dadurch eine Menge kostenloser Therapie bekommen (lacht). Wir haben unsere Mutterschaftserlebnisse miteinander geteilt und den Noch-nicht-Müttern in unserer Runde Rede und Antwort gestanden.
N. K.: Ach ja, und nach Drehschluss haben wir uns gegenseitig ständig SMS-Nachrichten mit witzigen Mama-Memes geschickt.
R. W.: Mein Lieblingsspruch war: «Mama braucht heute einen Drink.»
«Soll das ein Witz sein? Wir arbeiten in Hollywood!»
In der Serie lästern die Frauen übereinander. Kennen Sie das auch?
R. W.: Soll das ein Witz sein? Wir arbeiten in Hollywood!
N. K.: Genau. Es gibt keinen einzigen Augenblick in der Öffentlichkeit, in dem man sich nicht fühlt, als ob aller Augen auf einen gerichtet sind. Nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Mutter.
Wie gehen Sie damit um?
R. W.: Je älter ich werde, desto weniger macht mir das etwas aus. Aber es hat mich sehr gestört, als ich jünger war. Doch als ich dann 40 war, da habe ich mir gesagt: Mir ist es völlig egal, ob die Leute mich mögen. Ich ziehe das durch, was ich will, und verbiege mich nicht, um jemand anderen glücklich zu machen. Natürlich bin ich immer noch verletzlich, aber nur, wenn sehr enge Freunde etwas Negatives sagen.
N. K.: Ich versuche meinen Kindern beizubringen, dass man nicht über andere richten, ihnen nicht seine eigene Meinung und Ideen aufzwingen soll. Ich hoffe, dass die nächste Generation freundlicher und liebevoller miteinander umgeht.
Wie macht man das als Eltern den Kindern begreiflich?
N. K.: Indem man viel um die Welt reist und ihnen andere Kulturen zeigt. Ihnen beweist, wie man offen für fremde Dinge sein kann.
«Man muss seinen Kindern Wärme und Geborgenheit bieten»
Reese, Ihre beiden älteren Kinder sind im Teenageralter …
R. W.: Was nicht bedeutet, dass man jetzt als Mutter den Fuss vom Pedal nimmt. Selbst wenn die Kids 18 werden, heisst das nicht, dass sie vollständig erwachsen sind. Sie brauchen dich mehr denn je. Und ich werde an ihrem Bett sitzen und ihnen sagen: «Ich gehe erst, wenn du mir sagst, was dich bedrückt.»
N. K.: Man muss seinen Kindern Wärme und Geborgenheit bieten. Es ist eine harte Welt für sie da draussen. Der sollen sie zu Hause entkommen können.
Nicole, Sie haben mit Keith Urban eine achtjährige und eine sechsjährige Tochter. Stimmt es, dass Sie noch ein drittes Kind wollen?
N. K.: Ich hätte so gerne noch ein weiteres Baby. Ich liebe Kinder einfach.
R. W.: Möchtest du vielleicht eines von meinen haben?
N. K. (lacht): Reese kann nicht verstehen, dass ich ein drittes Kind will. Sie hat ja drei zu Hause. Immer, wenn ich gesagt habe, dass ich mir noch ein Baby wünsche, hat sie ausgerufen: «Nein, du hast genug. Glaub mir.»
«Ich habe mein Kind verteidigt wie eine Löwin»
In der Serie werden Kids von Mitschülern gemobbt. Kennen Sie das auch aus Ihrem Privatleben?
R. W.: Eines meiner Kinder wurde zwar nicht gehänselt, aber vom Lehrer beschuldigt, geschummelt zu haben. Das hat mich total wütend gemacht. Ich hatte keine Ahnung, dass eine solche Reaktion in mir steckt. Ich habe mein Kind verteidigt wie eine Löwin. Ich wollte die Wahrheit herausfinden und mir wurde klar: Du weisst als Eltern nicht wirklich, was im tiefsten Inneren deines Kindes verborgen ist.
N. K.: Da stimme ich zu. Das ist das Mysteriöse am Elternsein. In der Serie werden nicht nur Probleme wie Mobbing oder häusliche Gewalt angesprochen, sondern auch alltägliche Dinge, wie wir sie alle kennen. Wie behandle ich einen Teenager aus der Beziehung vom ersten Mann, während ich ein viel jüngeres Kind mit meinem neuen Ehemann habe?
«Was Sie auf dem Bildschirm sehen, ist sehr authentisch»
Nicole, Sie werden in der Serie von Ihrem Ehemann misshandelt und sexuell missbraucht. Können Sie solch traumatische Szenen nach Drehschluss einfach wegstecken oder bleibt etwas hängen, wenn Sie nach Hause kommen?
N. K.: Ich habe von den Gewaltszenen echte blaue Flecken davongetragen. Ich bin mental so fertig gewesen, dass ich mich zu Hause in die Badewanne gesetzt und geweint habe. Was Sie auf dem Bildschirm sehen, ist sehr authentisch.
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